Befehl von oben
Kind laut.
*
»Buffalo Six, hier spricht Guidon Six, over.« Lieutenant Colonel Herbert Masterman – ›Herzog‹ für seine Freunde – stand auf ›Mad Max II‹, seinem M1A2-Abrams-Kommandeurspanzer, Mikrofon in der einen Hand und Fernglas in der anderen. Vor ihm, verstreut über zehn Quadratmeilen in dem Negev-Übungsgebiet, waren Merkava-Panzer und Mannschaftswagen der 7. Panzerbrigade der israelischen Armee, alle mit blinkenden gelben Lichtern und aus dem Geschützturm aufsteigendem rotem Rauch. Der Rauch war eine israelische Neuerung. Wenn Panzer im Gefecht getroffen wurden, brannten sie, und wenn die MILES-Gerät-Rezeptoren einen Laser-›Treffer‹ meldeten, lösten sie diese Markierung aus. Doch die Idee war gewesen, daß die Israelis auf diese Weise ihre Treffer bei der OpFor zählen konnten. Nur vier von Mastermans Panzern und sechs seiner M3-Bradley-Schützenpanzer waren ähnlich ›tot‹.
»Guidon, hier Buffalo«, kam der Rückruf von Colonel Sean Magruder, Kommandeur des 10. berittenen Panzerregiments ›Buffalo‹.
»Ich denke, damit sollten wir's bewenden lassen, Colonel, over. Der Sack ist voll.«
»In Ordnung, Duke. Kommen Sie runter zur AAR. In ein paar Minuten werden wir einen stocksauren Israeli hier haben.« Gut, daß die Funkverbindung chiffriert war.
»Bin schon unterwegs, Sir.« Masterman stieg vom Panzer, als sein HMMWV anhielt. Seine Panzerbesatzung startete ebenfalls und machte sich auf den Weg zum Lager der Schwadron.
Besser konnte es gar nicht gehen. Masterman fühlte sich wie ein Fußballer, der jeden Tag spielen darf. Er befehligte die 1. Schwadron, ›Guidon‹, des 10. ACR. Sie war ein Bataillon, aber bei der Cav war das anders, wegen der gelben Zeichen auf den Schulterstücken und den rotweißen Standarten der Einheit, und wenn man Cav war, war man nicht Dreck.
»Noch 'n paar Ärsche treten, Sir?« fragte der Fahrer, als sein Boß sich die kubanische Zigarre ansteckte.
»Lämmer zur Schlachtbank, Perkins.« Masterman trank etwas Wasser aus einer Plastikflasche. Hundert Fuß über seinem Kopf rasten israelische F-16-Jäger vorüber und zeigten ihre Entrüstung über das, was unter ihnen geschah. Wahrscheinlich waren ein paar von ihnen mit administrativen SAM-›Abschüssen‹ in Konflikt geraten. Masterman hatte heute besonders aufgepaßt bei der Plazierung seiner Stinger-Avenger-Fahrzeuge, und ganz gewiß hatten sie genau getroffen wie erwartet.
Stark.
Der hiesige Star Wars Room war praktisch ein Zwilling zum Original in Fort Irwin. Ein bißchen kleineres Hauptdisplay und nettere Sitze, und hier durfte man rauchen. Er betrat das Gebäude, schüttelte den Staub von seinen Chocolate-Chip-Kammies und ging mit großen Schritten, wie Patton zur Bastogne. Die Israelis warteten bereits.
Vom Verstand her hätten sie wissen müssen, wie nützlich diese Übung für sie war. Emotional gesehen, war das etwas anderes. Das 7. berittene Panzerregiment der Israelis war eine mindestens genauso stolze Einheit wie jede andere in der Welt. Praktisch ganz allein hatte es 1973 das gesamte syrische Panzerkorps auf den Golanhöhen aufgehalten, und sein gegenwärtiger Befehlshaber war damals Leutnant gewesen und hatte das Kommando über eine führungslose Kompanie übernommen und hervorragend gekämpft. Nicht an Mißerfolg gewöhnt, hatte er soeben mitansehen müssen, wie die Brigade, in der er praktisch groß geworden war, innerhalb von dreißig brutalen Minuten aufgerieben wurde.
»General«, sagte Masterman und streckte dem ernüchterten Brigadekommandeur die Hand entgegen. Der Israeli zögerte, ehe er sie ergriff.
»Nicht persönlich, Sir, rein dienstlich«, sagte Lieutenant Colonel Nick Sarto, der die 2. Schwadron, ›Bighorn‹, befehligte und der gerade den Hammer für Mastermans Amboß gespielt hatte. Mit dem israelischen 7. dazwischen.
»Gentlemen, wollen wir beginnen?« rief der oberste Beobachtungsoffizier. Zur Beschwichtigung der israelischen Armee bestand das OC-Team je zur Hälfte aus erfahrenen amerikanischen und israelischen Offizieren, und es war nicht leicht auszumachen, welche Gruppe die bestürztere war.
Zunächst wurde eine verkürzte Videoaufnahme des Übungsgefechts gezeigt. Die israelischen Fahrzeuge in Blau rückten ins flache Tal vor, um dort auf Guidons Aufklärungstrupp zu stoßen, das rasch zurücksetzte, aber nicht in die vorbereitete Verteidigungsposition der restlichen Schwadron, sondern in einem Winkel davon weg. Das für eine Falle haltend, war das
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