Bedenke Phlebas
aus und machte nicht den
Versuch zu antworten.
Siebenundzwanzigs Körper trieb langsam aufs Meer hinaus.
Fwi-Song wurde abgetrocknet. Die dürren Menschen saßen
lustlos herum oder kümmerten sich um die schrecklich riechende
Flüssigkeit in den brodelnden Töpfen. Mr. Eins und seine
beiden Helferinnen nahmen ihre Wickelgewänder ab, was Mr. Eins
in seiner schmutzigen, aber heilen Jacke und die Frauen in ihren
Fetzen ließ. Fwi-Song befahl, seine Trage vor Horza auf den
Sand zu stellen.
»Siehe, Geschenk von den Wellen, Ernte aus dem wogenden
Ozean, meine Leute sich darauf vorbereiten, zu brechen ihr
Fasten.« Der Prophet schwenkte einen fettwabbelnden Arm, um auf
die Leute zu weisen, die mit den Feuern und Kesseln beschäftigt
waren. Der Geruch nach verfaulendem Essen erfüllte die Luft.
»Sie essen, was die anderen liegenlassen, was die anderen
nicht würden anrühren, weil sie dem Stoff von Fatum wollen
näher sein. Sie essen die Rinde von den Bäumen und das Gras
von dem Boden und das Moos von den Steinen; sie essen den Sand und
die Blätter und die Wurzeln und die Erde; sie essen die Schalen
und die Eingeweide der Meerestiere und das Aas des Landes und des
Ozeans; sie essen ihre Körperprodukte und teilen die meinen. Ich
sein die Quelle. Ich sein der Brunnen, der Geschmack auf ihren
Zungen.
Du, Schaumblase auf dem Ozean des Lebens, ein Zeichen sein. Ernte
des Meeres, vor dem Augenblick deiner Vernichtung du werden erkennen,
daß du alles sein, was du gegessen haben, und daß Nahrung
nichts weiter sein als unverdaute Exkremente. Dies ich haben gesehen;
dies du werden sehen.«
Eine der Dienerinnen kam mit Fwi-Songs gereinigten Gebissen vom
Meer zurück. Er nahm sie von ihr entgegen und brachte sie in den
Lumpen irgendwo hinter sich unter. »Alle werden fallen, bis auf
uns, alle werden den Tod finden, ihre Vernichtung. Wir allein werden
in der Vernichtung auferstehen und eintreten in den Glanz unserer
höchsten Vollendung.«
Der Prophet lächelte Horza an, während um ihn – die
langen Schatten des Nachmittags fielen über den Sand – die
ausgemergelten, krank wirkenden Leute sich zu ihrer stinkenden
Mahlzeit niedersetzten. Horza beobachtete, wie sie zu essen
versuchten. Einige schafften es, angespornt von Mr. Eins, aber die
meisten konnten nichts bei sich behalten. Sie rangen nach Atem und
nahmen Schlucke von der Flüssigkeit, aber fast immer erbrachen
sie, was sie eben erst hinuntergezwungen hatten. Fwi-Song betrachtete
sie traurig und schüttelte den Kopf.
»Du sehen, sogar die mir am nächsten stehenden meiner
Kinder noch nicht bereit sein. Wir müssen beten und darum
flehen, daß sie bereit sein werden, wenn die Zeit kommen, die
ja in wenigen Tagen kommen müssen. Hoffen wir, daß die
Unfähigkeit ihrer Körper, Sympathie mit allen Dingen zu
empfinden, sie nicht lassen erscheinen als Verworfene in den Augen
und im Mund Gottes.«
Du fetter Bastard. Du bist innerhalb meiner Reichweite, wenn du
das nur wüßtest. Ich könnte dich von hier aus
blenden, könnte dir in deine kleinen Augen spucken, und
vielleicht…
Aber, dachte Horza, vielleicht auch nicht. Die Augen des Riesen
waren so tief in der wabbeligen Haut seiner Stirn und seiner Wagen
verborgen, daß der Giftspeichel, mit dem Horza das goldene
Monster hätte treffen können, seinen Weg zu den
Schleimhäuten der Augen unter Umständen gar nicht fand.
Aber der Gedanke war das einzige, was Horza in dieser Situation Trost
spenden konnte. Er war imstande, den Propheten anzuspucken, und damit
hatte es sich. Vielleicht würde sich eine Situation ergeben, in
der es Wirkung zeitigen würde, doch es jetzt zu tun, wäre
dumm. Horza kam zu dem Schluß, daß ein blinder,
wütender Fwi-Song ihm noch gefährlicher werden würde
als ein sehender, kichernder.
Fwi-Song redete weiter auf Horza ein, stellte niemals eine Frage,
machte niemals eine Pause, wiederholte sich immer öfters. Er
erzählte ihm von seiner Erweckung und seinem früheren Leben
als Zirkus-Mißgeburt, dann als Palast-Maskottchen für
einen nichtmenschlichen Satrapen auf einem Megaschiff. Dort hatte
seine Erweckung stattgefunden. Er überredete ein paar Beherzte,
mit ihm auf einer Insel das Ende aller Dinge abzuwarten. Weitere
Jünger waren eingetroffen, als die Kultur das Schicksal des
Vavatch-Orbitals bekanntmachte. Horza hörte nur halb zu. Er
versuchte, sich einen Fluchtweg auszudenken. Seine Gedanken
rasten.
»… Wir auf das Ende aller Dinge warten, auf den letzten
Tag. Wir uns
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