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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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würden aufmerksam sein, und wenn sie auch nicht alles – selbst beim amerikanischen Geheimdienst waren Zeit und Ressourcen begrenzt – überprüfen konnte, so konnte er es sich nicht leisten, herumzutrödeln. Der erste Eindruck war gar nicht günstig. Der Zugang war eingeschränkt. So viele Schüler – es wäre schwierig, die richtigen zwei herauszupicken. Die Bewacher waren viele und gut verteilt. Das war das schlechte daran. Zahlen machten nicht soviel aus wie räumliche Verteilung. Die am schwersten zu durchbrechende Verteidigung war eine in der Tiefe gestaffelte, denn Tiefe hieß sowohl Zeit wie Raum. Jede Anzahl von Menschen ließ sich, wenn sie sich an einem Fleck befand, mit den richtigen Waffen in wenigen Sekunden ausschalten. Doch wenn sie mehr als fünf Sekunden Zeit bekamen, würde ihr Training greifen. Die Wächter würden gut geübt sein. Sie würden Pläne haben, einige vorhersagbar, andere nicht. Die Küstenwache könnte reinschießen und die Ziele wegzaubern oder die Wachen mit den Zielen ausweichen und mauern, und Movie Star machte sich hinsichtlich deren Training und Entschiedenheit keine Illusionen. Gib ihnen bloß fünf Minuten, und sie würden gewinnen. Sie würden Verstärkung durch die Ortspolizei anfordern – die sogar über Hubschrauber verfügte, wie er ermittelt hatte –, und den Angreifern würde der Rückweg abgeschnitten werden. Nein, das war kein günstiges Gelände. Er warf die Zeitung ins Auto und fuhr davon. Auf dem Rückweg suchte er die Straße nach verdeckten Fahrzeugen ab. Einige Transporter waren in den Einfahrten geparkt, aber keiner hatte verdunkelte Folien an den Scheiben, die einen Mann mit Kamera verbergen konnten. Ein Blick in die nähere Umgebung bekräftigte seine Einschätzung. Das war kein gutes Gelände. Diese Zielpersonen wären besser im Vorübergehen zu erwischen; genauer während der Fahrt. Aber auch kaum besser. Auch da wären sie ausgezeichnet geschützt. Kevlar-Verstärkung. Lexanfenster. Spezialreifen. Und zweifellos auch Luftüberwachung durch Hubschrauber. Die nicht gekennzeichneten Wagen und der jederzeitige Zugriff zu weiterer Polizeiverstärkung gar nicht eingerechnet.
    Okay, dachte Movie Star unter Verwendung eines Amerikanismus, der universelle Geltung besaß. Also Tagesstätte und Kindergarten Giant Steps am Ritchie Highway oberhalb der Joyce Lane. Dort war nur eine Zielperson, aber eine bessere und hoffentlich eine günstigere taktische Umgebung.
    *
    Winston kannte sich schon mehr als zwanzig Jahre darin aus, sich und seine Ideen zu verkaufen. Dazu hatte er sich ein gewisses Gespür für Dramatik erworben. Und noch günstiger war, daß beide Seiten Lampenfieber hatten. Nur einer der Senatoren im Ausschuß hatte schon Erfahrung, und er gehörte der Minderheitspartei an – die politische Gewichtung im Senat hatte sich mit dem Absturz der 747 geändert. Somit waren die Männer und Frauen, die ihre Plätze hinter den massiven Eichenbänken einnahmen, genauso nervös wie er. Während er sich hinsetzte und seine Papiere ausbreitete, stapelten ganze sechs Personen große gebundene Bücher auf den übernächsten Tisch. Winston ignorierte sie.
    Nicht so die C-SPAN-Kameras.
    Es kam bald noch besser. Während der designierte Minister mit Mark Gant plauderte, dessen Laptop arbeitsbereit vor ihm stand, knirschte der Tisch links neben ihnen und krachte zusammen, und zum Erstaunen aller Anwesenden purzelte der Bücherstapel zu Boden. Winston wandte sich verblüfft und erfreut um. Seine Laufburschen hatten sich genau an seine Anweisungen gehalten und die gesammelten Bände des amerikanischen Steuergesetzwerkes genau in der Mitte aufgestapelt, statt die Last gleichmäßig zu verteilen.
    »Ach du Scheiße, George«, flüsterte Gant, der sich bemühte, nicht aufzulachen.
    »Vielleicht ist Gott wirklich auf unserer Seite.« George sprang auf, um nachzusehen, ob jemand verletzt worden war. Das war nicht der Fall.
    Der erste hölzerne Protestschrei hatte die Leute einen Schritt zurücktreten lassen. Nun eilten Sicherheitsbeamte herbei, die gleich feststellten, daß nichts Schlimmes passiert war. Winston beugte sich übers Mikrofon.
    »Herr Vorsitzender, es tut mir leid, aber es hat eigentlich niemandem weh getan. Können wir ohne weitere Verzögerung die Sitzung eröffnen?«
    Der Vorsitzende rief mit dem Hämmerchen die Versammlung zur Ruhe, ohne den Blick vom Schlamassel zu wenden. Eine Minute später war George Winston vereidigt.
    »Haben Sie eine

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