Befehl von oben
erhöht und das Risiko auf sich genommen, die Patientin aus Mitleid zu töten. Doch das konnte er nicht riskieren. Er mußte sie lebend abliefern, und sei ihr Schicksal noch so grausam: Ihr war es bestimmt.
»Ich muß sie begleiten«, sagte Maria Magdalena gelassen.
Moudi schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht zulassen.«
»Das ist eine unserer Ordensregeln. Ich darf nicht erlauben, daß sie ohne Begleitung durch eine von uns auf Reisen geht.«
»Das ist gefährlich, Schwester. Sie zu bewegen ist ein Risiko. Und in dem Flugzeug werden wir Umluft atmen. Es ist nicht unbedingt erforderlich, Sie auch diesem Risiko auszusetzen. Ihre Keuschheit steht hier nicht zur Frage.« Und eine Tote war genug für seine Zwecke.
»Ich habe keine andere Wahl.«
Moudi nickte. Auch ihr Schicksal hatte er nicht bestimmt, nicht wahr.
»Wie Sie wünschen.«
*
Das Flugzeug landete auf dem Internationalen Flughafen Jomo Kenyatta zehn Meilen von Nairobi entfernt und rollte zum Frachtterminal. Es war eine alte 707, ehemals Teil der persönlichen Flotte des Schahs. Die längst herausgerissene Inneneinrichtung hinterließ nur das blanke Metalldeck. Die Lkws warteten schon. Der erste fuhr an die hintere Tür heran. Sie öffnete sich eine Minute nach Sicherung die Räder durch Bremsklötze.
Es waren hundertfünfzig Käfige und in jedem von ihnen eine grüne Meerkatze. Die schwarzen Arbeiter trugen alle Schutzhandschuhe. Als spürten sie ihr Schicksal, waren die Affen übel gelaunt und nutzten jede Gelegenheit, nach den Männern zu beißen und zu kratzen. Sie kreischten, urinierten und defäkierten sogar, doch das half ihnen wenig.
Die Flugzeugbesatzung sah zu, hielt aber Distanz. Sie wollten mit der Verladung nichts zu tu haben. Diese lärmenden, widerlichen kleinen Biester wurden vom Koran vielleicht nicht ausdrücklich als unsauber bezeichnet, doch sie waren offensichtlich recht unangenehm, und wenn dieser Job vorbei wäre, würden sie die Maschine gründlich waschen und desinfizieren lassen. Die Verladung dauerte eine halbe Stunde. Die Käfige wurden übereinander gestapelt und fest vertäut, und die Ladearbeiter verließen das Flugzeug, wurden bezahlt und waren froh, diesen Job hinter sich zu haben.
»Ausgezeichnet«, sagte der Käufer zu dem Händler.
»Wir hatten Glück. Ein Freund hatte gerade eine Lieferung fertig, und sein Käufer ließ sich Zeit mit dem Geld. In Anbetracht dessen …«
»Ja, zusätzlich zehn Prozent?«
»Einverstanden«, sagte der Händler.
»Gut. Den zusätzlichen Scheck bekommen Sie morgen. Oder möchten Sie lieber Bargeld?«
Die beiden wandten sich um, als die 707 die Triebwerke startete. Dieser Flug war ein kurzer Sprung nach Entebbe, Uganda.
*
»Das schmeckt mir gar nicht«, sagte Bert Vasco und gab das Dossier zurück.
»Erklären Sie«, befahl Mary Pat.
»Ich bin in Kuba geboren. Mein Dad hat mir mal von der Nacht erzählt, in der Batista verduftete. Die hohen Generäle hatten ein kleines Treffen und bestiegen dann Flugzeuge, schnell und heimlich, flogen dorthin, wo ihre Bankkonten waren, und ließen alle anderen im Schlamassel zurück.« Vasco war einer der wenigen Leute im State Department, die gern mit dem CIA zusammenarbeiteten, vermutlich weil er auf Kuba geboren war. Nach seiner Meinung arbeiteten Diplomatie und Nachrichtendienst beide besser, wenn sie zusammenarbeiteten. Nicht jeder in Foggy Bottom war derselben Meinung. Man hatte sie auch nie aus ihrem Heimatland verjagt.
»Sie meinen, das ist, was hier geschieht?« fragte Mary Pat.
»Da, wo ich sitze, ist das die Meldung des Morgens.«
»Sie fühlen sich sicher genug, das dem Präsidenten zu sagen?« fragte Ed Foley.
»Welchem?« fragte Vasco. »Sie sollten das Gerede da drüben im Büro hören. Das FBI hat sich einfach den sechsten Stock geschnappt. Das hat für ein bißchen Wirbel gesorgt. Jedenfalls, ja. Es ist nur eine Vermutung, aber es ist eine gute Vermutung. Was wir jetzt erfahren müßten, ist, wer, wenn überhaupt jemand, mit ihnen gesprochen hat. Keine Quellen dort, wie?«
Die Foleys blickten beide zu Boden, was die Frage beantwortete.
»Mr. Ryans Behauptungen lassen erkennen, daß er den schäbigen Teil der Politik schneller gelernt hat als den korrekten«, sagte Kealty, eher verletzt als wütend. »Ich hätte ehrlich etwas Besseres von ihm erwartet.«
»Dann bestreiten Sie also die Behauptungen?« fragte ABC.
»Natürlich tu' ich das. Es ist kein Geheimnis, daß ich einmal ein Alkoholproblem hatte, aber das
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