Befehl von oben
es etwas zu erledigen, und das sahen die Satelliten.
Die ersten Iraner überquerten die Grenze in motorisierten Einheiten, die unter Funkstille die Überlandstraßen entlangeilten, aber es geschah bei Tage, und von oben gaben zwei KH-11-Satelliten ihre Bilder an Kommunikationsvögel ab und von dort weiter an die Empfangsstationen am Boden. Die Washington am nächsten war in Fort Belvoir.
*
»Ja«, sagte Ryan und drückte den Hörer ans Ohr.
»Ben Goodley hier, Mr. President. Es geht jetzt los. Iranische Truppen überqueren die Grenze ohne erkennbare Gegenwehr.«
»Verlautbarung?«
»Bis jetzt keine. Es sieht so aus, als wollten sie zuerst die Kontrolle übernehmen.«
Jack sah auf die Uhr am Nachttisch. »Okay, wir behandeln das in der Morgenbesprechung.« Es hatte keinen Sinn, seinen Schlaf zu ruinieren.
Er hatte genug Leute, die für ihn die ganze Nacht hindurch arbeiten würden, sagte sich Ryan. Er hatte es selbst oft genug getan.
»Ja, Sir.«
Ryan legte auf und konnte wieder einschlafen. Es war ein präsidiales Geschick, das er gerade zu beherrschen lernte. Vielleicht, dachte er, als er wegdämmerte, vielleicht würde er noch lernen, während einer Krise Golf zu spielen … wäre das nicht …
*
Paßenderweise war es einer der Päderasten. Er hatte einen Mitgefangenen – es war ein Mörder – betreut und seine Arbeit den Videoaufzeichnungen nach ordentlich erledigt, was den Verlauf beschleunigt hatte.
Moudi hatte die Sanitäter sorgsam angewiesen, die neuen Pflegekräfte genauestens zu überwachen. Die letzteren hatten die gewöhnlichen Vorkehrungen getroffen, Handschuhe getragen, sorgfältig abgewaschen, den Raum sauber gehalten und alle Flüssigkeiten aufgewischt.
Diese letzte Aufgabe war zunehmend schwieriger geworden, da sich bei der ersten Versuchsgruppe der Krankheitsverlauf beschleunigte. Das kollektive Stöhnen drang über die Mikrofonanlage mit genügender Deutlichkeit herein, daß er wußte, was sie durchmachten, vor allem, da keine Schmerzmittel verabreicht wurden – eine Verletzung des muslimischen Barmherzigkeitsgebots, das Moudi beiseite wischte. Die zweite Versuchsgruppe machte das, was ihr gesagt wurde, aber sie hatte keine Masken bekommen, mit bestimmtem Grund.
Der Päderast war ein Mann um die Zwanzig, und er hatte seinen Schutzbefohlenen überraschend emsig gepflegt. Ob aus Sensibilität für die Qualen des Mörders oder bloß, um sich selbst der Gnade würdig zu erweisen, war egal. Moudi zoomte die Kamera näher heran. Die Haut des Mannes war gerötet und trocken, seine Bewegungen langsam und schmerzerfüllt. Der Arzt hob den Hörer. Eine Minute später kam einer der Armeesanitäter ins Bild. Er sprach kurz mit dem Päderasten und steckte dann das Thermometer in dessen Ohr, bevor er den Raum verließ und zum Telefon im Flur ging.
»Subjekt acht hat 39,2 Grad Fieber und meldet Erschöpfung und Schmerzen in den Extremitäten. Die Augen sind rot und verquollen«, berichtete der Sanitäter brüsk. Es war klar, daß die Sanitäter nicht das gleiche Maß an Mitleid für eine der Testpersonen an den Tag legten, das sie für Schwester Jean Baptiste empfunden hatten. Auch wenn sie eine Ungläubige gewesen war, so war sie doch eine tugendhafte Frau gewesen. Das traf eindeutig nicht auf die Männer im Raum zu, was allen die Sachen erleichterte.
»Danke sehr.«
Also stimmte es, sagte sich Moudi. Der Mayinga-Typ war tatsächlich durch die Luft übertragbar. Nun blieb nur noch festzustellen, ob sich der Virus vollkommen übertragen hatte, ob dieses neue Opfer daran sterben würde. Wenn die Hälfte der zweiten Gruppe Symptome zeigte, würde sie über die Empfangshalle in einen eigenen Raum verlegt werden, und die erste Gruppe würde medizinisch erledigt werden.
Der Direktor würde sich freuen, das wußte Moudi. Der letzte Schritt im Experiment war so erfolgreich wie die vorherigen gewesen. Es wurde immer gewisser, daß sie eine Waffe in der Hand hatten, wie sie noch kein Mensch je geführt hatte. Ist das nicht wunderbar, bemerkte der Arzt zu sich selbst.
*
Der Rückflug war stets einfacher. Movie Star schritt durch den Metalldetektor, blieb stehen, wurde mit dem Zauberstab abgetastet, die übliche Verlegenheit wegen seines goldenen Füllers, und ging dann zur First-class-Lounge, ohne sich nach Polizisten umzublicken, die, wenn sie dagewesen wären, ihn hier und jetzt aufgehalten hätten. Sie waren nicht da und hielten ihn nicht auf. In seiner Reisetasche steckte ein
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