Befehl von oben
ultraviolette Strahlen zurückzuhalten. Viren vertrugen die nicht. Um zu gedeihen, brauchten sie die richtige Umgebung, und die Nieren der grünen Meerkatzen waren gerade das richtige, zusammen mit den Nährstoffen, der richtigen Temperatur, angemessener Feuchtigkeit und einem gerüttelt Maß Haß.
*
»So viel haben Sie herausgefunden?« fragte Daryaei.
»Das waren ihre Medien, ihre Nachrichtenleute«, erklärte Badrayn.
»Dann sind sie alle Spione!« stellte der Mullah fest.
»Viele glauben das«, sagte Ali mit einem Lächeln. »Aber das sind sie nicht wirklich. Sie sind – wie soll man das erklären? Wie mittelalterliche Herolde. Sie sehen, was sie sehen, und sie verkünden, was sie sehen.
Loyal sind sie zu niemandem, außer zu sich selbst und ihrem Beruf. Ja, es ist wahr, daß sie spionieren, aber sie spionieren jedermann aus, vor allem ihre eigenen Leute. Das ist verrückt, gebe ich zu, aber dennoch ist es wahr.«
»Glauben die an irgend etwas?« Darauf war es schwierig, seinem Gastgeber eine verständliche Antwort zu geben.
Wieder ein Lächeln. »An nichts, das ich je herausgefunden hätte. Ach ja, die amerikanischen Medien sind Israel zugeneigt, aber selbst das ist eine Übertreibung. Ich habe Jahre gebraucht, das zu verstehen. Wie Hunde wenden sie sich jedem zu und beißen in jede Hand, egal, wem sie gehört. Sie recherchieren, und sie finden, und sie berichten. Und so habe ich bezüglich dieses Ryan alles mögliche erfahren – sein Heim, seine Familie, die Schulen, die seine Kinder besuchen, die Nummer des Büros, in dem seine Frau arbeitet, alles.«
»Wenn nun aber etwas an diesen Informationen nicht stimmt?« fragte Daryaei mißtrauisch. Solange wie er schon mit dem Westen zu tun hatte, war ihm die Art ihrer Reporter immer noch zu fremd geblieben.
»Das läßt sich alles leicht überprüfen. Die Arbeitsstätte seiner Frau zum Beispiel. Ich bin mir sicher, unter dem Personal dieses Krankenhauses muß es auch ein paar Gläubige geben. Es ist doch gewiß einfach, sich einem davon zu nähern und ihm ein paar harmlose Fragen zu stellen.
Was ihre Wohnung betrifft, nun, die wird stark bewacht sein. Dasselbe gilt für die Kinder. Es ist ein Problem für solche Leute. Sie brauchen einen gewissen Schutz, um sich bewegen zu können, aber dieser Schutz ist zu sehen, und das verrät, wo sie sich befinden und wer sie sind. Mit den Informationen, die ich habe, wissen wir sogar, wo wir anfangen können zu suchen.« Badrayn hielt seine Bemerkungen kurz und einfach. Nicht, daß Daryaei ein Dummkopf gewesen wäre – das war er ganz gewiß nicht –, er war nur engstirnig. Der Vorteil all seiner Jahre im Libanon bestand darin, daß Ali dort mit vielem konfrontiert worden war und er dabei viel gelernt hatte. Vor allem hatte er gelernt, daß er einen Sponsoren benötigte, und in Mahmoud Hadschi Daryaei hatte er voraussichtlich einen. Dieser Mann hatte Pläne. Er brauchte Leute. Und aus dem einen oder anderen Grund traute er seinen eigenen nicht hundertprozentig. Badrayn fragte sich nicht, wieso. Was immer der Grund sein mochte, es war ein Glück für ihn, und da fragte man nicht nach.
»Wie gut werden denn solche Leute beschützt?« fragte der Mullah, wobei er sich mit der Hand den Bart strich. Der Mann hatte sich schon vierundzwanzig Stunden nicht rasiert.
»Wirklich sehr gut«, erwiderte Badrayn, spürte etwas Seltsames in der Frage und prägte es sich ein. »Amerikanische Polizeibehörden sind sehr effektiv. Das Problem der Kriminalität in Amerika hat nichts zu tun mit ihrer Polizei. Sie wissen einfach nicht, was sie mit den Kriminellen anfangen sollen, wenn sie die Polizei gefaßt hat. Was ihren Präsidenten betrifft …?« Ali lehnte sich zurück, um sich etwas zu strecken. »Er wird umgeben sein von einer hochtrainierten Gruppe von Scharfschützen, hoch motiviert und treu ergeben.« Diese Worte fügte Badrayn seinen Ausführungen hinzu, um zu sehen, ob sich etwas in den Augen seines Gesprächspartners veränderte. Daryaei war müde, und da war tatsächlich eine solche Veränderung. »Andererseits, Schutz ist Schutz. Die Verfahren sind unkompliziert. Darüber brauchen Sie keine Belehrung von mir.«
»Amerikas Verwundbarkeit?«
»Ist hoch. Ihre Regierung liegt am Boden. Aber auch das wissen Sie alles.«
»Sie sind schwierig einzuschätzen, diese Amerikaner …«, sinnierte Daryaei.
»Ihre militärische Macht ist hervorragend. Ihr politischer Wille nicht vorherzusagen. Es ist ein Fehler, sie zu
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