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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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abfinden. Ich hab' Ihnen den Kopf abgerissen wegen der Aussage zur Abtreibung – warum? Weil sie konfus war.«
    »Nein, das war sie nicht, ich …«
    »Hören Sie dem Lehrer zu oder nicht?«
    »Also weiter«, sagte der Präsident.
    »Beginnen wir: Rund vierzig Prozent der Leute wählen demokratisch, rund vierzig Prozent wählen republikanisch. Von diesen achtzig Prozent würde kaum einer sein Wahlverhalten ändern, wenn Adolf Hitler gegen Abe Lincoln antreten würde – okay?«
    »Aber wieso …«
    Verzweiflung: »Warum ist der Himmel blau, Jack? Es ist eben so, okay? Selbst wenn Sie's erklären könnten, und Astronomen können das wohl auch, der Himmel ist blau, also akzeptieren wir die Tatsache einfach, okay? Damit bleiben also zwanzig Prozent der Leute übrig, die mal so und mal so wählen. Die zwanzig Prozent kontrollieren die Geschicke des Landes, und wenn Sie wollen, daß alles so läuft, wie Sie möchten, sind das die Leute, die Sie erreichen müssen. So, und jetzt kommt der lustige Teil. Die zwanzig Prozent kümmert es kaum, was Sie denken.«
    Diese Schlußfolgerung wurde mit trockenem Lächeln dargeboten.
    »Moment mal …«
    Arnie hob die Hand. »Lehrer nicht unterbrechen. Die harten achtzig Prozent kümmert Ihr Charakter 'n Dreck. Sie wählen eine Partei, weil sie deren Philosophie glauben – oder Mom 'n Dad immer so wählten; der Grund zählt nicht. Egal. Kommen wir zu den wichtigen zwanzig Prozent zurück. Die kümmert das, was Sie glauben, weniger als Ihre Person. Und da ist die Chance, Mr. President. Politisch gesprochen, Sie haben im Office soviel zu suchen wie ein Dreijähriger im Waffengeschäft, aber Charakter haben Sie bis zum Erbrechen. Das müssen wir ausnutzen.«
    Ryan rümpfte die Nase, hielt aber diesmal seinen Mund. Er nickte, damit der Stabschef fortfuhr.
    »Sagen Sie den Leuten schlicht, was Sie glauben. Gute Ideen sind einfach und effizient zum Ausdruck zu bringen. Lassen Sie's logisch klingen. Diese zwanzig Prozent wollen glauben, daß Sie wirklich an das glauben, was Sie sagen. Jack, respektieren Sie einen Menschen, der sagt, was er glaubt, selbst wenn Sie nicht mit ihm übereinstimmen?«
    »Natürlich, das ist …«
    »Aufrecht«, führte Arnie den Gedanken zu Ende. »Und genauso tun das die zwanzig Prozent. Die werden Sie respektieren und Sie unterstützen, selbst wenn sie mal anderer Meinung sind. Warum? Weil die wissen werden, daß Sie zu Ihrem Wort stehen. Und wollen, daß der Inhaber dieses Office ein Mann von Charakter und Integrität ist. Denn wenn die Karre im Dreck steckt, dann wird so einer zumindest versuchen, das Richtige zu tun.«
    »O!«
    »Der Rest ist Verpackung. Nicht so scheel gucken wegen Verpackung und Handling, okay? Nichts Schlimmes dabei, intelligent vorzugehen, wenn man Ideen rüberbringen will. In Ihren Büchern wählten Sie die Worte sorgfältig, um Ihre Ideen klarzumachen, stimmt's?« Der Präsident nickte. »Und so ist's mit diesen Ideen – zum Teufel, diese Ideen sind viel wichtiger, darum muß man sie wesentlich geschickter verpacken, nicht wahr?« Die Unterrichtsstunde verlief ganz gut, sagte sich der Stabschef.
    »Arnie, wie vielen dieser Gedanken würden Sie zustimmen?« Er hob das Positionspapier an.
    »Nicht allen. Ich glaube, zum Schwangerschaftsabbruch irren Sie sich – eine Frau sollte das Recht haben, selbst zu entscheiden. Möchte wetten, wir divergieren auch zur Antidiskriminierung und in vielem anderem. Aber ich habe niemals an Ihrer Integrität gezweifelt. Ich kann nicht vorschreiben, was Sie glauben sollen, aber Sie verstehen es, gut zuzuhören. Ich liebe dieses Land, Jack. Meine Familie ist aus Holland geflüchtet, per Boot über den Ärmelkanal, als ich drei war. Ich weiß noch, wie ich gekotzt habe.«
    »Sie sind Jude?« fragte Jack erstaunt. Er wußte nichts von Arnies Konfession, wenn er eine hatte.
    »Nein, mein Vater war in der Resistance und wurde verpfiffen. Wir sind gerade noch rechtzeitig fort. Den übrigen Verwandten ist's nicht gut bekommen. Nach dem Krieg brachte Dad uns her, und ich bin aufgewachsen mit seinen Geschichten von der alten Heimat und wie völlig anders es hier war. Was ich bin, bin ich geworden, ums System zu schützen. Was macht Amerika anders? Die Verfassung, nehm' ich mal an.
    Menschen wechseln, Regierungen wechseln, Ideologien lösen sich ab, aber die Verfassung bleibt ziemlich dieselbe. Sie und Pat Martin haben beide den Eid geschworen. Ich auch«, fuhr van Damm fort. »Nur meinen schwor ich vor

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