Befehl von oben
Antrittserklärung, Mr. Winston?«
»Die hatte ich, Sir.« SecTreas schüttelte den Kopf und unterdrückte ein Lachen, wenn auch nicht vollständig. »Ich schätze, ich muß mich bei den Ausschußmitgliedern für diesen kleinen Unfall entschuldigen. Ich hatte ihn zur Illustration einer meiner Punkte vorgesehen, aber, naja!«
Er ordnete seine Papiere neu und richtete sich im Stuhl etwas auf.
»Herr Vorsitzender, verehrte Ausschußmitglieder, ich heiße George Winston, und Präsident Ryan hat mich gebeten, mein Geschäft mal sein zu lassen und meinem Land als Finanzminister zu dienen. Lassen Sie mich ein bißchen was über mich erzählen …«
»Was wissen wir über ihn?« fragte Kealty.
»Reichlich. Schlau. Tough. Recht ehrlich. Und reicher als Gott.« Sogar reicher als Sie, sagte der Assistent nicht.
»Je untersucht worden?«
»Nie«, der Stabschef schüttelte den Kopf. »Vielleicht mal auf dünnem Eis unterwegs, aber – nein, Ed, nicht einmal das. Winston spielt nach den Regeln. Die Group ist geschätzt für Leistung und Ehrlichkeit. Vor Jahren hat ihn mal einer seiner Händler gelinkt, und George war selbst Zeuge gegen ihn bei Gericht. Hat sogar den Schaden selbst gutgemacht – persönliche Schatulle! Mehr als vierzig Millionen Dollar. Der Kerl kam in den Knast für fünf Jahre. Gut für Ryan. Kein Politiker, aber hochgeachtet in der ›Street‹.«
»Scheiße«, meinte Kealty.
»Herr Vorsitzender, es gibt viel zu tun.« Winston schob seine Antrittserklärung beiseite und fuhr aus dem Stegreif fort. So schien es zumindest. Er wies mit dem linken Arm zu dem Bücherhaufen. »Dieser zusammengebrochene Tisch. Das ist die amerikanische Steuergesetzgebung. Es ist ein Grundsatz des Bürgerlichen Rechts, daß Unkenntnis eines Gesetzes nicht vor Strafe schützt. Aber das macht keinen Sinn mehr. Das Finanzministerium und die Steuerbehörde verkünden und befolgen beide die Steuergesetze unseres Landes. Entschuldigen Sie, die Gesetze werden vom Kongreß verabschiedet, wie wir alle wissen, aber das geschieht hauptsächlich deswegen, weil meine Behörde die vorgeschlagenen Regelungen unterbreitet, und der Kongreß ändert sie ab und billigt sie, und dann treten sie in Kraft. In vielen Fällen ist die Auslegung der Gesetzgebung, die Sie verabschieden, den für mich arbeitenden Menschen überlassen, und wie wir alle wissen, kann die Auslegung so bedeutend wie die Gesetze selbst sein. Wir haben eigene Steuergerichtshöfe, die weitere Verfügungen treffen – und das alles läuft auf diesen Berg bedruckten Papiers dort drüben hinaus. Ich möchte vor diesem Ausschuß behaupten, daß niemand, nicht einmal ein erfahrener Rechtsgelehrter, das alles verstehen kann.
Wir haben sogar die absurde Situation, daß ein Bürger, der mit seiner Steuererklärung zum Finanzamt geht und sich von einem Gesetzesvertreter dabei helfen läßt, dann, wenn der Finanzbeamte einen Fehler macht, für den Fehler verantwortlich gemacht wird, den die Regierung begangen hat. Als ich noch im Börsengeschäft tätig war, mußte ich die Verantwortung dafür übernehmen, wenn ich einen Kunden schlecht beriet.
Der Zweck von Steuern ist es, der Staatsregierung Einnahmen zu verschaffen, damit sie der Bevölkerung dienen kann. Aber auf diesem Weg haben wir eine ganze Industrie geschaffen, die die Öffentlichkeit Milliarden von Dollar kostet. Warum? Zur Erklärung einer Steuergesetzgebung, die jedes Jahr komplexer wird, einer Gesetzgebung, die die damit befaßten Beamten nicht mit hinreichender Sicherheit verstehen, um für die rechtmäßige Abwicklung die Verantwortung übernehmen zu können. Sie wissen bereits, oder Sie sollten es wissen« – das traf nicht zu –, »wieviel Geld wir für die Durchsetzung dieser Steuergesetzgebung ausgeben, und das ist auch nicht produktiv. Wir sollten für das Volk arbeiten, nicht es verwirren.
Und so, Herr Vorsitzender, gibt es einige Dinge, die ich hoffentlich während meiner Amtszeit im Finanzministerium erreichen kann, wenn der Ausschuß meine Nominierung zu bestätigen geruht. Zuerst möchte ich die Steuergesetzgebung umschreiben lassen zu etwas, daß ein Normalbürger begreifen kann. Ein Kodex ohne ›Spezialfälle‹, gleiche Regeln für alle. Mit dem Ausschuß möchte ich das bis zum Gesetz durchbringen. Ich möchte mit Ihnen, meine Damen und Herren, zusammenarbeiten. Ich werde keinen Verbandsvertreter oder irgendeinen anderen Lobbyisten in mein Büro lassen, um über die Angelegenheit zu diskutieren,
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