Beefy ist an allem schuld
Heck hinkte. «Hast du ‘n Unfall gehabt, Heck?» fragte er besorgt.
Heck, der vorsichtig seine Jacke auszog, hielt inne. «Nein», sagte er schnell. «Wieso denn?»
«Ich dachte nur, weil du so hinkst.»
«Man wird doch wohl noch ‘ne Blase an der Hacke haben dürfen», sagte Heck übel gelaunt, «ohne daß jeder gleich wunder was draus macht.»
«Entschuldige, Heck», sagte Beefy demütig.
Aber Heck schien heute abend ganz schlechte Laune zu haben. Wortlos legte er sich auf seinen Kunstrasen. «Soll das Licht vielleicht die ganze Nacht anbleiben?» fragte er dann streitsüchtig.
Beefy kroch aus seiner Linoleumrolle. «Ich geh ja schon», sagte er und blickte auf seinen Freund hinunter. «Warum liegst du denn auf dem j Bauch, Heck?»
Ein wütendes Grunzen war die Antwort. Beefy zögerte, doch dann! kroch er die Leiter hinunter und schaltete das Licht aus. Er machte sich; Sorgen um Heck. Vielleicht hatte er wieder einen dieser scheußlichen Anfälle und lag auf dem Bauch, um sein schmerzverzerrtes Gesicht vor seinen Freunden zu verbergen. Beefy hielt sich noch lange Zeit wach, für den Fall, daß sein Freund irgend etwas brauchen sollte. Aber Heck lag die ganze Nacht ruhig und stumm da.
16
Der Kirchenbasar, der in Mr. Macmillans Garten stattfand, war ein großer Erfolg.
Hübsche junge Damen in bunten Sommerkleidern standen auf dem Rasen und tranken, einen Strohhalm zwischen den Lippen, Limonade. Die Jungen tanzten mit ihren Mädchen so lange und ausdauernd, bis die Sonne hinter dem Horizont verschwand. Der Garten war voller Gelächter und Tanzmusik, und von der Bowlingbahn tönte das friedliche Klicken der Holzkugeln herüber. Die Jung-Pfadfinder liefen mit einem Kuchen herum und forderten die Gäste auf, das Gewicht zu erraten. Emsig schrieben sie dann die ernsthaften, die scherzhaften oder die nur gleichgültig hingeworfenen Antworten auf. Große Holztische bogen sich unter Salatschüsseln, Platten mit belegten Broten und Erfrischungsgetränken, andere unter den großzügig gespendeten Gaben.
An einem der Tische stand Lizzie Tubb in ihrem geblümten Kleid und bediente die Hungrigen.
Beefy stand mit einem Zylinder auf dem Kopf und einem vergnügten Grinsen im Gesicht auf einem kleinen Podest, während einige junge Leute sich bemühten, seinen Zylinder mit Tennisbällen zu treffen. Er war überglücklich. Sein neuer Freund Mr. Macmillan hatte ihn gebeten, diese Rolle zu übernehmen. Begeistert hatte Beefy zugestimmt. «Guter alter Beefy», schrien die Jungen und Mädchen und ballerten ihm den Zylinder vom Kopf. Er war im siebenten Himmel.
Im siebenten Himmel war auch der Pfarrer John Adams, denn Sally, die Lady Wapentake am Gemüsestand half, hatte ihn angelächelt.
Im siebenten Himmel war auch Sally, denn John Adams hatte ihr etwas abgekauft und sich zwanzig Minuten mit ihr unterhalten.
Im siebenten Himmel war die ganze Gemeinde, weil ihr netter junger Pfarrer, der sich so viel Mühe mit dem neuen Gemeindehaus gegeben hatte, seine Gedanken nun offenbar zarteren Dingen zuwandte - um es genau zu sagen: diesem hübschen jungen Mädchen vom Schloß. Alles tuschelte und freute sich darüber.
Nur Amos Coldbarrow fühlte sich hier nicht wohl. Diese Art Veranstaltungen war ihm zuwider. Wenn man nicht aufpaßte, mußte man ununterbrochen in die Tasche langen.
Er merkte, daß ihn jemand zaghaft an der Jacke zupfte. «Möchten Sie nicht raten, wieviel Bonbons in diesem Glas sind?» piepste eine kleine Pfadfinderin. «Kostet jedesmal nur drei Pennies.»
«Nein, ich esse keine Bonbons», sagte Amos und ging weiter. Man hatte ihn eingeladen, weil er den Auftrag für den Bau des neuen Gemeindehauses bekommen hatte. Aber er würde sich jetzt schnellstens empfehlen, bevor man ihn bis aufs Hemd ausplünderte.
Er hörte, wie jemand seinen Namen rief, und blickte sich um. Der Pfarrer, in einer hellen Leinenjacke, kam auf ihn zu. «Hallo, Amos», begrüßte er ihn, «wie sieht’s mit dem Bau aus?»
«Die üblichen Schwierigkeiten», sagte Amos, «aber nichts von Bedeutung.»
«Wir werden doch den Termin für die Grundsteinlegung einhalten können?» fragte der Pfarrer etwas besorgt. Er hatte den Bischof dazu eingeladen und schon eine feste Zusage von ihm erhalten.
«Machen Sie sich keine Sorgen», sagte Amos, «ich habe noch nie jemanden sitzenlassen.»
«Natürlich nicht.» Der Pfarrer war beruhigt. Eigentlich gar kein so übler Bursche, dieser Amos, wenn man ihn etwas besser kannte. Er war nun doch
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