Befehl von oben
noch ein paar Minuten am Rand des Rosengartens vor einigen Fernsehkameras. Der Pressesprecher des Weißen Hauses würde eine Erklärung über eine freundschaftliche Begegnung zwischen den beiden Männer herausgeben. Die Fotos würden in den Nachrichtensendungen gezeigt werden, um zu beweisen, daß es nicht gelogen war.
»Es verspricht, ein schöner Frühling zu werden«, sagte Ochoa angesichts des klaren Himmels und der wärmenden Brise.
»Aber die Sommer hier können sehr unangenehm werden. Sagen Sie, wie ist es in Bogota?«
»Wir liegen sehr hoch. Es ist nie schrecklich heiß, aber die Sonne kann gnadenlos sein. Das ist ein schöner Garten. Meine Frau liebt Blumen. Sie wird auch noch berühmt«, meinte der Botschafter. »Sie hat ihre eigene Rosensorte gezüchtet. Sie hat irgendwie gelbe und rosafarbene gekreuzt und eine Blüte herausgebracht, die beinahe goldfarben ist.«
»Wie wird sie heißen?« Ryan wußte von Rosen gerade so viel, daß man wegen der Dornen aufpassen mußte. Aber die Kameras liefen.
»Auf englisch würde sie ›Leuchten der Morgendämmerung‹ heißen«, bemerkte Ochoa mit einem freundlichen Lächeln.
»Vielleicht könnten wir welche für den Garten hier bekommen?«
»Maria würde sich sehr geehrt fühlen, Mr. President.«
»Dann haben wir mehr als ein Übereinkommen, Señor.« Ein weiterer Händedruck.
Ochoa spielte auch gut mit. Für die Kameras setzte er sein freundlichstes Diplomatenlächeln auf, aber der Händedruck fühlte sich herzlich an. »Leuchten der Morgendämmerung – für einen wahrhaft neuen Tag zwischen uns, Mr. President.«
»Mein Wort drauf.« Dann verabschiedeten sie sich. Ryan ging zurück in den Westflügel. Arnie wartete hinter der Tür. Es war weithin bekannt, aber selten erwähnt, daß das Oval Office verdrahtet war wie ein Flipperautomat – oder treffender: wie ein Aufnahmestudio.
»Sie lernen. Sie lernen's wirklich noch«, bemerkte der Stabschef.
»Das war ja auch einfach, Arnie. Wir haben diese Leute schon viel zu lange beschissen. Ich mußte ja bloß die Wahrheit sagen. Ich will diese Initiative auf der Überholspur. Wann wird der Entwurf fertig?«
»In ein paar Wochen. Das wird einigen Aufruhr verursachen.«
»Ist mir egal«, erwiderte der Präsident. »Wie war's denn, wenn wir wirklich mal was probierten, daß funktioniert, statt immer nur Geld rauszuwerfen? Wir haben's mit Abschuß der Flieger probiert. Wir haben's mit Mord probiert. Wir haben's mit Verboten probiert. Wir haben's mit der Verfolgung der Dealer probiert. Wir haben alle anderen Möglichkeiten erschöpft, und sie haben nicht gegriffen, weil für die Typen zuviel Geld drinsteckt, als daß sie die Finger davon ließen. Wie war's also, wenn wir endlich mal das Übel an der Wurzel packten? Da fängt das Problem an, und da kommt das Geld her.«
»Ich sage Ihnen ja nur, daß es schwierig wird.«
»Welche sinnvolle Sache ist das nicht?« fragte Ryan auf dem Weg ins Office. Statt durch die Flurtür zu gehen, machte er den Umweg durchs Sekretariat. »Ellen?« sagte er mit einer Geste ins Oval Office.
»Verderbe ich Sie?« fragte Mrs. Sumters, die gleich ihre Zigaretten zur Hand hatte, während die anderen Damen im Büro sich kaum ein Lächeln verkneifen konnten.
»Cathy würde es so sehen, aber wir brauchen es ihr ja nicht verraten, nicht wahr?« Im Heiligtum seines Büros zündete sich der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika eine schlanke Frauenzigarette an, feierte mit einer Sucht den Angriff auf eine andere – und, ach ja, daß er ganz nebenbei ein mögliches diplomatisches Erdbeben neutralisiert hatte.
*
Der letzte Kurier verließ Amerika mit einer KLM-Maschine vom internationalen Flughafen Minneapolis-St. Paul. Badrayn würde noch etliche Stunden weiterschwitzen müssen. Im Interesse der Sicherheit hatte keiner von ihnen eine Telefonnummer, um den erfolgreichen Abschluß durchzugeben, vor einem Fehlschlag zu warnen oder sie demjenigen zu geben, der ihn verhaftet hatte, und somit eine Verbindung zur UIR herzustellen. Statt dessen hatte Badrayn Leute mit Flugplänen an allen ersten Landeflughäfen. Wenn die Kuriere in Europa von Bord gingen und visuell identifiziert waren, dann würden die entsprechenden Meldungen über öffentliche Fernsprecher und mit bar bezahlten Telefonkarten hinausgehen.
Die Rückkehr der Kuriere nach Teheran würde das nächste Unternehmen ins Rollen bringen. Badrayn hatte nichts weiter zu tun, als abzuwarten und sich Sorgen zu machen. Er hatte
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