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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Dampf war als Rauch.
    Was ins Gebäude gelangte, war der deprimierendste Anblick. Leichensäcke. Gummierter Stoff mit Tragschlaufen an den Enden und langem Reißverschluß in der Mitte. Viele kamen schon wieder heraus, getragen von jeweils zwei Feuerwehrleuten, die zwischen den Brocken zerstörten Mauerwerks die Treppe herabstiegen. Das fing gerade an und würde so schnell nicht aufhören. In den paar Minuten da oben hatte er eigentlich gar keine Leiche gesehen. Die ersten dieser Säcke zu sehen war sogar irgendwie schlimmer.
    »Nein, Sir«, erwiderte Price, deren Gesichtsausdruck seinem glich.
    »Dies ist nicht gut für Sie.«
    »Ich weiß.« Ryan nickte und schaute weg.
    Ich weiß nicht, was ich tun soll, sagte er zu sich selber. Wo ist das Handbuch, der Trainingskurs für diesen Job? Wen kann ich fragen? Wohin soll ich gehen?
    Ich will diesen Job nicht! schrie es in seinem Innern. Ryan warf sich die Eigennützigkeit des Gedankens vor, aber er war an diesen schrecklichen Ort gekommen, um seine Führungsrolle irgendwie vorzuführen, vor den Fernsehkameras zu paradieren, als wüßte er, was er tat – und das war gelogen. Vielleicht nicht aus bösem Willen. Nur dumm. Geh zum Feuerwehrhauptmann hin und frag ihn, wie's läuft, als ob das nicht jeder mit Augen und mehr als zwei Jahren Schulbildung von selbst erkennen würde!
    »Ich bin für Vorschläge offen«, sagte er schließlich.
    Special Agent Andrea Price atmete tief durch und tat das, wovon jeder Special Agent des United States Secret Service, bis Pinkerton zurück, geträumt hatte: »Mr. President, Sie sollten wirklich zusehen, daß Sie, äh, Ihr Zeugs« – so weit durfte sie nun doch nicht gehen – »auf die Reihe kriegen. Manches können Sie selbst tun, manches aber nicht. Sie haben Leute, die für Sie arbeiten. Für den Anfang, Sir, finden Sie raus, wer die sind, und lassen sie ihre jeweiligen Jobs tun. Dann können Sie sich vielleicht dranmachen, Ihren zu tun.«
    »Zurück zum Haus?«
    »Dort sind die Telefone, Mr. President.«
    »Wer ist Leiter des Detail?« Ryan meinte die Schutztruppe des White House.
    »Das war Andy Walker.« Price müßte nicht hinzufügen, wo der sich jetzt befand. Ryan musterte sie und traf seinen ersten Präsidialentscheid.
    »Sie sind gerade befördert worden.«
    Price nickte. »Folgen Sie mir, Sir.« Es freute die Agentin zu sehen, daß dieser Präsident, wie alle anderen auch, lernen konnte, Befehlen zu folgen. Manchmal zumindest. Kaum drei Meter weiter, rutschte Ryan auf Glatteis aus und ging zu Boden. Zwei andere Agenten halfen ihm wieder auf die Beine. Die Szene ließ ihn nur noch verletzlicher aussehen. Ein Fotograf hatte dies festgehalten und lieferte Newsweek damit das Titelfoto für die folgende Woche.
    »Wie Sie sehen, verläßt Präsident Ryan jetzt Capitol Hill in einem, wie es aussieht, Militärfahrzeug statt in einem Secret-Service-Wagen. Was meinen Sie, was hat er jetzt vor?« fragte der Moderator.
    »Bei aller Fairneß dem Mann gegenüber«, sagte John, der Kommentator, »ist kaum anzunehmen, daß er selbst es im Augenblick weiß.«
    Den Bruchteil einer Sekunde später hatte diese Meinung den ganzen Erdball erreicht und traf auf die Zustimmung aller Arten von Menschen, Freund und Feind gleichermaßen.
    *
    Manche Dinge müssen rasch getan werden. Er wußte nicht, ob es die richtigen Dinge waren – nun, das wußte er schon, und sie waren es nicht –, doch ab einer gewissen Wichtigkeitsstufe geraten ja die Regeln ein bißchen durcheinander, nicht wahr?
    Als Sproß einer politischen Familie, die seit ein paar Generationen im Dienst der Öffentlichkeit tätig war, stand er praktisch seit Erhalt seines Juradiploms im öffentlichen Leben, was nur auf andere Art ausdrückte, daß er sein ganzes Leben lang keinen echten Job gehabt hatte.
    Mochte er nur wenig praktische Erfahrung in der Wirtschaft haben, außer als ihr Nutznießer – für seine Familie führten Finanzexperten diverse Anlagen- und Wertpapiergeschäfte so geschickt, daß er sich fast nie mit ihnen treffen mußte, nur mal zum Ausfüllen der Steuererklärung.
    Mochte er auch nie als Jurist gehandelt haben – so war doch seine Hand bei der Verabschiedung von buchstäblich Tausenden von Gesetzen im Spiel gewesen.
    Mochte er auch seinem Land nie in Uniform gedient haben – er hielt sich für einen Experten in Sachen nationaler Sicherheit.
    Mochte auch vieles dagegen sprechen, daß man irgend etwas unternahm.
    Doch im Regieren wußte er Bescheid, denn

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