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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Schicht. In dem Sinne, denke ich, befinde ich mich in Übereinstimmung mit den Urhebern unserer Verfassung. Weiter?«
    »Aber wer wird die Frage entscheiden?« fragte die Los Angeles Times.
    »Die Frage ist entschieden«, gab Ryan zur Antwort. »Vielen Dank für Ihr Kommen! Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, ich habe jede Menge zu tun.« Er nahm sein ursprüngliches Statement und ging nach rechts ab.
    »Mr. Ryan!« Der Ruf kam von gut einem Dutzend Stimmen. Ryan ging durch die Tür und um die Ecke. Dort wartete Arnie.
    »Nicht schlecht unter den Umständen.«
    »Bis auf eins. Nicht einer hat ›Mr. President‹ gesagt.«
    *
    Moudi nahm das Telefonat entgegen; es dauerte nur wenige Sekunden.
    Dann ging er hinüber zur Isolierstation. Vor der Tür zog er sich Schutzkleidung an, nachdem er sie eingehend auf Lecks überprüft hatte. Der Anzug wurde von einer europäischen Firma als Nachbau des amerikanischen Racal hergestellt. Das dicke Plastik hatte ein deplaziertes Taubeneiblau und war durch Kevlargewebe verstärkt. Hinten am Gürtel hing ein Belüftungsgerät. Es pumpte gefilterte Luft in den Anzug, und das mit geringem Überdruck, damit ein kleiner Riß nicht etwa Umgebungsluft ansaugte. Es war nicht bekannt, ob Ebola durch die Luft übertragbar war oder nicht, und keiner wollte der erste sein, der dies nachwies. Er öffnete die Tür und ging hinein. Schwester Maria Magdalena war dort, stand ihrer Freundin bei, genauso gekleidet. Beide wußten sie nur allzu genau, was es für eine Patientin bedeutete, ihre Helfer in einer Art gekleidet zu sehen, die klar ihre Furcht vor dem erkennen ließ, was sie in sich trug.
    »Guten Tag, Schwester«, sagte er und nahm mit der behandschuhten Hand die Kurve vom Fußende ihres Bettes. 41,4 Grad, trotz der Eispackungen. Puls bei 115. Atmung 24 und flach. Der Blutdruck begann zu sinken, wegen der inneren Blutungen. Die Patientin hatte weitere vier Einheiten Blut übertragen bekommen. Die Blutwerte spielten verrückt.
    Die verschriebene Morphiumdosis war schon so hoch, wie das Risiko der Atemdämpfung zuließ. Schwester Jean Baptiste war nicht ganz bei Bewußtsein – nach der Medikation hätte sie eigentlich fast im Koma sein müssen, dafür waren aber die Schmerzen viel zu stark.
    Maria Magdalena schaute durch ihre Plastikmaske zu ihm hin, ihr Blick war von Traurigkeit in Verzweiflung übergegangen, die ihr ihre Religion eigentlich verbot. Moudi und sie hatten schon alle Arten von Sterben gesehen, an Malaria, an Krebs, an AIDS. Aber nichts war auf so brutale Weise grausam wie dies. Der Tod schlug so schnell zu, daß dem Patienten keine Zeit blieb, sich darauf vorzubereiten, den Geist zu wappnen, die Seele durch Gebet und Glauben zu stärken. Es war wie eine Art Verkehrsunfall, abscheulich plötzlich, aber doch lang genug für entsetzliches Leiden der – wenn es in der Schöpfung einen Teufel gab, war dies mit Sicherheit sein Geschenk an die Welt. Arzt oder nicht, Moudi schob diesen Gedanken beiseite. Selbst der Teufel diente irgendeinem Zweck.
    »Das Flugzeug ist unterwegs«, sagte er zu ihr.
    »Was wird geschehen?«
    »Professor Rousseau hat eine dramatische Behandlungsmethode vorgeschlagen. Wir werden das Blut vollkommen austauschen. Erst wird das gesamte Blut entnommen und das Gefäßsystem durchgespült mit Sauerstoff angereicherter Kochsalzlösung. Dann beabsichtigt er, den gesamten Blutvorrat durch Vollblut zu ersetzen, das er mit Ebola-Antikörpern versetzt hat. Theoretisch werden die Antikörper das Virus auf diese Weise systematisch und simultan angreifen.«
    Die Nonne dachte darüber nach. Es war nicht ganz so radikal, wie manche denken können. Der Austausch vom gesamten Blutvorrat des Körpers war eine Eingriff, den man schon seit Ende der sechziger Jahre kannte, als man ihn bei der Behandlung fortgeschrittener Meningitis einsetzte. Es war allerdings keine Behandlung, die routinemäßig erfolgen konnte. Eine Herz-Lungen-Maschine war dafür erforderlich. Aber hier war ihre Freundin, und sie selbst war weit darüber hinaus, an andere Patienten oder an Praktikabilität zu denken.
    In dem Augenblick gingen Jean Baptistes Augen weit auf. Sie schauten auf nichts, stierten ins Leere, die Schlaffheit ihres Ausdrucks zeugte von ihrer Pein. Sie war vielleicht nicht einmal bei Bewußtsein. Die Augen blieben halt vor solchem Schmerz nicht zu. Moudi warf einen Blick auf den Morphiumtropf. Hätte er nur an die Schmerzen zu denken gehabt, hätte er vermutlich die Morphiumdosis

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