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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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eurer Scheiße, bis dann. Und er war schon ärger in der Klemme gewesen als 1979-80 in Teheran – nicht oft, aber manchmal. Er blickte stirnrunzelnd aufs Gebäck. Etwas brachte das alte Gefühl zurück, dieses Kribbeln und Krabbeln auf der Haut, als würde etwas die Haare anblasen, etwas, das ihm sagte, er solle sich umdrehen und alles ganz genau ansehen.
    »Er hat mir auch gesagt, Sie gehörten zur Sondereinschätzungsgruppe und ich sollte auf Sie hören«, fuhr Adler fort. Wenigstens sah er entspannt aus, bemerkte Clark.
    »Die Foleys kenne ich schon länger«, erklärte John.
    »Sind Sie schon dort gewesen?«
    »Ja, Herr Minister.« Clark ließ eine zweiminütige Erklärung folgen, die ihm ein nachdenkliches Nicken des Regierungsmitglieds eintrug.
    »Ich auch. Ich war bei den Leuten, die die Kanadier rausgepaukt haben. War erst eine Woche vorher gekommen, als sie die Botschaft einnahmen. Den ganzen Spaß verpaßt«, schloß SecState. »Gott sei Dank.«
    »Dann kennen Sie das Land ein bißchen.«
    Adler schüttelte den Kopf. »Nicht richtig. Ein paar Worte der Sprache.
    Ich möchte aber mehr von Ihren Erfahrungen hören.«
    »Ich werde tun, was ich kann, Sir«, sagte ihm John. Dann kam ein junger Captain und kündigte an, daß sie abflugbereit wären. Ein Sergeant kümmerte sich um Adlers Sachen.
    Die CIA-Beamten mußten ihre Taschen selber tragen. Zusätzlich zu ihrer Kleidung zum Wechseln hatten sie ihre Handfeuerwaffen – John hatte die Smith & Wesson am liebsten, Ding die Beretta .40 – und Kompaktkameras dabei. Es ließ sich nie vorhersagen, wann etwas Nützliches auftauchte.
    *
    Bob Holtzman hatte viel nachzudenken, während er allein in seinem Büro saß. Es war der klassische Arbeitsplatz eines Pressemenschen mit gläsernen Wänden, was ihm eine bescheidene akustische Privatsphäre gewährte, während er gleichzeitig in die Halle hinausblicken konnte und die Reporter dort zu ihm rein.
    Jemand war an Tom Donner und John Plumber herangetreten. Es mußte Kealty sein. Holtzmans Meinung zu Kealty war exakt spiegelverkehrt zu seinen Gefühle gegenüber Ryan. Kealtys politische Ideen, dachte er, waren recht gut, progressiv und vernünftig. Bloß der Mann taugte nichts. In einem anderen Zeitalter wären seine Frauengeschichten übersehen worden, und tatsächlich hatte Kealtys Karriere einen Spagat über diese Zeitalter gemacht. In Washington gab's reichlich Frauen, die wie Bienen vom Honig durch die Macht angezogen wurden, und sie wurden benutzt. Meist gingen sie trauriger und weiser weg; im Zeitalter der Abtreibung auf Abruf gehörten dauerhaftere Konsequenzen der Vergangenheit an. Politiker waren vom Wesen her so reizend, daß die meisten ›Haushälterinnen‹ – ein uralter Euphemismus – sogar lächelnd abzogen und kaum erkannten, wie sie mißbraucht worden waren. Aber einige erlitten Wunden, und Kealty hatte etliche verletzt. Eine Frau hatte sogar Selbstmord begangen. Bobs Frau Libby hatte an dieser Story gesessen, mußte aber erleben, daß sie im Gewusel des kurzen Konflikts mit Japan unterging. In der Zwischenzeit hatten die Medien quasi einhellig beschlossen, daß die Story Geschichte war, und Kealty war in jedermanns Erinnerung rehabilitiert worden. Selbst Frauengruppen hatten sich sein persönliches Verhalten angesehen, es dann mit seinen politischen Ansichten verglichen und entschieden, die Waagschale wäre auf diese und nicht auf die andere Seite gesunken. Holtzman empörte dies alles irgendwie. Menschen sollten doch gewisse Grundsätze haben, oder nicht?
    Kealty war an Donner und Plumber herangetreten, und zwar zwischen der Aufnahme des Morgeninterviews und der Live-Sendung am Abend. Und das hieß …
    »Oh, Scheiße«, zischte Holtzman, als ihm ein Licht im Kopf aufging.
    Das war 'ne Story! Noch schöner, sie würde auch seinem Ressortchef gefallen. Donner hatte live im Fernsehen gesagt, das Band vom Morgen sei beschädigt worden. Es mußte eine Lüge sein. Ein Reporter, der sein Publikum direkt anlog. Im Journalismus gab es nicht allzu viele Regeln, und die meisten waren so formlos, daß sie zurechtgebogen oder umgangen werden konnten. Aber nicht so was. Print- und TV-Medien kamen nicht besonders gut miteinander aus. Sie buhlten um dasselbe Publikum, und das mindere Medium gewann. Mindere? fragte sich Holtzman. Natürlich. Fernsehen war grell, das war alles, und vielleicht sagte ein Bild mehr als tausend Worte, aber nicht, wenn der Ausschnitt mehr mit Blick auf die Unterhaltung als auf

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