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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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selbst schon weibliche Agenten eingesetzt, und dies hatte er ihnen geraten. Jüngere Leute erscheinen stets weniger bedrohlich, besonders weibliche. Mit einem verwirrten und verlegenen Lächeln trat er an die Ladentheke.
    »Ich suche nach Straßenkarten«, sagte er.
    »Direkt hier unter der Theke.« Die Angestellte deutete lächelnd darauf. Sie gehörte zum Geheimdienst. Die Augen waren zu strahlend, um zu einem so schäbigen Job zu passen.
    »Ach so«, sagte er in gespieltem Unmut und suchte einen großen Straßenatlas in Buchform aus, der jede einzelne Straße im Bezirk zeigen würde – County hieß das in Amerika. Er hob ihn auf und blätterte ihn durch, während er mit einem Auge auf die Straße draußen schielte. Die Kinder wurden gerade auf den Spielplatz rausgeführt. Vier Erwachsene bei ihnen. Zwei wären normal gewesen. Also mindestens zwei – drei, merkte er, als er den Mann im Schatten sah, der sich kaum vom Fleck rührte. Ein großer Mann, etwa eins achtzig, der lässig gekleidet war. Ja, der Spielplatz lag dem Anwesen mit der Garage direkt gegenüber. Die Beobachter mußten dort sein. Noch zwei, vielleicht drei, würden immer in dem Gebäude sein, immer beobachten. Das würde nicht gerade leicht werden, aber er würde wissen, wo die gegnerischen Kräfte waren. »Was kostet das Buch?«
    »Ist außen draufgedruckt.«
    »Ach ja, entschuldigen Sie.« Er langte in die Tasche. »Fünf Dollar fünfundneunzig«, sagte er zu sich, während er das Kleingeld herausangelte.
    »Plus Mehrwertsteuer.« Sie tippte alles in die Kasse. »Sind Sie neu in der Gegend?«
    »Ja, bin ich. Ich bin Lehrer.«
    »Oh, was unterrichten Sie?«
    »Deutsch«, erwiderte er, nahm das Kleingeld und zählte es. »Ich möchte mich erkundigen, wie die Häuser hier sind. Danke für die Karte. Ich habe zu tun.« Ein knappes europäisches Nicken setzte den Schlußstrich unter die Begegnung, und er ging ohne einen weiteren Blick über die Straße hinaus. Movie Star überlief es auf einmal kalt. Die Frau an der Kasse war eindeutig von der Polizei gewesen. Sie dürfte ihm jetzt nachsehen, vielleicht sogar sein Nummernschild notieren. Na wenn schon. Der Geheimdienst würde unter der Nummer herausfinden, daß er Dieter Kolb hieß, ein Deutscher aus Frankfurt und Englischlehrer war, der sich gerade außer Landes aufhielt, und wenn sie nicht strengere Nachforschungen anstellten, würde diese Deckung genügen. Er wandte sich auf dem Ritchie Highway nach Norden und bog bei der ersten Gelegenheit rechts ab. Auf einem nahe gelegenen Hügel war ein kommunales College, und in Amerika hatten die alle Parkplätze.
    Es ging nur darum, einen guten Platz ausfindig zu machen. Dieser war es. Das dazwischenliegende Gehölz würde sich bald begrünen und den Blick auf Giant Steps blockieren. Die Rückseite des Hauses, in dessen Garage wahrscheinlich der Chevy Suburban als Einsatzwagen stand, hatte nur ein paar Fenster, die in seine Richtung blickten, und die hatten Vorhängen davor. Das gleiche galt auch für die Vorschule. Movie Star alias Kolb hob ein Kompaktfernrohr an die Augen und spähte hindurch. Das war bei den vielen Baumstämmen zwischen ihm und dem Objekt nicht leicht, aber so gründlich der amerikanische Geheimdienst auch sein mochte, vollkommen waren dessen Leute nicht. Das war niemand. Um es auf den Punkt zu bringen, Giant Steps war kein günstiger Ort für die Unterbringung eines so wichtigen Kindes, aber das war nicht überraschend. Die Familie Ryan hatte alle Kinder dorthin geschickt. Die Lehrkräfte waren womöglich ausgezeichnet, und Ryan und seine Medizinfrau kannten sie wahrscheinlich, und die Meldungen, die er sich aus dem Internet geholt hatte, betonten ausdrücklich, daß die Ryans ihr Familienleben intakt halten wollten. Sehr menschlich. Und dumm.
    Er sah zu, wie die Kinder auf dem Spielplatz herumtollten. Er schien mit gehäckseltem Holz bestreut zu sein. Wie natürlich das alles aussah mit den in dicker Winterkleidung herumrennenden Kleinen – er schätzte die Temperatur auf elf oder zwölf Grad. Einige waren auf Wippen, andere auf Schaukeln, und weitere spielten mit dem Dreck, den sie finden konnten. Die Kleidung sagte ihm, daß für diese Kleinen gut gesorgt wurde, es waren ja schließlich Kinder. Bis auf eines. Dieses eine war eine politische Erklärung, die jemand machen würde. Wer diese Erklärung machen und warum sie genau gemacht werden würde, kümmerte Movie Star nicht. Er würde einige Stunden auf Posten bleiben, seine

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