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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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war, hatte der Stationschef von seiner Kontaktperson im sudanesischen Außenministerium erfahren. Nachdem hier die Fotos geknipst waren, fuhren auch diese Beamten zurück. Im Dunkelraum der Botschaft wurden die Filme entwickelt, Abzüge gemacht und per Satellit weggefaxt. In Langley identifizierte Bert Vasco jedes Gesicht, unterstützt von zwei CIA-Regionschefs und der Fotokartei aus dem CIA-Archiv.
    »Das ist sie«, verkündete der Beamte aus dem State Department.
    »Das ist die gesamte militärische Führungsspitze. Aber nicht ein Zivilist von der Ba'ath-Partei.«
    »Somit wissen wir also, wer die Opferlämmer sind.« Diese Feststellung trat Ed Foley.
    »Ja«, gab Mary Pat mit einem Nicken zur Antwort. »Und das bietet den verbleibenden hohen Offizieren eine Chance, sie zu verhaften, ihnen den ›Prozeß‹ zu machen und damit dem neuen Regime ihre Loyalität zu beweisen. Mist«, resümierte sie. »Zu schnell.« Ihr Stationschef in Riad war sprungbereit, aber das Bassin war plötzlich leer. Das traf auch für die saudischen Diplomaten zu, die hastig ein Programm finanzieller Anreize für das neue irakische Regime aufgestellt hatten. Jetzt würde das unnötig sein.
    Ed Foley, der designierte neue DCI, schüttelte bewundernd den Kopf.
    »Hätte nie geglaubt daß die's so schaffen. Unseren Freund umbringen, ja, aber die ganze Führung so schnell und so glatt überreden, wer hätte das gedacht?«
    »Mir auch schleierhaft, Mr. Foley«, sagte Vasco, »jemand muß diesen Deal ausgehandelt haben – aber wer?«
    »Ans Werk, Arbeitsbienen!« sagte Ed Foley mit ironischem Lächeln.
    »Alles, was Sie herausbekommen, so schnell wie möglich.«
    *
    Es sah aus wie eine Art fürchterliches Ragout, das dunkel gewordene menschliche Blut und der rotbraune Brei von Affennieren, was da, in flachen Glasschalen ausgebreitet, unter schwach leuchtenden Lampen stand, mit Filtern, damit kein ultraviolettes Licht den Viren etwas anhaben konnte. In diesem Stadium war nicht viel zu tun, außer dafür zu sorgen, daß die Umweltbedingungen stimmten, und das taten simple analoge Instrumente. Moudi und der Direktor kamen in ihren Schutzanzügen herein, um selber die versiegelten Kammern mit den Kulturen zu überprüfen. Fast zwei Drittel von Jean Baptistes Blut waren jetzt tiefgefroren für den Fall, etwas ging schief bei ihrem ersten Versuch, den Ebola-Mayinga-Virus zu reproduzieren. Sie kontrollierten auch das mehrstufige Belüftungssystem, denn jetzt war das Gebäude tatsächlich eine Todesfabrik. Die Sicherheitsmaßnahmen wurden doppelseitig vorgenommen. So wie sie in diesem Raum alles taten, um dem Virus einen optimalen Platz zur Vermehrung zu bieten, sprühten vor der Tür Sanitätssoldaten jeden Quadratmillimeter ein, um sicherzustellen, daß es dabei blieb – und so mußte das Virus vom Desinfektionsmittel geschützt werden. Also mußte auch die Luft, die in die Kulturkammern gesogen wurde, sorgfältig gefiltert werden, sonst könnten die Leute im Gebäude in ihrem Bemühen, am Leben zu bleiben, gerade das töten, was sie töten könnte, wenn sie eine andere Art Fehler machten.
    »Sie glauben also wirklich, diese Variante könnte durch die Luft übertragen werden?«
    »Wie Sie wissen, ist der Mayinga-Typ nach einer Krankenschwester benannt, die sich trotz aller herkömmlichen Schutzmaßnahmen infiziert hatte. Patient zwei« – er hatte beschlossen, es wäre leichter, nicht ihren Namen zu nennen – »war eine hervorragende Krankenschwester mit Ebola-Erfahrung; sie hat keinerlei Injektionen vorgenommen; und sie wußte selber nicht, wie sie sich das Virus zugezogen haben könnte.
    Darum, ja, halte ich es für möglich.«
    »Das wäre äußerst günstig, Moudi«, flüsterte der Direktor. »Und das können wir ja testen.«
    Das wäre leichter für ihn, dachte Moudi. Schließlich kannte er ja die Betreffenden nicht beim Namen. Er fragte sich, ob er mit dem Virus recht hatte. Womöglich hatte Patient zwei doch einen Fehler gemacht?
    Aber nein, er hatte ihren Körper nach Einstichen abgesucht, und es war doch nicht möglich, daß sie Sekretionen von dem kleinen Benedikt Mkusa aufgeleckt haben könnte, oder doch? Was bedeutete das dann also? Es bedeutete, daß der Mayinga-Subtyp für eine kurze Zeit in der Luft überlebte, und das bedeutete, daß sie eine potentielle Waffe besaßen, die noch kein Mensch vorher besessen hatte, schlimmer als Atomwaffen, schlimmer als chemische Waffen. Sie hatten eine Waffe, die sich selber reproduzierte und

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