Beefy ist an allem schuld
Leben hat man mich noch nicht so viele idiotische Sachen gefragt.»
«Wen suchen die denn?»
Lord Wapentake starrte ihn verblüfft an. «Natürlich den Kerl, der meiner Alten ihre Juwelen stehlen wollte.» Seine Stimme klang verdrossen. «Was, zum Teufel, haben Sie denn gedacht, was die suchen? Pilze?»
Beefy zitterte wie Espenlaub. «Sie meinen - Sie meinen, jemand wollte Juwelen klauen? Hier im Schloß?»
«Davon rede ich doch die ganze Zeit.» Die Stimme des Lords klang noch gereizter.
«Ich war’s nicht», sagte Beefy.
«Sie? Natürlich nicht. Ein großer Bursche war’s, mit schwarzem Haar und Koteletten. Hab ihn auf frischer Tat ertappt.» Er klopfte liebevoll auf sein Gewehr. «Ist mir dann leider entwischt. Aber ich hab ihm noch eins aufgebrannt. Aus beiden Läufen. Wetten, daß der die nächsten paar Tage nicht sehr bequem sitzen wird?» Er kicherte in sich hinein.
Aber Beefy sah jetzt zu seinem Schrecken einen hünenhaften Kriminalbeamten auf sie zukommen. Lord Wapentake hatte ihn auch entdeckt. «Ich gehe jetzt», sagte er. «Wenn mir irgend jemand noch eine einzige Frage stellt, kann ich nicht mehr dafür garantieren, daß ich die Finger vom Abzug lasse.»
«Aber was soll ich denn bloß sagen?» fragte Beefy kläglich.
«Schwindeln Sie ihm was vor», sagte der Lord resolut.
Der Kriminalbeamte durchbohrte Beefy mit seinen Blicken. «Kann ich Sie einen Moment sprechen?» fragte er.
Beefy sah ihn an wie ein hypnotisiertes Kaninchen. «Ich muß Radieschen pflanzen gehen», sagte er.
«Die können warten. Wie heißen Sie?»
«Beefy.»
«Beefy, was?»
«Äh - Jones. Übrigens -»
«Wie lange arbeiten Sie hier schon?»
Jetzt saß er in der Falle. Erst gestern hatte Lord Wapentake diesen Polizisten erzählt, daß sein Gärtner seit fünfzig Jahren bei ihm arbeite, und wenn er jetzt etwas anderes sagte, würden sie es nachprüfen und sofort Verdacht schöpfen. Doch er war sich auch darüber klar, daß es schwierig sein würde, Lord Wapentakes Geschichte überzeugend zu bestätigen. Er entschloß sich zu einem Kompromiß. «Fast fünfzig Jahre», sagte er.
«Sie täten gut daran, sich keine Witze mit mir zu erlauben», sagte der Kriminalbeamte.
«Aber ich mach doch gar keine Witze», sagte Beefy verängstigt.
«Na also, wie lange arbeiten Sie denn nun hier?»
«Ungefähr vierzehn Tage», sagte Beefy kläglich.
«Im Garten? Gehen Sie auch manchmal ins Haus?»
«Nur zum Essen.»
«Waren Sie schon mal in den oberen Stockwerken?»
«Einmal», gab Beefy widerwillig zu.
«Warum?»
«Lord Wapentake hat mich nach dem Unkrautvertilger geschickt, weil er ihn fürs Unkraut brauchte.»
«Und wo befand sich der Unkrautvertilger?»
«Im Badezimmerschrank.»
Der Beamte seufzte und schloß sein Notizbuch. «Danke», sagte er mißmutig. Er spürte Lord Wapentake wieder auf. «Wo bewahren Sie Ihren Unkrautvertilger auf?» fragte er.
Die Augen Seiner Lordschaft funkelten wütend. «In der Speisekammer», zischte er durch die zusammengebissenen Zähne, «in einer Flasche, auf der steht.»
«Sie machen uns unsere Arbeit wirklich nicht leicht, Mylord», seufzte der Kriminalbeamte. «Schließlich tun wir ja nur unsere Pflicht, und das, nebenbei bemerkt, um Ihnen zu helfen.»
Lord Wapentake wurde etwas zugänglicher. «Tut mir leid, alter Knabe», sagte er zerknirscht.
«Schon gut, Mylord, hm, also - wo bewahren Sie denn nun wirklich Ihren Unkrautvertilger auf?»
«Verflucht, wenn ich das jetzt bloß wüßte.» Er überlegte. «Ja, wenn Sie mich so fragen, dann würde ich sagen im Badezimmerschrank. Ja, stimmt. Ich hab nämlich diesen Burschen da, den Beefy, mal danach geschickt, und später hab ich dann entdeckt, daß er das Unkraut mit einer Lösung aus dem Badesalz meiner Frau besprüht hat.»
Immer noch besser, als deine Alte in einem Bad mit Unkrautvertilger zu entdecken, dachte der Beamte grimmig. Er entfernte sich. Sein Bedarf an Aristokratie war für diesen Tag gedeckt. Ihm ging allmählich auf, wie es zur Französischen Revolution hatte kommen müssen.
Beefy wurde zu seiner größten Verblüffung nicht verhaftet. Er arbeitete den ganzen Tag wie besessen und wagte nicht, auch nur einmal den Kopf zu heben, und als es Abend war, lief er so schnell, wie seine Beine ihn tragen konnten, nach Hause. Das Gemeindehaus war leer. Er kletterte die Leiter hinauf und verkroch sich in seiner Linoleumrolle.
Doch als die Jungens schließlich heimkehrten, bekam er den nächsten Schock. Sein Freund
Weitere Kostenlose Bücher