Beefy ist an allem schuld
schon etwas vor.»
Ein kurzes Schweigen entstand. Dann sagte Beefy freundlich: «Macht nichts, Sally, wirklich nicht. Ich hab ja nur so gemeint.»
Sie lächelte ihn an und nahm seinen Arm. «Ein andermal, abgemacht?»
«Wenn du wirklich willst, natürlich.»
«Natürlich will ich. Aber wie wär’s, wenn du mir jetzt beim Blumenschneiden helfen würdest? Oder hast du etwas anderes zu tun?»
Für Beefy war es ein herrliches Vergnügen, Sally bei den Blumen zu helfen. Die Sonne schien, die Vögel sangen, und die Bienen summten zufrieden. Seine Enttäuschung spürte er erst, als Sally ihn wieder verlassen hatte und ins Haus zurückgekehrt war. Der Tag zog sich endlos hin. I Sogar die Gesellschaft seines neuen Freundes konnte ihn nicht aufheitern. Ziellos trottete er abends zur Stadt zurück.
Doch plötzlich fiel ihm ein, daß er ja Geld hatte und Geschenke kaufen konnte. Er besorgte zwei Schachteln Zigaretten für Heck und ließ sie sich hübsch verpacken. Dann kaufte er noch ein schweres, mit Messingknöpfen besetztes Halsband für Whitey.
«Soll der Name eingraviert werden?» fragte der Verkäufer.
Beefy schüttelte den Kopf. Darauf konnte er nicht warten. Er war plötzlich ungeduldig, Lizzies Gesicht zu sehen, wenn er mit seinem Geschenk ankam. Sie würde sich freuen.
Whitey schlug flüchtig an, als Beefy an Lizzies Tür klopfte. Lizzie öffnete und lächelte ihn gespielt vorwurfsvoll an. «Kommen Sie rein», sagte sie, «ich dacht schon, Sie hätten mich ganz vergessen.»
«Ich arbeite jetzt», sagte er stolz, «und heut hab ich meinen ersten Lohn gekriegt.» Er kramte in seiner Tasche. «Hier ist ein Geschenk für Whitey», fuhr er fort und überreichte Lizzie das kleine Päckchen.
Lizzie packte es mit leicht zitternden Fingern aus. Sie blickte auf das riesige Halsband, dann sah sie Beefy an. «Das ist aber hübsch. Es wird ihm gefallen», sagte sie und zupfte verlegen am Tischtuch.
Mit vereinten Kräften banden sie das Halsband dem unglücklichen Tier um den Hals. Whitey versuchte es mit seinen Vorderpfoten abzustreifen. Vergebens. Verzweifelt lief er in der Küche umher.
«Es ist hübsch», sagte Lizzie. «Es gefällt dir doch, nicht, Whitey?»
«Hoffentlich ist es ihm nicht zu schwer. Was meinen Sie?» fragte Beefy besorgt.
«Nein, es gefällt ihm.» Sie stand auf und stellte den Teekessel auf den Herd. «Ich hab ‘n bißchen Sülze zum Tee. Wollen Sie nicht bleiben?»
Es war eine gemütliche, friedliche Mahlzeit in der dunklen Küche. Lizzie blickte immer wieder zwischen dem Hund und Beefy hin und her.
«Das dürfen Sie aber wirklich nicht», sagte sie, «Ihren Lohn für mich ausgeben.»
Da kam Beefy eine wunderbare Idee. Wenn Sally schon nicht ins Kino mitgegangen war, vielleicht hatte Lizzie Lust, und so fragte er sie: «Wie wär’s, wenn wir beide ins Kino gingen?»
«Jaaa», sagte Lizzie und überlegte. «Es geht mir letzte Zeit nämlich gar nicht so gut. Ich hab solche Schmerzen hier, wie von Nadeln. Bißchen Abwechslung wird mir guttun.» Durch ihre dicken Brillengläser blickte sie Beefy dankbar an.
Beefy strahlte. «Na, dann gehn Sie mal schnell und ziehen Sie sich das Geblümte an», sagte er freundlich. «Ich wasch schon ab.»
«Bin gleich zurück», sagte Lizzie. Als sie wieder in die Küche kam, trug sie ein altmodisches Kleid, ein wahres Blumenbeet von Hut, und spitze, vom letzten Kirchenbasar stammende Schuhe.
«Im Majestic gibt’s ‘nen Western», sagte Beefy. «Ich hab die Voranzeige gesehen. Indianer und so.»
«Ja, also ich hab mir überlegt», sagte Lizzie, «vom Kino tun mir nämlich die Augen immer so weh, ob - ob wir nicht vielleicht lieber ins Theater gehen könnten?»
Beefy verbarg seine Enttäuschung. Er hatte sich schon so auf die Indianer gefreut. «Klar können wir ins Theater gehen», sagte er. «Ist sicher auch ganz nett.»
Das Royal Theatre in Danby hatte einmal bessere Tage gesehen. Die Bretter, auf denen einst sogar der große Irving gestanden hatte, waren seither auf jede nur erdenkliche Weise entweiht worden, von Zirkusvorstellungen, Eisrevuen oder Schlager- und Quizveranstaltungen. In letzter Zeit hatte sich jedoch wieder ein verhältnismäßig fester Spielplan durchgesetzt. Im Winter fanden Varietevorstellungen statt, und den Sommer über mietete eine junge, unternehmungslustige Theatertruppe die Bühne.
Man spielte alles mögliche. Das Repertoire reichte von den Gespenstern bis zum Gespensterzug, von der Möwe bis zu den Möwen über
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