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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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vorbereiten auf unsere endgültige Vollendung, indem
wir mischen die Früchte von Erde und Meer und Tod mit unseren
verletzlichen Körpern aus Fleisch und Blut und Knochen. Du unser
Zeichen sein, unser Aperitif, unsere Witterung. Du dich müssen
fühlen geehrt.«
    »Mächtiger Prophet«, sagte Horza, schluckte schwer
und tat sein Bestes, seine Stimme ruhig klingen zu lassen. Fwi-Song
hörte auf zu reden, kniff die Augen noch fester zusammen und
runzelte die Stirn. Horza fuhr fort: »Ich bin in der Tat euer
Zeichen. Ich bringe euch mich selbst; ich bin der Jünger mit der
letzten Nummer. Ich komme, euch von der Maschine aus dem Vakuum zu
befreien.« Horza spähte zu dem Kultur-Shuttle hinüber,
das mit offenen Hecktüren hinten auf dem Strand hockte.
»Ich weiß, wie diese Quelle der Versuchung entfernt werden
kann. Laß mich dir meinen Eifer beweisen, indem ich deiner
großen und majestätischen Person diesen kleinen Dienst
erweise. Dann wirst du erkennen, daß ich dein letzter und
treuester Diener bin, der mit der letzten Nummer, der eine, der vor
der Vernichtung kommt, um… um deine Gefolgsleute für die
kommende Prüfung zu stählen und die Versuchung der
Anathematiker zu entfernen. Ich habe mich mit den Sternen und der
Luft und dem Ozean gemischt, und ich bringe dir diese Botschaft,
diese Errettung.« Hier machte Horza Pause. Seine Kehle und seine
Lippen waren trocken, seine Augen tränten von dem
scharfgewürzten Gestank der Nahrung dieser Fresser, mit dem eine
leichte Brise ihn umfächelte. Fwi-Song saß ganz still auf
seiner Trage. Er sah Horza mit seinen zusammengekniffenen
Schlitzaugen und der gefurchten Birnenstirn ins Gesicht.
    »Mr. Eins!« Fwi-Song wandte sich dem hellhäutigen
Mann in der Jacke zu, der gerade einem der Fresser den Bauch
massierte. Der unglückliche Jünger lag stöhnend auf
dem Boden. Mr. Eins richtete sich auf und kam herbei. Der gigantische
Prophet wies mit den Kinnen auf Horza und sagte etwas in der Sprache,
die der Wandler nicht verstehen konnte. Mr. Eins verbeugte sich
leicht, trat hinter Horza, und während er sich aus dem
Gesichtsfeld des Wandlers entfernte, zog er etwas unter seiner Jacke
hervor. Horzas Herz hämmerte. Er sah verzweifelt zu Fwi-Song
zurück. Was hatte der Prophet gesagt? Was hatte Mr. Eins vor?
Hände erschienen über Horzas Kopf, faßten etwas. Der
Wandler schloß die Augen.
    Ein Lappen wurde ihm fest über den Mund gebunden. Er roch
nach der scheußlichen Nahrung. Sein Kopf wurde gegen den Pfahl
gezwungen. Dann kehrte Mr. Eins zu dem am Boden wimmernden Fresser
zurück. Horza starrte Fwi-Song an, der von neuem anhub:
    »So. Wie ich gerade sagen wollte…«
    Horza hörte nicht zu. Der primitive Glaube des fetten
Propheten unterschied sich wenig von einer Million anderer. Nur das
Ausmaß seiner Barbarei machte ihn in diesen angeblich
zivilisierten Zeiten ungewöhnlich. Vielleicht war es eine
weitere Nebenwirkung des Krieges; dann war die Kultur daran schuld.
Fwi-Song redete, aber es hatte keinen Sinn, ihm zuzuhören.
    Horza ging es durch den Sinn, daß die Kultur für
Personen, die an einen allmächtigen Gott glaubten,
hauptsächlich Mitleid empfand. Im übrigen nahm sie nicht
mehr Notiz vom Wesen ihres Glaubens als von den Faseleien eines
Irren, der behauptet, Kaiser des Universums zu sein. Die Natur des
Glaubens war nicht vollständig irrelevant – im Zusammenhang
mit Hintergrund und Erziehung ließen sich daraus Schlüsse
ziehen, was mit diesen Wesen schiefgelaufen war –, aber man nahm
ihre Ansichten nicht ernst.
    Auf gleiche Art empfand Horza gegenüber Fwi-Song. Er
mußte ihn als den Wahnsinnigen behandeln, der er offensichtlich
war. Die Tatsache, daß sein Wahnsinn sich als Religion
verkleidete, hatte nichts zu bedeuten.
    Zweifellos wäre die Kultur anderer Meinung, würde
behaupten, es gebe sehr viele Gemeinsamkeiten zwischen Wahnsinn und
Glauben, aber was konnte man von der Kultur anderes erwarten? Die
Idiraner wußten es besser, und Horza, der zwar nicht allem
beipflichtete, was die Idiraner vertraten, respektierte ihre
Religion. Ihre ganze Art zu leben, beinahe jeder ihrer Gedanken war
erleuchtet, geleitet und regiert von ihrer einzigen
Religion/Philosophie, dem Glauben an Ordnung, an einen
vorherbestimmten Platz im Leben und an eine Art heiliger
Vernunft.
    Sie glaubten an die Ordnung, weil sie so viel von ihrem Gegenteil
gesehen hatten, erst in ihrer eigenen planetaren Geschichte bei dem
außerordentlich erbitterten evolutionären Wettbewerb

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