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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Interessanter Dualismus, dachte sie, als sie zu Raman ging.
    »Ich fahr rüber, um die Vorkehrungen für SANDBOX zu prüfen.«
    »Hab' gehört, Don ist etwas wepsig geworden. Muß ich irgendwas wissen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »POTUS hat nichts Besonderes vor. Callie Weston wird später kommen. Ihr Termin wurde geändert. Sonst ist alles in Butter.«
    »Na schön«, sagte Raman dankbar.
    »Hier Price«, sagte sie in ihr Mikro. »Bin auf der Fahrt zu SANDBOX.«
    »Verstanden«, erwiderte die Wachzentrale.
    Die Chefin des Detail ging zu ihrem Wagen. Es war ein Ford Crown Victoria. Das Fahrzeug sah ganz normal aus, war es aber nicht. Unter der Haube war der größte Serienmotor, den Ford herstellte. Es gab zwei Handys und zwei Funkgeräte. In den Reifen waren Stahlscheiben, so daß der Wagen weiterfahren konnte, falls einem die Luft ausging. Wie alle Mitglieder des Detail hatte sie in Beltsville den Geheimdienst-Spezialfahrkurs für Ausweichmanöver absolviert – den mochten alle gern.
    Und in ihrer Handtasche war ihre SigSauer 9-mm-Automatik, zusammen mit zwei Reservemagazinen, ihrem Lippenstift und ihren Kreditkarten.
    Price war eine ziemlich normal aussehende Frau. Nicht so hübsch wie Helen D'Agustino … ihr entfuhr ein Erinnerungsseufzer. Andrea und Daga hatten sich sehr nahe gestanden. Gute Freundin, gute Agentin, mit all den anderen in Jener Nacht auf dem Capitol Hill umgekommen. Daga – im Dienst hatte niemand sie Helen genannt – war eine mediterrane Erscheinung gewesen, fast sinnlich, und das war eine tolle Tarnung gewesen. Sie sah überhaupt nicht wie ein Cop aus. Wie die Adjutantin, Sekretärin oder vielleicht auch Geliebte des Präsidenten … Aber Andrea war alltäglicher, und deshalb setzte sie die Sonnenbrille auf, die unter den Agenten des Detail üblich war. Sie war sehr trocken, vielleicht gar etwas bissig? Das hatte sie einmal zu hören bekommen, damals, als es noch neu war, daß Frauen zum Dienst mit der Waffe aufgenommen wurden. Das System hatte das nun überwunden. Nun war sie einer der Jungs, so weit, daß sie über die Witze lachte und selber welche machte.
    Als sie in Jener Nacht mit SWORDSMAN augenblicklich das Kommando zugeteilt bekommen und seine Familie in Sicherheit gebracht hatte – da schuldete sie Ryan was, wie Andrea klar war. Er hatte sie berufen, weil er ihre Art mochte, die Dinge zu regeln. Sie hätte nie so schnell Chefin des Detail werden können, wenn er nicht diese Blitzentscheidung getroffen hätte. Ja, sie hatte den Grips. Ja, sie kannte das Personal sehr gut.
    Ja, sie mochte ihre Arbeit wirklich. Aber für diese Verantwortung war sie etwas jung – und eine Frau. POTUS aber hatte sie nicht ausgewählt, weil sie eine Frau war und es deswegen bei dem Wahlvolk gut ankommen würde. Er hatte es getan, weil sie in einer harten Zeit ihre Arbeit erledigt hatte. Das machte es richtig, und das zeigte SWORDSMANS Qualitäten. Er holte manchmal sogar ihre Meinung ein. Das war einmalig.
    Sie hatte keinen Ehemann. Sie hatte keine Kinder, würde wahrscheinlich nie welche bekommen. Andrea Price gehörte nicht zu denen, die ihrer Weiblichkeit durch Karriere machen zu entkommen suchten.
    Sie wollte alles, aber sie hatte es noch nicht geschafft. Ihre Karriere war wichtig – sie konnte sich nichts für ihr Land Wichtigeres vorstellen als ihre Tätigkeit – und hatte den Vorteil, daß sie einen so vereinnahmte, daß sie kaum die Zeit hatte, sich mit dem zu beschäftigen, was fehlte … einen guten Mann, der zu ihr ins Bett kam, und einem feinen Stimmchen, das sie Mami nannte. Aber wenn sie allein fuhr, mußte sie daran denken, so wie jetzt auf der New York Avenue.
    »Sind wir doch nicht so emanzipiert, hmm?« fragte sie die Windschutzscheibe. Aber der Service bezahlte sie nicht dafür, emanzipiert zu sein, sondern für die Betreuung der First Family. Ihr persönliches Leben blieb persönlicher Zeit vorbehalten, und von dieser teilte ihr der Service auch keine zu.
    *
    Inspektor O'Day befand sich bereits auf der Route 50. Gott sei Dank war Freitag. Er hatte seine Pflicht für diese Woche erfüllt. Sein Schlips und sein Anzug lagen auf dem Nebensitz, und er hatte wieder seine lederne Bomberjacke an und seine glückbringende John-Deere-Schirmmütze auf, ohne die er nie daran dachte, Golf zu spielen oder auf die Jagd zu gehen. An diesem Wochenende hatte er in und am Haus ungeheuer viel zu richten. Megan würde ihm bei vielem helfen. Irgendwie schien sie Bescheid zu wissen. Pat

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