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Beefy ist an allem schuld

Beefy ist an allem schuld

Titel: Beefy ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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bemerkt. Aber da sie eine Cousine von Beefy war, hatte er angenommen, ihre Ansichten und ihr Geschmack seien etwas begrenzt.
    «Bei anderen Dramatikern», fuhr Sally eifrig fort, «selbst bei Shakespeare, kann man sehen, wo sie sich ihre Wirkung herholen. Bei Tschechow dagegen nie. Seine Personen sitzen da und reden ganz alltägliche Dinge, und dann kommt plötzlich ein Laut aus dem Hintergrund - ein Käuzchenschrei, der Gesang von Bauern, der Ruf eines Kindes, und manchmal ist es auch nur ein langes Schweigen auf der Bühne, das einen verzaubert.»
    «Sie wissen ja sehr gut Bescheid», sagte er lachend. Besser als ich selbst, dachte er verblüfft.
    Während der Aufführung beobachtete er sie. Sie hatte sich im Sessel zurückgelehnt und war ganz in das Schauspiel versunken. Ihre Augen glänzten, ihre Lippen waren leicht geöffnet. Aus einem spontanen Gefühl heraus legte er seine Hand auf die ihre.
    Sie zog ihre Hand erst zurück, als der erste Akt zu Ende war.
    «Gefällt es Ihnen wirklich?» fragte er besorgt.
    «Ja sehr, und Ihnen?»
     
    Der glückliche Abend näherte sich seinem Ende. Arm in Arm gingen sie beschwingt durch die frische Nachtluft. Vor dem Schloßtor blieben sie beide stehen. «Auf Wiedersehen», sagte Sally, «und vielen Dank für alles.»
    John Adams streckte die Arme aus. Seine Hände umfaßten ihre Schultern. Er blickte auf ihren lachenden Mund - und dann war sie plötzlich fort, fort aus seinen Armen.
    Er blieb noch lange auf dem gleichen Fleck stehen. Immerhin, sie schien ihn zu mögen, und was ihn anging, er liebte dieses frische, bezaubernde Mädchen. Beschwingt lief er die ins Mondlicht getauchte Straße entlang heimwärts, bis er zu den ersten Häusern und Laternen der Stadt kam und in einen langsameren, seinem geistlichen Stand angemesseneren Schritt verfiel.
     

15
     
    «Und was wißt ihr über diesen Coldbarrow?» fragte Ida. Sie wartete. Schließlich sagte sie: «Hab ich’s mir doch gedacht, nichts wißt ihr.» Ihre Augen funkelten. «Wie oft muß ich euch eigentlich noch predigen, Jungens, daß man seine Gegner genau zu studieren hat. Das ist unbedingt notwendig, vor allem, wenn wir diesem Coldbarrow beim Bau des Gemeindehauses dazwischenfahren wollen.»
    Ratloses Schweigen. «Also gut», sagte Ida, wieder einmal von ihren Direktoren enttäuscht. «Ich will sehen, was sich da machen läßt. Obwohl ich wirklich nicht weiß, was mich das alles angeht. Das hat man davon, wenn man so gutmütig ist. Aber jetzt haut ab, ich will meine Sachen auspacken.»
    Die Direktoren seufzten erleichtert auf. «Vielen Dank, Ida», sagten sie und marschierten im Gänsemarsch ab.
    Auch die Präsidentin seufzte. Kaum war sie aus ihrem wohlverdienten Urlaub zurückgekehrt, und schon überfielen sie Heck, Langfinger und Beefy in ihrem Hotelzimmer mit einem derartigen Problem. Ihr erster Gedanke war gewesen, sie zum Teufel zu jagen. Aber das ging auch wieder nicht. Das Gemeindehaus war schließlich sehr nützlich, es hielt sie zusammen. Wenn sie sich erst einmal in alle Winde zerstreut hatten, konnte weiß Gott was passieren. Ida hatte in ihrem Leben zu viele vielversprechende junge Männer gesehen, die in ein ehrbares Leben abgerutscht waren, nur weil ihnen die richtige Führung und Disziplin gefehlt hatte.
    Das brachte sie auf Beefy. Der war dafür ein ganz typisches Beispiel. Labil, ja, das war der richtige Ausdruck. Sie griff zum Telefon und verlangte den Portier.
    «Ich hatte gerade Besuch», sagte sie.
    «Ja, die Herren kommen gerade hier vorbei.»
    «Sagen Sie doch dem großen dunklen Herrn, er möchte noch einmal zu mir heraufkommen.»
    «Heck», sagte sie, als er in ihr Zimmer kam, «ich mache mir Sorgen wegen Beefy. Hat er seinen ehrlichen Lebenswandel noch immer nicht aufgegeben?»
    «Aufgegeben? Im Gegenteil. Erarbeitet. Kurz nachdem Sie auf Urlaub gegangen sind, fing er an, im Schloß als Gärtner zu arbeiten.»
    Idas Unterkiefer zitterte vor Wut. «Und ihr habt nichts dagegen unternommen?»
    «Ich hab ihm ‘n Schlafmittel in seinen Kakao getan», sagte Heck trotzig. «Dadurch kam er am ersten Morgen gute zwei Stunden zu spät. Hat aber anscheinend nicht viel genützt.»
    Sie schüttelten beide den Kopf. «Undank ist der Welt Lohn», sagte Ida bitter. «Jedenfalls mußt du ihn wieder zur Vernunft bringen, notfalls mit Gewalt.»
    «Geht in Ordnung, Präsidentin», sagte Heck und ging hinaus.
     
    Einige Tage später saßen Beefy und Lord Wapentake morgens auf einer Gartenbank und ruhten sich

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