Beefy ist an allem schuld
von der Arbeit aus. Lord Wapentake schien etwas auf dem Herzen zu haben. Er hatte sich schon einige Male Beefy zugewandt, als ob er etwas sagen wollte, hatte dann aber kein Wort herausgebracht. Schließlich gab er sich einen Ruck. Eine Hand auf Beefys Knie gelegt, fragte er: «Waren Sie eigentlich schon mal im Gefängnis?»
Plötzlich schien die Sonne weniger hell, die Vögel hatten aufgehört zu singen, und Beefy schluckte.
«Einmal», sagte er kleinlaut.
«Und weswegen?» fragte der Lord behutsam.
«Das hab ich auch nie so richtig verstanden», sagte Beefy.
«Sie haben - Sie haben also nie Juwelen oder so was gestohlen?»
«Ich? Gestohlen?» fragte Beefy entrüstet. «Natürlich nicht.»
Der Lord nickte. «Schon gut», sagte er, «schon gut. Hoffe, Sie nehmen mir die Frage nicht übel, aber - ich hatte heute morgen zwei Kriminalbeamte in Zivil hier.»
Beefy sah ihn erschreckt an. «Was wollten die denn?» fragte er.
«Sie wollten mich vor einem gerissenen Gauner warnen», sagte Lord Wapentake gedehnt. «Er ist anscheinend darauf spezialisiert, sich in vornehmen Häusern als Gärtner anstellen zu lassen, um die Lage erst mal zu peilen, und dann geht er mit den Familienjuwelen auf und davon.»
«Sind sie wieder weg, die Kriminalbeamten?» fragte Beefy unruhig.
«Ja. Ich habe zu ihnen gesagt, ich hätte nur einen männlichen Angestellten, der sei zwar Gärtner, arbeite aber schon seit fünfzig Jahren bei mir.»
Eine lange Stille folgte. Schließlich sagte Lord Wapentake nachdenklich: «Beefy, haben Sie schon mal einen Kriminalbeamten in Zivil mit Holzbein gesehen?»
«Nein», sagte Beefy. «Einen mit Holzbein kenn ich, aber das ist kein Kriminaler.»
Beefy war den ganzen Tag über aufgeregt und besorgt. Er mußte unbedingt wissen, was Heck von alldem hielt. Es paßte ihm gar nicht, daß die Polizei im Schloß gewesen war.
Er ging früh zu Bett und wartete auf die Jungens. Aber als sie endlich kamen, fehlte Heck.
«Er ist zu seiner armen alten Mutter gefahren», erklärte Holzbein, «die ist nämlich schwer krank.»
Beefy blickte ratlos um sich. «Ich muß ihn aber sehen», sagte er. «Wann kommt er denn?»
«Gar nicht. Er bleibt über Nacht bei ihr.»
Beefy seufzte. «Ich muß ihn was fragen», sagte er. «Zwei Bullen waren auf ‘m Schloß, die haben Lord Wapentake vor ‘nem Gärtner gewarnt, der hinter Juwelen her ist, und mich hat der Lord hinterher gefragt, ob ich schon mal welche gestohlen hab.»
Holzbein sah ihn entsetzt an. «Na so was. Das find ich aber reichlich unfein. Juwelen hast du doch noch nie geklaut, oder etwa doch?»
«Natürlich nicht.»
Holzbein wandte sich an die anderen. «Da hat man’s mal wieder, der arme alte Beefy. Er versucht ehrlich zu arbeiten, und dann sagen die solche Sachen über ihn.»
«Aber was soll ich denn nun bloß machen?» fragte Beefy unglücklich.
Holzbein tat, als denke er nach, und meinte dann: «Du könntest sie vielleicht wegen übler Nachrede verklagen. Aber es spricht wohl schon zu viel gegen dich. Mach du nur weiter so, Beefy. Arbeite ehrlich, dann werden die sich schon von selbst schämen wegen ihrer gemeinen Verdächtigungen.»
«Danke, Holzbein», sagte Beefy und seufzte auf. Man fühlte sich doch gleich besser, wenn man Freunde hatte, die an einen glaubten und einem halfen, trotz aller Hindernisse auf dem rechten Weg zu bleiben.
«Mach dir keine Sorgen», fuhr Holzbein fort. «Geh du nur morgen wieder an deine Arbeit, als ob gar nichts los gewesen wär.» Er legte sich schlafen. «Gute Nacht, Beefy.»
«Gute Nacht, Holzbein», sagte Beefy erleichtert.
Doch am nächsten Morgen, als er zur Arbeit erschien, fand er das Schloß in einem Zustand wilder Aufregung. Überall waren Polizisten. Lady Wapentake rang in der Küche die Hände. Sally war im Blumengarten und sah bleich und verängstigt aus. Seine Lordschaft stapfte mit einem doppelläufigen Jagdgewehr über der Schulter herum. Er sah so aus, als wollte er jeden, der ihm vor die Flinte kam, abknallen.
«Ah, da sind Sie ja, mein Junge», schrie er, als er Beefy erblickte. «Kommen Sie mal zu mir!»
Beefy näherte sich ihm vorsichtig. Lord Wapentake legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte erbittert: «Sehen Sie sich die mal an. Suchen nach Spuren! Die wären ja nicht mal imstande, die Spur eines Elefanten in tiefem Schnee zu verfolgen.»
«Was ist denn los?» fragte Beefy ängstlich.
«Los? Wir haben die ganze gottverdammte Polizei von Danby auf dem Hals. In meinem ganzen
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