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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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zwei Doktortitel vom MIT, einen in Mathematik und einen in Optischer Physik. Er hat ausgezeichnete Leistungen in der Industrie vorzuweisen, und ich erwarte, daß er ein ebenso effektiver Verteidigungsminister wird«, sagte Ryan, seine Presseerklärung beschließend. »Fragen?«
    »Sir, Vizepräsident Kealty …«
    »Der ehemalige Vizepräsident«, fuhr Ryan dazwischen. »Er ist zurückgetreten. Das wollen wir doch endlich einmal richtigstellen!«
    »Aber er sagt, er wäre es nicht«, führte die Chicago Tribune aus.
    »Wenn er sagte, er hätte gerade mit Elvis gesprochen, würden Sie das dann auch glauben?« fragte Ryan in der Hoffnung, die vorbereitete Zeile gut dargeboten zu haben. Er forschte in den Gesichtern nach einer Reaktion. Wiederum waren alle achtundvierzig Plätze besetzt, und zwanzig weitere Reporter standen. Jacks höhnische Bemerkung ließ sie alle blinzeln, und ein paar von ihnen erlaubten sich sogar ein Lächeln.
    »Kommen Sie, stellen Sie Ihre Fragen.«
    »Mister Kealty hat einen Rechtsausschuß gefordert, um die Sachlage zu überprüfen. Was halten Sie davon?«
    »Diese Frage wird gerade vom FBI untersucht, das ja die oberste Ermittlungsbehörde ist. Was immer es an Fakten geben möge, sie müssen zunächst festgestellt und bewiesen werden, ehe jemand ein Urteil fällen kann. Doch ich denke, wir alle wissen, was geschehen wird. Ed Kealty ist zurückgetreten, und Sie wissen alle, warum. Aus Respekt vor der verfassungsrechtlichen Angelegenheit habe ich das FBI beauftragt, sich mit der Sache zu befassen, mein eigener juristischer Rat jedoch ist absolut klar. Mr. Kealty kann reden, soviel er will. Ich habe hier ein Amt zu führen. Nächste Frage?« sagte Jack selbstsicher.
    »Mr. President« – Ryan nickte beifällig, als er den Miami Herald das sagen hörte –, »in Ihrer Rede neulich haben Sie gesagt, Sie seien kein Politiker, aber Sie bekleiden ein politisches Amt. Das amerikanische Volk möchte zu einer ganzen Reihe von Fragen Ihre Ansicht wissen.«
    »Das kann ich gut verstehen. Zum Beispiel also?« fragte Jack.
    »Schwangerschaftsabbruch zum einen«, sagte die Herald-Reporterin, eine sehr emanzipierte Frau. »Was genau ist Ihre Position dazu?«
    »Ich mag ihn nicht«, gab Ryan zur Antwort und sagte die Wahrheit, bevor er darüber nachdachte. »Ich bin Katholik, wie Sie vermutlich wissen, und in dieser moralischen Frage, denke ich, hat meine Kirche recht. Aber Roe v. Wade ist das Gesetz des Landes bis zu der Zeit, da der Supreme Court den Entscheid revidieren mag, und der Präsident ist nicht befugt, Entscheidungen der Bundesgerichte zu ignorieren. Das bringt mich in eine etwas unbequeme Lage, doch als Präsident habe ich mein Amt in Übereinstimmung mit dem Gesetz zu führen. Das zu tun, habe ich einen Eid geschworen.« Nicht schlecht, Jack, sagte sich Ryan.
    »Also unterstützen Sie nicht das Recht der Frau, das zu entscheiden?« hakte die vom Herald nach, die Blut geleckt hatte.
    »Was zu entscheiden?« fragte Ryan, immer noch zuversichtlich. »Sie wissen, jemand hat einmal versucht, meine Frau umzubringen, als sie mit unserem Sohn schwanger war, und kurz danach habe ich zusehen müssen, wie mein ältestes Kind dem Tode nah im Krankenhaus lag. Ich denke, das Leben ist eine äußerst kostbare Sache. Diese Lektion habe ich auf die harte Art gelernt. Ich möchte hoffen, daß die Leute darüber nachdenken, bevor sie sich zu einer Abtreibung entschließen.«
    »Das beantwortet die Frage nicht ganz, Sir.«
    »Ich kann niemanden davon abhalten, es zu tun. Ob ich es mag oder nicht, es ist Gesetz. Der Präsident darf das Gesetz nicht brechen.« War das denn nicht deutlich?
    »Aber bei Ihren Ernennungen für den Supreme Court, werden Sie da die Frage des Abbruchs zur Feuerprobe machen? Würden Sie Roe v. Wade gern kippen sehen?« Ryan bemerkte kaum, wie die Kameras sich scharf stellten und die Reporter sich auf ihre Mitschriften konzentrierten.
    »Ich mag Roe v. Wade nicht, wie ich bereits gesagt habe. Ich glaube, das war ein Fehler. Ich sage Ihnen auch, warum. Der Supreme Court hat sich da in etwas eingemischt, das eine Sache der Legislative hätte bleiben sollen. Zu dieser Frage steht nichts in der Verfassung, und was Fragen betrifft, zu denen die Verfassung schweigt, haben wir die Legislativen der einzelnen Staaten sowie des Bundes, die unsere Gesetze erlassen.«
    Der Vortrag in Staatsbürgerkunde lief gut. »Nun, was die Nominierungen für den Supreme Court angeht, die ich zu machen habe, so

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