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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Angriff vorbei zu sein schien,
traf ihn ein Schmiedehammer auf Rücken und Nacken und Kopf, und
plötzlich war er blind.
    Als nächstes merkte er, daß überall um ihn Wasser
war. Prustend und spuckend schlug er in der Dunkelheit um sich und
prallte mit den Händen von harten, scharfen, zerbrochenen
Flächen ab. Wasser gurgelte, sein Atem röchelte. Horza
blies Wasser aus dem Mund und hustete.
    Er schwebte in einer Luftblase, in Dunkelheit, in warmem Wasser.
Das meiste von seinem Körper schmerzte, jedes Glied und jedes
Teil jammerte seine eigene spezielle Schmerzbotschaft hinaus.
    Vorsichtig tastete er den kleinen Raum ab, in dem er gefangen war.
Das Schott war zusammengebrochen; er war – endlich – auf
dem Flugdeck bei Mipp. Er fand seine Leiche, zermalmt zwischen Sitz
und Instrumentenpaneel, eingeklemmt und und bewegungslos, einen
halben Meter unter der Wasseroberfläche. Sein Kopf, den Horza
berühren konnte, wenn er die Hand zwischen der Kopfstütze
des Sitzes und Teilen, die sich wie die Innereien des
Hauptmonitor-Schirms anfühlten, nach unten streckte, bewegte
sich zu leicht im Kragen des Anzugs, und die Stirn war
eingedrückt.
    Das Wasser stieg. Die Luft entwich durch die zerschmetterte Nase
der Fähre, die mit dem Bug nach oben im Meer umhertanzte. Horza
war klar, daß er durch den hinteren Abschnitt der Fähre
und die Hecktüren hinausschwimmen mußte; hier saß er
in der Falle.
    Trotz seiner Schmerzen atmete er so tief ein, wie er konnte,
ungefähr eine Minute lang, während die steigende
Wasseroberfläche seinen Kopf nach und nach in den Winkel
zwischen der Oberkante des Instrumentenpaneels und der Decke zwang.
Horza tauchte.
    Er kämpfte sich den Weg hinunter, vorbei an den Trümmern
des Sitzes, in dem Mipp gestorben war, und den verkrümmten
Leichtmetallplatten, aus denen das Schott bestanden hatte. Er konnte
Licht sehen, vage grau-grün, das ein Rechteck unter ihm bildete.
Luft, die sich in seinem Anzug gefangen hatte, sprudelte an seinen
Beinen entlang zu seinen Füßen hoch. Die Bojenwirkung
seiner luftgefüllten Stiefel hielt ihn auf, und eine Sekunde
lang glaubte er, er werde es nicht schaffen, er werde mit dem Kopf
nach unten hängenbleiben und ertrinken. Dann entwich die Luft
durch die Löcher in seinen Stiefeln, die Lamms Laser
hineingestanzt hatte, und Horza sank.
    Er schwamm auf das helle Rechteck zu, dann durch die offenen
Hecktüren und hinein in die schimmernden grünen Tiefen des
Wassers unter der Fähre. Er schwang die Füße nach
unten und stieg in die Höhe, durchbrach die Wellen keuchend, sog
warme, frische Luft in seine Lungen. Seine Augen paßten sich
dem schräg einfallenden, aber immer noch hellen Sonnenlicht des
späten Nachmittags an.
    Er hielt sich an der eingebeulten durchlöcherten Nase des
Schuttle fest – sie ragte etwa zwei Meter aus dem Wasser hervor
– und spähte nach der Insel aus, aber ohne Erfolg. Einfach
Wasser tretend, ließ Horza seinem strapazierten Körper und
Gehirn Zeit, sich zu erholen. Die aufrechtstehende Nase sank
währenddessen immer tiefer ins Wasser und kippte langsam nach
vorn, so daß die Fähre schließlich beinahe
waagerecht in den Wellen trieb, knapp unter Wasser. Der Wandler, dem
die angestrengten Armmuskeln weh taten, zog sich auf ihr Dach und
blieb dort wie ein gestrandeter Fisch liegen.
    Wie ein müder Diener, der nach einem Wutanfall seines Herrn
die Trümmer zerbrechlicher Gegenstände aufliest, begann er,
die Schmerzsignale abzuschalten.
    So lag er da, und kleine Wellen spülten über den Rumpf
des Shuttle hin. Mit einem Mal wurde ihm bewußt, daß all
das Wasser, daß er ausgespuckt und hinuntergeschluckt hatte,
süß war. Ihm war nicht in den Sinn gekommen, das Kreismeer
könne etwas anderes als salzig sein, so wie es die meisten
planetaren Ozeane waren. Aber da war nicht der leiseste Geschmack von
Salz, und er gratulierte sich dazu, daß er wenigstens nicht
verdursten könne.
    Vorsichtig stand er in der Mitte des Fährendaches auf. Die
Wellen brachen sich um seine Füße. Er spähte in die
Ferne und konnte die Insel erkennen – gerade eben. Sie sah im
Licht des frühen Abends sehr klein und sehr weit entfernt aus,
und wenn auch eine schwache warme Brise mehr oder weniger in ihre
Richtung blies, hatte er doch keine Ahnung, wohin ihn irgendwelche
Strömungen tragen mochten.
    Er setzte sich, dann legte er sich zurück und ließ das
Wasser des Kreismeeres über die flache Oberfläche unter
sich spülen und sich in einer kleinen Brandung

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