Befehl aus dem Jenseits (German Edition)

sprunghaft in die Höhe. Doch das Geheimnis entstehenden Lebens blieb den Nonos nach wie vor verschlossen. Weder von den knöchernen Xelch noch von den kugelförmigen Gamnezzern kam der erlösende Hinweis. Als endgültig klar wurde, daß das Neunzig-Sonnen-System nicht mehr zu halten war, verloren die ersten Nonos ihre jahrtausendlang aufrechterhaltene Hoffnung. Aagon-l-Cappo gehörte zu den ersten, die eine gewaltsame Vernichtung der Nonos-Kultur einem quälenden Dahinsterben vorzogen. Der Commander einer Sammler-Einheit verweigerte den Sonnenmeistern den Gehorsam. Er lehnte es ab, das Neunzig-Sonnen-System zu isolieren. Bleich stand er vor den Übermittlungsgeräten. Seine Mannschaft hatte die Zentrale verlassen.
    »Das ist ein Befehl, Aagon-l-Cappo!« wiederholte der Einsatzleiter aus dem Palais der Sonnenmeister auf NONOS .
    »Sagen Sie den Sonnenmeistern, daß dieser Befehl unsinnig ist«, keuchte der Commander der Sammler-Einheit. Er wußte, daß mindestens zwölftausend Nonos mithören konnten. Sie alle hatten den Auftrag erhalten, eine gigantische Raumsperre um das Neunzig-Sonnen-System zu legen. Nur so konnte verhindert werden, daß das Zentrum der Galaxis durch den Zusammenbruch des Systems ausgelöscht wurde.
    »Sagen Sie ihnen, daß ich ein kurzes Ende einem langsamen Tod vorziehe!« schrie Aagon-1-Cappo. »Es ist aus. Wir haben den Kampf verloren!«
    » ...1-Cappo! Sie sind nicht befugt, den großen Plänen der Sonnenmeister durch Sabotage entgegenzutreten!« brüllte die Stimme des Einsatzleiters.
    »Ich kehre um und fliege in das System!« erklärte der Commander mit einem leichten Vibrieren in der Stimme. »Der Zusammenbruch kann in wenigen Stunden erfolgen, aber vielleicht auch erst in tausend Jahren. Bis es soweit ist, habe ich noch etwas zu erledigen. Eine Kleinigkeit für einen Freund, dem es nicht gelungen ist, den Sonnenmeistern einen brauchbaren Vorschlag zu erläutern.« »Eine Verschwörung«, sagte der Einsatzleiter böse. »Das genügt für die Verbannung, 1-Cappo!«
    »Wo? Auf Terra vielleicht?« lachte der Commander sarkastisch. »Keine schlechte Idee – dieses System hat vielleicht eine Chance, weil es weit genug vom Zentrum der Galaxis entfernt ist. Siebenundzwanzigtausend Lichtjahre. Das sind siebenundzwanzigtausend Jahre freier Entwicklung für die Erde. Eine lange Zeit für eine Rasse, der ich immer eine ganze Menge zugetraut habe ...«
    Er stockte, warf sich instinktiv nach vorn und ließ seine dünnen Finger über den Induktionsschalter für die Notbeschleunigung huschen. Mit der anderen Hand riß er den in allen Sammler-Einheiten eingebauten Kasten mit der Fernkontrolle aus der Verankerung. Der Diskus-Raumer schleuderte direkt auf ein Tor aus Grenzmaterie zu. Das korrespondierende Schwingungsfeld des Pararaums nahm ihn auf. Der Schock des plötzlichen Eintritts warf Aagon-1-Cappo zu Boden. Mit dem Hinterkopf streifte er die Lehnen des Kontrollsessels. Trotzdem gelang es ihm noch, die Beschleunigungs-Generatoren zu neutralisieren.
    Das hatte noch nie jemand gewagt! Zum erstenmal, seit die Nonos das All beherrschten, verharrte ein Raumschiff antriebslos im Pararaum. Doch es blieb nicht einfach stehen; die Anfangsbeschleunigung genügte, um den Diskus-Raumer innerhalb des korrespondierenden Schwingungsfeldes weiterzutragen. Langsam sackte der Commander der Sammler-Einheit in sich zusammen. Eine tiefe Ohnmacht legte den Schleier des Vergessens über sein Bewußtsein.
    *
    Dr. Roby Dumont wurde durch ein ohrenbetäubendes Geheul wach. Diesmal begriff er sofort. Er warf sich zur Seite, doch der Coater unter seinem Körper bewegte sich nicht mehr.
    Dumont richtete sich auf. Er war vollkommen erledigt. Trotzdem fühlte er sich merkwürdig befreit. Er legte die Hand über die Augen und blickte zum Himmel. Unter der tiefhängenden Wolkendecke rasten im Zickzack merkwürdige Gebilde hin und her.
    Raumschiffe!
    Verschiedene Typen. Rottenflug, Sturzflug, Angriffskeil aus dem Abfangmanöver – Feuer!
    Mit brennenden Augen starrte er nach oben. Die Gegner teilten sich auf, bildeten eine
    Diamant-Formation und schlugen einen fast rechtwinkligen Haken. Reihe links, und dann stürzte sich die ganze Staffel nach unten – Feuer!
    Drei Sekunden später sah er nur noch die wabernden Kondensstreifen. Beide Formationen waren in den Wolken verschwunden.
    Er lauschte unbewußt auf Treffergeräusche, senkte den Kopf und suchte das Meer ab. Nichts!
    Erst jetzt merkte er, daß er auf einer verdammt kleinen