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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sein Temperament im Zaum zu halten. Es war in ganz Afrika das gleiche. Es war so, als würde die hiesige Regierung unbedingt ihre Tourismusindustrie schützen wollen – die es im Sudan gar nicht gab, außer einigen Anthropologen, die im Süden, nahe der äthiopischen Grenze, Ausgrabungen nach dem Urmenschen durchführten. Auf dem ganzen, fruchtbaren Kontinent war es dasselbe. Regierungs-Gesundheitler stritten alles ab; auch deshalb war AIDS in Zentralafrika so auf dem Vormarsch. Abstreiten, abstreiten, abstreiten, bis wieviel der Bevölkerung starb? Zehn Prozent? Dreißig? Fünfzig? Aber jeder fürchtete sich, Regierungen Afrikas zu kritisieren – zu schnell war man als Rassist abgestempelt … also lieber schweigen … und Menschen sterben lassen.
    »Sehr wohl, Doktor. Bitte kommen Sie gleich«, drängte er.
    »Ich muß noch ein paar Sachen erledigen, dann werde ich kommen.«
    Das konnte den ganzen Tag oder sogar noch länger heißen, und beide Männer wußten es. »Ist der Patient isoliert?«
    »Alle Schutzvorkehrungen sind getroffen«, versicherte ihm MacGregor.
    »Sie sind ein prima Arzt, Ian, und ich weiß, ich kann Ihnen vertrauen, daß nichts Schlimmes passiert.« Dann war die Leitung tot. Ian hatte kaum den Hörer aufgelegt, als es wieder läutete.
    »Ja?«
    »Herr Doktor, bitte kommen Sie auf Vierundzwanzig«, sagte ihm eine Schwesternstimme.
    Er war in drei Minuten dort. Es war Sohaila. Ein Helfer trug gerade das Erbrochene hinaus. Darin war Blut. Sie war auch aus dem Irak gekommen, wie MacGregor wußte. Oh, mein Gott.
    *
    »Niemand von Ihnen hat irgend etwas zu befürchten.«
    Die Worten klangen halbwegs beruhigend, wenn auch nicht so sehr, wie es die Mitglieder des Revolutionsrats gerne gehabt hätten. Die iranischen Mullahs sprachen womöglich die Wahrheit, aber die Obersten und Generäle am Tisch hatten als Hauptmänner und Majore gegen den Iran gekämpft, und niemand kann Feinde vom Schlachtfeld vergessen.
    »Wir brauchen Sie, um die Kontrolle über das Militär Ihres Landes auszuüben«, fuhr der Wortführer fort. »Wenn Sie mit uns zusammenarbeiten, werden Sie Ihre Posten behalten. Wir verlangen nur, daß Sie Ihrer neuen Regierung Loyalität in Gottes Namen schwören.« Da war mehr dahinter. Sie würden streng überwacht werden. Die Offiziere wußten das. Ein falscher Schritt und sie würden erschossen. Aber sie hatten keine Wahl außer der, herausgeführt und noch diesen Nachmittag erschossen zu werden. Summarische Hinrichtungen waren eigentlich weder im Iran noch im Irak unbekannt, ein effizientes Mittel gegen Dissidenten: wirkliche wie eingebildete.
    Die beiden Seiten der Alternative boten ein kraß unterschiedliches Bild. Auf seiten der Gewehre war es ein rascher, effizienter und letzter Weg, Dinge zu seinen Gunsten zu entscheiden. Von der anderen Seite aus betrachtet, hatte sie die abrupte Ungerechtigkeit eines Hubschrauberabsturzes – gerade noch Zeit genug, daß der Geist Nein! kreischte, bevor die auf einen zurasende Erde alles auslöschte, auch den Unglauben und die Empörung darüber. Bloß hatten sie in diesem Fall gewissermaßen eine Wahl. Der sichere Tod jetzt oder die Möglichkeit, später zu sterben. Die noch verbliebenen hohen Offiziere des Irak tauschten verstohlene Blicke aus. Sie hatten keine Gewalt mehr über das Militär ihres Landes. Das Militär, die Soldaten, waren auf Seiten des Volkes oder ihrer Kompaniekommandanten. Die ersteren freuten sich, zum erstenmal seit fast einem Jahrzehnt wieder reichlich Essen zu haben. Die letzteren freuten sich, eine neue Morgenröte für ihr Land heraufdämmern zu sehen. Der Bruch mit dem alten Regime war vollständig, und es gab keinen Weg zurück. Die Männer im Zimmer konnten die Gewalt nur mit Beistand der früheren Feinde wiedererlangen, die am anderen Ende des Tisches mit gelösten Siegerlächeln dastanden und das Geschenk des Lebens wie Wechselgeld in Händen hielten, leicht ausgegeben und genauso leicht weggesteckt. Im Grunde boten sie gar keine Wahl.
    Der nominelle Leiter des Rates nickte seine Unterwerfung, dem binnen Sekunden alle anderen folgten, und mit dieser Geste verblaßte die Identität ihres Staates zur Geschichte.
    Von da an waren nur noch einige Telefongespräche zu führen.
    Die einzige Überraschung war, daß es nicht im Fernsehen kam. Diesmal wurden die Lauschposten STORM TRACK und PALM BOWL von Analytikern anderswo geschlagen. Fernsehkameras standen schon bereit, wie sich später herausstellte, aber zuerst gab

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