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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Er und Bill hatten zusammen die Academy besucht. Dann waren sie zusammen frischgebackene Bordkantenlatscher in Philadelphia gewesen, auf Bankräuberjagd …
    Pat sah sein Gesicht und nickte.
    »Ich weiß, Dan, es dauert, bis es einen einholt, nicht? Hat uns das Eingeweide rausgerissen, Mann.« Er reichte ihm ein handgeschriebenes Blatt mit der Liste der bisher bekannten Toten.
    Ein Atomschlag hätte uns auch nicht schlimmer treffen können, mußte sich Murray eingestehen, als er die Namen durchging. Eine sich entwickelnde Krise hätte genügend Zeit gelassen, sich darauf einzustellen, und nach und nach, in aller Stille, hätten die wichtigsten Leute Washington verlassen und sich an verschiedenen Orten in Sicherheit gebracht.
    Dadurch hätten viele überlebt, und nach der Katastrophe hätte es noch eine einigermaßen funktionsfähige Regierung gegeben, um die Scherben wieder zusammenzuklauben.
    Jetzt aber nicht.
    *
    Ryan war schon tausendmal im White House gewesen: zu Besuch, für Einweisungen, zu wichtigen und anderen Besprechungen und erst seit kurzem, um im eigenen Büro als Nationaler Sicherheitsberater zu arbeiten. Dies war das erstemal, daß er keinen Ausweis zeigen und nicht durch den Metalldetektor gehen mußte – doch aus Gewohnheit ging er direkt durch einen hindurch, aber als es piepste, einfach weiter, ohne seine Schlüssel aus der Tasche zu nehmen und zu zeigen. Die Veränderung im Auftreten der Beamten vom Secret Service war frappierend.
    Wie jeder andere auch fühlten sie sich in vertrauter Umgebung wohl, und obwohl das ganze Land gerade wieder hatte erkennen müssen, wie illusorisch ›Sicherheit‹ war, genügte selbst absoluten Profis die Illusion von Sicherheit, um sich wohler zu fühlen. Waffen wurden gehalftert, Knöpfe geschlossen, und alle atmeten auf, als die Meute durch den Osteingang hereinkam.
    Eine innere Stimme sagte Jack, daß dies jetzt sein Haus wäre, doch er hatte kein rechtes Verlangen danach, dies zu glauben. Präsidenten nannten es gerne das Haus des Volkes, benutzten die politische Stimme falscher Bescheidenheit zur Beschreibung eines Ortes, den zu erreichen so mancher von ihnen die eigenen Kinder überfahren hätte, und sagten dann, daß es keine so große Sache wäre. Würden Lügen die Mauern färben, dachte Jack, hätte der Bau einen ganz anderen Namen. Aber auch Größe gab es hier. Hier hatte James Monroe seine Doktrin verkündet und sein Land zum erstenmal in die strategische Welt gestoßen.
    Hier hatte Lincoln sein Land durch reine Willenskraft zusammengehalten. Hier hatte Teddy Roosevelt Amerika zum globalen Mitspieler gemacht und seine Große Weiße Flotte in der Welt herumgeschickt, um das kundzutun. Hier hatte sein Cousin x-ten Grades das Land aus innerem Chaos und Verzweiflung geholt, mit wenig mehr als der näselnden Stimme und dem hochgestellten Zigarettenhalter. Hier hatte Eisenhower seine Macht so gekonnt ausgeübt, daß kaum einer bemerkte, daß er überhaupt etwas tat. Von hier hatte Kennedy Chruschtschow niedergestarrt, und keiner scherte sich drum, daß dabei eine Vielzahl grober Schnitzer verdeckt wurden. Hier hatte Reagan die Zerstörung von Amerikas gefährlichstem Feind geplant, nur um zu hören, daß er ständig schlafe. Was zählte am Ende mehr – die Errungenschaften oder dreckige kleine Geheimnisse der unvollkommenen Menschen, die hier gelegentlich doch über ihre Schwächen hinauswuchsen?
    Waren es doch solche kurzen, verhaltenen Schritte, die Geschichte ausmachten, wenn der Rest längst vergessen war, außer für revisionistische Historiker, denen nicht einleuchten wollte, daß Menschen nicht perfekt sein müssen.
    Nichtsdestotrotz – sein Haus war es nicht.
    Der Eingang war eine Art Tunnel unter den Ostflügel, wo die First Lady – bis vor neunzig Minuten Anne Durling – ihre Räume hatte.
    Nach dem Gesetz war die First Lady – für jemanden mit bezahltem Stab eine merkwürdige Fiktion – ein Privatbürger, doch ihre Funktionen waren in Wahrheit, so inoffiziell sie auch sein mochten, immens wichtig.
    Die Wände hier waren die eines Museums, nicht eines Heims, als sie am kleinen Theater vorbeigingen, wo der Präsident privat mit ein paar – hundert oder so – Freunden Filme betrachten konnte. Es gab Skulpturen, viele von Frederic Remington, und der Haupttenor sollte ›rein‹ amerikanisch sein. Von Gemälden sahen leblose Augen vergangener Präsidenten – Ryan meinte, mit Argwohn und Zweifel – auf ihn herab.
    All die

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