Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
treten.
    »Nun, hier tun wir das nicht«, gab Jack zur Antwort und setzte sich.
    »Das genügt im Moment, Andrea. Sergej und ich sind alte Freunde.«
    Das sollte ein Privatgespräch sein, nicht einmal eine Sekretärin war dabei, um etwas aufzuschreiben, obwohl verborgene Mikrofone alles aufnehmen würden. Der Russe wußte das. Und der Amerikaner wußte, daß er das wußte, aber das Symbol, daß niemand weiter im Raum war, war ein Kompliment an den Besucher, ebenfalls ein Punkt, wo der Amerikaner wußte, daß der Russe das ebenfalls wußte. Jack fragte sich, wie viele ineinandergreifende Räder er nur wegen eines informellen Treffens mit einem ausländischen Vertreter im Auge behalten mußte.
    Als sich hinter der Agentin die Tür geschlossen hatte, ergriff Golowko das Wort. »Vielen Dank.«
    »Zum Teufel, wir sind doch alte Freunde, oder?«
    Golowko schmunzelte. »Was für ein ausgezeichneter Feind Sie waren.«
    »Und jetzt …?«
    »Wie kommt denn Ihre Familie zurecht?«
    »Fast so gut wie ich«, gestand Jack, dann wechselte er das Thema. »Sie hatten drei Stunden in der Botschaft, um sich einen genauen Überblick zu verschaffen.«
    Golowko nickte; wie gewöhnlich war Ryan gut auf dieses Treffen vorbereitet, obwohl es heimlich stattfand. Die russische Botschaft war nur ein paar Blocks weiter in der Sixteenth Street, und er war zu Fuß zum White House gegangen, ein simpler Trick, der Aufmerksamkeit zu entgehen, in dieser Stadt, wo offizielle Leute sich in offiziellen Autos fortbewegten. »Ich hätte nicht erwartet, daß im Irak alles so rasch zusammenstürzt.«
    »Wir auch nicht. Aber deswegen sind Sie nicht hergekommen, Sergej Nikolaj'tsch. China?«
    »Ich nehme an, Ihre Satellitenfotos sind genauso klar wie unsere. Ihr Militär befindet sich auf einer ungewöhnlich hohen Stufe der Bereitschaft.«
    »Unsere Leute sind darüber geteilter Meinung«, sagte Ryan. »Möglicherweise verstärken sie sich, um mehr Druck auf Taiwan ausüben zu können. Sie haben zum Beispiel ihre Marine verstärkt.«
    »Ihre Marine ist für Kampfhandlungen noch nicht genügend gerüstet. Ihr Heer ist es bereits, ebenso ihre Raketentruppe. Keiner von beiden wird die Straße von Formosa überqueren, Mr. President.«
    Das machte den Grund für seine Reise deutlich genug. Jack machte eine kurze Pause, um aus dem Fenster auf das Washington Monument zu schauen. Was hatte George übers Vermeiden von Verstrickungen mit ausländischen Partnern gesagt? Aber damals war ja alles viel einfacher gewesen, als es noch zwei Monate gedauert hatte, den Atlantik zu überqueren, und nicht sechs oder sieben Stunden …
    »Amerika würde bei einem Angriff Chinas auf Rußland nicht ruhig zusehen. Eine solche Auseinandersetzung hätte ziemlich heftige Auswirkungen auf die Stabilität in der Welt überhaupt und würde auch Ihr Vorankommen zur vollen Demokratie behindern. Amerika möchte, daß Rußland sich zu einer fortschrittlichen Demokratie entwickelt. Lange genug sind wir Feinde gewesen. Wir sollten Freunde sein, und Amerika möchte, daß seine Freunde sicher und friedlich leben können.«
    »Die hassen uns, die sind begierig auf das, was wir haben«, fuhr Golowko fort, nicht zufrieden mit Amerikas Statement.
    »Sergej, die Zeit, wo Nationen stehlen, was sie nicht selbst hervorbringen können, ist vorbei. Das ist Geschichte und läßt sich nicht wiederholen.«
    »Und wenn sie doch etwas gegen uns unternehmen?«
    »Über diese Brücke gehen wir erst, wenn wir an ihr angelangt sind, Sergej«, erwiderte der Präsident. »Wir wollen solche Aktionen verhindern. Wenn es sich zeigt, daß sie tatsächlich einen solchen Schritt ins Auge fassen, dann werden wir sie auffordern, sich das gründlich zu überlegen. Wir werden ein Auge darauf haben.«
    »Ich glaube nicht, daß Sie sie verstehen.« Noch ein Anstoß, wie Ryan bemerkte. Diesbezüglich gingen ihre Meinungen zu weit auseinander.
    »Glauben Sie, daß das überhaupt jemand kann? Glauben Sie, daß die selber wissen, was sie wollen?« Die ehemaligen Geheimdienstleute warfen sich gegenseitig einen Blick professionellen Amüsements zu.
    »Das ist ja das Problem«, gab Golowko zu. »Ich versuche ständig, meinem Präsidenten zu erklären, daß es schwierig ist, das Verhalten von unentschlossenen Leuten vorauszusagen. Sie haben Möglichkeiten, wir aber auch, und das Kalkül sieht von beiden Seiten verschieden aus – und dann kommen die Personen ins Spiel. Iwan Emmetowitsch, das sind alte Männer mit alten Ideen. Ihre

Weitere Kostenlose Bücher