Befehl von oben
Amerika oder woanders konnten nur wenige so rechtschaffen sein, wie sie es gewesen war, und er wußte sehr wohl, daß die Amerikaner sein Land haßten und seinem religiösen Glauben mißtrauten. Sie mochten Namen und Gesichter haben, aber hier sah er sie nicht und würde sie auch nie sehen, und sie waren mindestens zehntausend Kilometer weit weg, und es war einfach, den Fernseher auszuschalten.
»Ja«, gab Moudi zu, »das auszuprobieren dürfte nicht schwerfallen.«
*
»Schauen Sie«, sagte George Winston zu einer Gruppe von drei neuen Senatoren, »wenn die Bundesregierung Autos bauen würde, dann würde ein Chevy-Pick-up achtzigtausend Dollar kosten und müßte alle zehn Blocks den Tank auffüllen. Sie, meine Herren, verstehen etwas von Wirtschaft und ich auch. Wir bringen etwas Besseres zustande.«
»Ist es wirklich so schlimm?« fragte der Senator aus Connecticut.
»Die Vergleichsstatistiken kann ich Ihnen zeigen. Wenn Detroit so arbeiten würde, hätten wir alle japanische Wagen«, erwiderte Winston, tippte dabei dem Mann an die Brust und dachte daran, daß er besser seinen Mercedes 500 SEL loswerden oder zumindest für eine Weile einlagern müßte.
»Es ist, als hätte man nur ein einziges Polizeiauto für ganz L.A. zur Verfügung«, sagte Tony Bretano zu fünf anderen Senatoren, von denen zwei aus Kalifornien waren. »Ich habe nicht die Kräfte, die ich für einen GRK benötigen würde. Das ist ein größerer regionaler Konflikt«, erklärte er den neuen Leuten und ihren Gattinnen. »Und wir sollen – auf dem Papier, meine ich –, wir sollen gleichzeitig zwei schaffen plus Beteiligung an einer Friedensmission irgendwo anders. Okay? Nun, was ich brauche, ist eine Möglichkeit, die Streitkräfte umzustrukturieren, so daß die Truppen die wichtigsten sind und der Rest sie unterstützt und nicht umgekehrt. Buchhalter und Anwälte sind nützlich, aber wir haben genug davon in den Ministerien für Finanzen und Justiz. In meinem Bereich der Regierung sind wir Cops, und ich habe nicht genügend Cops auf der Straße.«
»Aber wie sollen wir das bezahlen?« fragte Colorado der Jüngere. Der ältere Senator aus dem Rocky Mountain State war in Jener Nacht bei einer Geldbeschaffungsveranstaltung in Golden gewesen.
»Das Pentagon ist kein Arbeitsbeschaffungsprogramm, vergessen wir das nicht. Also, nächste Woche habe ich eine komplette Aufstellung dessen, was wir benötigen, dann komm' ich zum Hill, und gemeinsam werden wir rausfinden, wie das mit den geringstmöglichen Kosten hinzubekommen ist.«
»Sehen Sie, was habe ich Ihnen gesagt?« flüsterte Arnie van Damm von hinten Ryan zu. »Lassen Sie sie es für sich tun. Und seien Sie einfach nett.«
»Was Sie gesagt haben, stimmt haargenau, Mr. President«, behauptete der neue Senator von Ohio zu glauben, der jetzt, da die Kameras abgeschaltet waren, einen Bourbon mit Wasser trank. »Wissen Sie, in der Schule habe ich einmal einen Aufsatz über Cincinnatus geschrieben und …«
»Nun, wir müssen immer nur daran denken, daß das Land an erster Stelle kommt«, sagte Jack zu ihm.
»Wie schaffen Sie es nur, Ihrer Arbeit nachzugehen und – ich meine«, stellte die Frau eines der beiden Senatoren aus Wisconsin fest, »Sie operieren doch noch?«
»Und unterrichte, was noch wichtiger ist«, sagte Cathy mit einem Nicken und wünschte, sie wäre oben in der Wohnung und könnte sich ihren Patientenberichten widmen. Nun, am Morgen gab's ja den Hubschrauberflug. »Ich werde niemals meinen Beruf aufgeben. Ich gebe Blinden ihr Sehvermögen wieder. Manchmal nehme ich ihnen selber die Verbände ab, und der Ausdruck in ihren Gesichtern ist das Beste auf der Welt.«
»Sogar besser als ich, Liebling?« fragte Jack, während er ihr den Arm um die Schultern legte. Es klappt ja tatsächlich, dachte er. Bezaubere sie, hatten Arnie und Callie ihm geraten.
*
Der Vorgang hatte eingesetzt. Der Oberst, der den Auftrag hatte, die fünf Mullahs zu bewachen, war ihnen in die Moschee gefolgt, wo er, gerührt vom Augenblick, mit ihnen gebetet hatte. Nach der Andacht hatte der höchste von ihnen mit ihm gesprochen, ruhig und höflich, und dabei eine bevorzugte Stelle im Koran berührt, um einen gewissen Grund zu legen. Das weckte beim Oberst Erinnerungen an die Jugend und seinen Vater, einen frommen und ehrenwerten Mann. So war es üblich, mit Leuten umzugehen, ganz gleich, an welchem Ort und in welcher Kultur. Man brachte sie zum Reden, achtete auf ihre Worte und fand den richtigen Weg,
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