Befehl von oben
Arbeit. Stück für Stück wurden die Affenkäfige von den geordneten Stapeln im Lagerraum genommen. Die grünen Meerkatzen waren gefüttert worden und erholten sich jetzt vom Schock ihrer Reise. Das reduzierte gewissermaßen ihre Fähigkeit, zu kratzen und zu beißen und sich sonst irgendwie gegen die behandschuhten Hände zu wehren, die sie forttrugen. Schnell gerieten die Tiere jedoch wieder in Panik, wenn sie in einem anderen Raum ankamen. Dieser Teil der Operation wurde immer zu zehnt ausgeführt. Wenn die Türen dann fest verschlossen waren, wußten die Affen auf einmal, daß sie sich in einem Todeszimmer befanden. Die Unglücklicheren unter ihnen mußten zusehen, wie immer ein Käfig auf einen Tisch gestellt wurde. Dann wurde die Tür geöffnet, und ein Stock mit einer Metallschlinge fuhr in den Käfig hinein. Die Schlinge senkte sich über den Kopf des Affen und wurde dann zugezogen, gewöhnlich bis das leise Knacken des brechenden Genicks zu hören war. In jedem Fall spannte das Tier zunächst alle Muskeln an und erschlaffte dann, gewöhnlich die Augen offen und entsetzt über den Mord. Dasselbe Instrument zog das Tier aus dem Käfig heraus. Und wenn die Schlinge dann gelockert wurde, wurde das tote Tier einem Soldaten zugeworfen, der es in das Zimmer nebenan brachte. Die anderen sahen das und schrien und tobten die Soldaten an, aber die Käfige waren zu klein, als daß sie ihnen Raum geboten hätten, sich der Schlinge zu entziehen. Intelligent genug, zu sehen und zu verstehen, was mit ihnen geschah, empfanden es die Affen nicht anders, als säßen sie auf einem einzelnen Baum in der Savanne und müßten zusehen, wie ein Leopard immer höher geklettert kam und höher und höher …
… und sie konnten nichts anderes tun als kreischen. Der Lärm war den Soldaten lästig, aber gar so lästig nun auch wieder nicht.
Im Raum nebenan arbeiteten fünf Teams von Sanitätern an fünf verschiedenen Tischen. An Hals und Schwanzwurzel wurden die Körper festgeklemmt, um nicht zu verrutschen. Ein Soldat, der ein Messer mit geschwungener Klinge benutzte, schnitt den Rücken auf, indem er die Wirbelsäule entlang fuhr, und dann machte der andere einen senkrechten Schnitt dazu, um das Fell auseinanderzuziehen und das Innere freizulegen. Der erste entnahm dann die Nieren und gab sie dem zweiten, und während diese kleinen Organe in einen Spezialbehälter kamen, wurde der restliche Körper vom Tisch genommen und zur späteren Verbrennung in einen Plastikabfallkübel geworfen. Bis der erste wieder zum Messer griff, hatte der andere die nächste Affenleiche auf den Tisch geklemmt. Jede Wiederholung dieser Prozedur dauerte etwa vier Minuten. Innerhalb von neunzig Minuten waren sämtliche Affen tot. Irgendwie war bei dieser Sache Eile geboten. Alles Rohmaterial für ihre Aufgabe war biologisch und alles Objekt für biologische Prozesse. Die Schlachtmannschaft reichte ihr Produkt durch doppeltürige Öffnungen in der Wand, die zum Heißen Labor führten.
Dort war alles anders. Jeder in dem großen Raum trug einen blauen Plastikanzug. Jede Bewegung erfolgte langsam und vorsichtig. Sie waren alle eingehend belehrt und angelernt worden, und was bei der Ausbildung übersehen worden sein mochte, auf das waren sie unlängst von den Sanitätern aufmerksam gemacht worden, die zur Behandlung der westlichen Frau in dem Stockwerk darüber ausgewählt worden waren, und zwar in jeder kleinsten, schrecklichen Einzelheit. Wenn etwas von einer Stelle zu einer anderen getragen werden mußte, wurde das angesagt, und die anderen machten Platz.
Das Blut befand sich in einem gewärmten Behälter, und Luft blubberte hindurch. Die Affennieren, zwei große Körbe voll, kamen in einen Fleischwolf – der sich kaum von einem solchen unterschied, der in einer Gourmetküche verwandt wurde. Dort wurden die Nieren zu Brei durchgedreht, der dann von einem Tisch zu einem anderen gebracht und in flachen Glasschalen breitgestrichen wurde, zusammen mit etwas Nährlösung. Den Soldaten in dem Labor kam es fast vor, als würden sie Kuchen backen oder sonstiges Gebäck. Großzügig wurde das Blut in die Schalen gegossen. Etwa die Hälfte wurde auf diese Art verwendet. Der Rest wurde auf mehrere Plastikkanister verteilt und kam dann in eine Tiefkühlanlage, wo es mit flüssigem Stickstoff gekühlt wurde. In dem Heißen Labor war es warm und feucht, nicht anders als im Dschungel.
Das Licht war nicht zu hell, und die Leuchtstofflampen waren abgeschirmt, um etwaige
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