Befehl von oben
die Information gewählt wurde.
Fernsehen war die hübsche Frau, die du dir ansahst. Die Zeitung war diejenige, die deine Kinder bekam.
Wie aber das beweisen?
Gab es was Herrlicheres? Er konnte diesen Pfau mit seinen perfekten Anzügen und seinem Haarspray vernichten. Er könnte dazu alle Fernsehnachrichten in ein schiefes Licht rücken, und würde das nicht die Auflage steigern? Er könnte alles als religiöse Zeremonie auf dem Altar journalistischer Integrität zelebrieren. Das Ruinieren von Karrieren gehörte zu seinem Geschäft. Er hatte bisher noch keinen Reporterkollegen zu Fall gebracht, spürte jetzt aber schon eine Vorfreude darauf, diesen einen aus der Gilde zu trommeln.
Was aber war mit Plumber? Holtzman kannte und respektierte ihn.
Plumber war zu einer Zeit zum Fernsehen gekommen, als das Gewerbe Journalisten anheuerte, die ihr Handwerk verstanden. Plumber mußte Bescheid wissen. Und wahrscheinlich billigte er das überhaupt nicht.
*
Ryan konnte den kolumbianischen Botschafter keinesfalls nicht vorlassen. Dieser, sah er, war ein Berufsdiplomat von Adel, der zum Treffen mit dem amerikanischen Staatsoberhaupt makellos gekleidet erschien. Der Händedruck war stark und herzlich. Vorm ›Hof‹-Fotografen wurden die üblichen Belanglosigkeiten ausgetauscht, aber dann ging es zur Sache.
»Mr. President«, begann er förmlich, »meine Regierung hat mich angewiesen, wegen einiger ungewöhnlicher Unterstellungen in Ihren Medien nachzufragen.«
Jack nickte nüchtern. »Was möchten Sie wissen?«
»Es ist berichtet worden, daß die Regierung der Vereinigten Staaten vor einigen Jahren in unser Land eingedrungen sein soll. Wir empfinden diese Behauptung als beunruhigend, gar nicht zu reden von der Verletzung internationalen Rechts und zahlreicher vertraglicher Vereinbarungen zwischen unseren beiden Demokratien.«
»Ich kann Ihre Empfindungen in dieser Angelegenheit verstehen.
Mir würde es an Ihrer Stelle genauso ergehen. Ich darf Ihnen versichern, daß meine Regierung eine solche Handlungsweise unter keinen Umständen dulden wird. Darauf, mein Herr, haben Sie mein persönliches Wort, und ich verlasse mich darauf, daß Sie das an Ihre Regierung weiterleiten.« Ryan entschied, dem Mann Kaffee einzuschenken. Er hatte gelernt, daß solche kleinen persönlichen Gesten im diplomatischen Austausch ungeheuer viel Eindruck machten. Diesmal funktionierte es auch und löste die augenblickliche Spannung.
»Danke schön«, sagte der Botschafter und hob seine Tasse.
»Ich glaube, es ist sogar kolumbianischer Kaffee«, äußerte der Präsident.
»Bedauerlicherweise nicht unser bekanntestes Exportprodukt«, gestand Pedro Ochoa ein.
»Herr Botschafter, mir ist vollkommen bewußt, daß Ihr Land einen bitteren Preis für Amerikas schlechte Gewohnheiten gezahlt hat. Während ich beim CIA war, habe ich Einblick gewonnen in alle möglichen Informationen über den Drogenhandel und die Auswirkungen auf Ihren Teil der Welt. Ich habe keine ungehörige Aktion in Ihrem Land angeordnet, aber natürlich habe ich eine Menge Daten zu Gesicht bekommen. Ich weiß, daß man Polizisten – mein Vater war Polizeibeamter, müssen Sie wissen – tötete und Richter und Journalisten. Ich weiß, daß Kolumbien härter und länger als jedes andere Land daran gearbeitet hat, eine wirklich demokratische Regierung einzurichten, und ich möchte noch eines sagen, Sir. Ich schäme mich einiger Dinge, die in dieser Stadt über Ihr Land gesagt worden sind. Das Drogenproblem fängt nicht in Kolumbien, Ekuador oder Peru an. Es hat hier seinen Ursprung, und Sie sind genauso Opfer wie wir – sogar noch mehr. Es ist amerikanisches Geld, daß Ihr Land vergiftet. Nicht Sie fügen uns Schaden zu. Wir fügen Ihnen Schaden zu.«
Ochoa hatte sich von dieser Begegnung viel erwartet, aber das nicht.
Er stellte seine Tasse hin und bemerkte dabei aus den Augenwinkeln, daß sie allein im Zimmer waren. Nicht einmal ein Adjutant zum Mitschreiben war da. Das war ungewöhnlich. Und mehr noch, Ryan hatte gerade zugegeben, daß die Geschichten stimmten – jedenfalls zum Teil.
»Mr. President«, sagte er in einem Englisch, daß er zu Hause gelernt und in Princeton auf Hochglanz gebracht hatte, »wir haben nicht oft solche Worte von Ihrem Land gehört.«
»Jetzt hören Sie sie, Sir.« Zwei sehr gerade Blicke kreuzten sich über dem Tisch. »Ich werde Ihr Land nicht unverdient kritisieren, und auf Grundlage meines Wissens ist eine solche Kritik unangebracht. Der
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