Befehl von oben
werden in zwei Wochen wieder repariert sein.« Die Bemerkung ließ Indien den Kopf wenden.
Sie hatte das selber erst vor ein paar Tagen erfahren. Die Reparaturen würden einen beträchtlichen Teil des jährlichen Marinebudgets verschlingen, was ihre Hauptsorge gewesen war. Es geschah nicht alle Tage, daß ein Land, noch dazu eines, mit dem man kürzlich noch im Krieg lag, dem anderen offenbarte, wie weit es in dessen Staatsgeheimnisse eingedrungen war.
»Amerika ist nur eine Fassade, ein Riese mit krankem Herzen und zerstörtem Gehirn«, sagte Daryaei. »Das haben Sie selbst gesagt, Premierministerin. Präsident Ryan ist ein kleiner Mann mit einer großen Aufgabe. Machen wir die Aufgabe größer und schwerer, verliert Amerika seine Fähigkeit, sich bei uns einzumischen, lange genug, bis wir unsere Ziele verwirklichen. Die Regierung Amerikas ist gelähmt und wird es noch wochenlang bleiben. Wir müßten nur das Ausmaß dieser Lähmung vergrößern.«
»Und wie könnte man das tun?« fragte Indien.
»Durch das einfache Mittel, ihr mehr Verpflichtungen aufzuerlegen und gleichzeitig ihre innere Stabilität zu schwächen. Auf der einen Seite werden bloße Demonstrationen Ihrerseits genügen. Auf der anderen Seite, das ist meine Sache. Und ich glaube, es ist besser, wenn Sie nichts davon wissen.«
Zhang hätte fast die Luft angehalten, um seine Gefühle besser unter Kontrolle zu bekommen. Es geschah nicht alle Tage, daß er jemandem begegnete, der noch rücksichtsloser war als er, und, nein, er wollte nicht wissen, was Daryaei vorhatte. Besser, wenn ein anderes Land eine Kriegshandlung beging. »Fahren Sie fort«, sagte er und griff in sein Jackett nach einer Zigarette.
»Jeder von uns vertritt ein Land mit großen Fähigkeiten und noch größeren Bedürfnissen. China und Indien haben eine riesige Bevölkerung und benötigen sowohl Raum als auch Ressourcen. Ich habe bald genügend Ressourcen und daraus hervorgehendes Kapital und werde kontrollieren, wie beides verteilt wird. Die Vereinigte Islamische Republik wird eine Großmacht werden, wie Sie bereits Großmächte sind. Viel zu lange hat der Westen den Osten dominiert.« Daryaei schaute Zhang direkt an. »Im Norden liegt eine verwesende Leiche. Viele Millionen Gläubige sind dort und bedürfen der Befreiung. Und da sind auch die Ressourcen und der Platz, die Ihr Land benötigt. Ich biete sie Ihnen an, wenn Sie mir dafür die Länder der Gläubigen überlassen.« Dann schaute er die indische Premierministerin an. »Im Süden von Ihnen liegt ein leerer Kontinent mit dem Platz und den Ressourcen, die Sie benötigen.
Für Ihre Kooperation, denke ich, sind die Vereinigte Islamische Republik und die Volksrepublik China bereit, Ihnen Schutz zu gewähren. Von Ihnen beiden erbitte ich nur stille Zusammenarbeit, ohne ein direktes Risiko.«
Indien sagte sich, das hätte sie schon mal gehört, doch ihre Bedürfnisse hatten sich auch nicht geändert. China fiel sofort eine Möglichkeit ein, für Ablenkung zu sorgen, die an sich nicht gefährlich war. Wie auch schon geschehen. Der Iran – was war diese Vereinigte Islamische Republik … ach, natürlich, dachte Zhang. Natürlich. Die UIR würde das Risiko tragen, es schien aber außergewöhnlich gut kalkuliert. Wieder in Peking, würde er selbst die Korrelation der Kräfte untersuchen.
»Zu diesem Zeitpunkt bitte ich natürlich um keine Verpflichtung. Sie werden sich erst vergewissern wollen, daß ich es mit meinen Fähigkeiten und Intentionen ernst meine. Allerdings bitte ich Sie, über die von mir beabsichtigte – inoffizielle – Allianz gründlich nachzudenken.«
»Pakistan«, sagte die Premierministerin.
»Islamabad ist schon zu lange eine amerikanische Marionette, der man daher nicht vertrauen kann«, erwiderte Daryaei sofort, denn diese Frage hatte er bereits durchdacht, aber nicht damit gerechnet, daß Indien so schnell darauf anspringen würde. Diese Frau haßte Amerika genauso wie er. Nun, die ›Lektion‹, wie sie es nannte, mußte ihren Stolz noch stärker verletzt haben, als seine Diplomaten ihm erzählt hatten. Ausgezeichnet. Er schaute zu Zhang hinüber.
»Unsere Vereinbarungen mit Pakistan sind rein kommerziell und jederzeit veränderbar«, stellte China fest, ebenfalls erfreut über Indiens Schwäche. Es war niemandes Fehler gewesen, außer ihr eigener. Sie hatte Kräfte ins Feld – eher auf See – geschickt, um Japans erfolglosen Angriff auf Amerika zu unterstützen … während China nichts
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