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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Automatik nur für drei Patronen gut war. Denn danach zog es das Gewehr hoch, und der Schütze bohrte nur Löcher in den Himmel statt ins bewegliche Ziel, das unter Umständen zurückschoß. Es war weder Zeit noch Platz für ein Übungsschießen, aber sie waren mit dem Waffentyp vertraut. Es handelte sich um eine chinesische Version der sowjetischen AK-47, der selbst wieder eine von den Deutschen entwickelte Waffe aus den vierziger Jahren zugrunde lag. Die Magazine enthielten jeweils dreißig Schuß der 7.62-mm-Patronen …
    Die Mitglieder der Gruppe nahmen Isolierband, um die doppelte Menge zu haben, schoben die Magazine ein und warfen sie aus, um sicher zu sein, daß alles richtig paßte. Als sie das erledigt hatten, studierten sie noch mal den Schauplatz. Jeder von ihnen wußte, wo er zu sein und was er zu tun hatte. Jeder war sich auch über die bevorstehenden Gefahren im klaren, aber damit hielten sie sich nicht auf. Genausowenig beschäftigten sie sich mit dem Wesen ihres Auftrags, merkte Movie Star. Sie waren so entmenschlicht durch die jahrelange Aktivität in der Terroristenszene, daß sie, obwohl dies für die meisten der erste heiße Auftrag war, im Grunde alle nur daran dachten, sich zu beweisen.
    *
    »Die werden einiges auf den Tisch bringen«, sagte Adler.
    »Glauben Sie?« fragte Jack.
    »Darauf können Sie wetten. Bevorzugte Staaten, den Copyright-Streit, was Sie wollen, das wird alles kommen.«
    Der Präsident verzog das Gesicht. Ihm kam es obszön vor, den Schutz des Copyrights für Barbra-Streisand-CDs neben dem absichtlichen Töten so vieler Menschen zu behandeln, aber …
    »Yeah, Jack. Ihre Denkweise ist nicht die unsere.«
    »Haben Sie meine Gedanken gelesen?«
    »Denken Sie dran, ich bin Diplomat. Glauben Sie, ich höre bloß darauf, was Leute laut sagen? Zum Teufel, so würden wir nie zu Vereinbarungen kommen. Das wäre ja wie ein langes Kartenspiel mit niedrigen Wetten, gleichzeitig langweilig und angespannt.«
    »Ich habe an die Opfer gedacht …«
    »Ich auch«, erwiderte SecState mit einem Nicken. »Ich kann mich nicht darauf versteifen – es wäre ein Zeichen von Schwäche in ihren Augen –, und ich werde es auch nicht vergessen.« Das veranlaßte seinen Oberkommandierenden, etwas lauter zu werden.
    »Scott, warum müssen wir immer deren kulturellen Kontext. Warum scheinen sie nie unseren zu respektieren?«
    »So ist es im Außenministerium immer gewesen.«
    »Das beantwortet nicht meine Frage«, beharrte Jack.
    »Wenn wir darauf zu sehr beharren, Mr. President, würden wir quasi zu Geiseln. Dann weiß die andere Seite immer, daß sie uns mit ein paar Menschenleben drankriegen und unter Druck setzen kann. Es verschafft ihnen einen Vorteil.«
    »Nur, wenn wir's zulassen. Die Chinesen brauchen uns so sehr wie wir sie – bei dem Handelsüberschuß sogar mehr. Leben nehmen ist rohes Spiel, das können wir aber auch. Ich hab' mich immer gefragt, warum wir's nicht machen.«
    SecState rückt seine Brille zurecht. »Sir, das muß sehr sorgsam durchdacht werden, und dafür haben wir jetzt nicht die Zeit. Sie reden von einem Wechsel in der amerikanischen außenpolitischen Doktrin.
    Auf einen solchen Giganten schießt keiner aus der Hüfte.«
    »Wenn Sie zurück sind, sollten wir uns an einem Wochenende mit ein paar anderen zusammensetzen und nach Lösungsmöglichkeiten suchen. Mir gefällt aus moralischer Sicht nicht, wie wir uns hierzu verhalten, und mir gefällt es deswegen nicht, weil es uns ein bißchen zu durchschaubar macht.«
    »Wie das?«
    »Das Spielen nach vorgegebenen Regeln ist gut und schön, solange alle nach denselben Regeln spielen. Aber sich an die Regeln zu halten, wenn der andere es nicht macht, läßt uns blöd dastehen«, spekulierte Ryan. »Wenn andererseits jemand gegen die Regeln verstößt und wir es dann auch tun, vielleicht auf andere Art, aber dennoch, dann hat er was zum Nachdenken. Wir sollten für unsere Freunde immer durchschaubar sein, ja, aber unser Feind darf sich nur darüber klar sein, daß er etwas abbekommt, wenn er sich mit uns anlegt. Was genau er abbekommt, das sollte er nicht durchschauen.«
    »Nicht ohne Vorzüge, Mr. President. Klingt wie ein nettes Thema für ein Wochenende oben in Camp David.« Beide Männer hörten zu reden auf, als der Hubschrauber auf seinem Platz landete. »Da kommt mein Fahrer. Haben Sie Ihre Erklärung?«
    »Yeah, etwa so dramatisch wie ein Wetterbericht am sonnigen Tag.«
    »So läuft das Spiel, Jack«, betonte Adler.

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