Befehl von oben
Er dachte, daß Ryan dieses Lied ziemlich oft zu hören bekam. Kein Wunder, daß er sich dagegen auflehnte.
»Mir ist noch kein Spiel bekannt, wo Regeln nie geändert werden.
Beim Baseball haben sie den vorbestimmten Schlagmann eingeführt, ums Spiel zu beleben«, bemerkte POTUS beiläufig.
Vorbestimmter Schlagmann, dachte SecState beim Weg nach draußen. Großartige Wortwahl …
Fünfzehn Minuten später sah Ryan zu, wie der Hubschrauber abhob. Er hatte für die Kameras Adlers Hand geschüttelt, seine kurze Erklärung abgegeben und dabei ernst, aber optimistisch ausgesehen. Vielleicht würde's C-SPAN live bringen, aber sonst niemand. Wenn's ein unergiebiger Nachrichtentag war – Freitag war in Washington oft so –, könnten eineinhalb Minuten oder zwei in einer der Abendnachrichten kommen.
Eher nicht. Freitag war ihr Tag für die Zusammenfassung von Ereignissen der Woche, für die Anerkennung der einen oder anderen Person für dies und das, und dazu noch eine schlappe Story.
»Mr. President!« Jack sah, als er sich umdrehte, TRADER, seinen Finanzminister, ein paar Minuten zu früh herkommen.
»Hi, George.«
»Der Tunnel zwischen unseren Bauten?«
»Was ist damit?«
»Hab' ihn heut mal angesehen. Echt runtergekommen. Irgendwelche Klagen über die Reinigung?«
»George, das gehört zum Secret Service, und die gehören Ihnen, wissen Sie noch?«
»Yeah, weiß ich, aber er führt zu Ihrem Haus, da dachte ich, ich frage besser. Okay, wird erledigt. Könnte gut sein, wenn's regnet.«
»Wie kommt der Steuerplan voran?« fragte Ryan auf dem Weg zur Tür.
»Wir werden nächste Woche die Computermodelle fertig haben. Ich will das wirklich gut in den Griff kriegen, einkommensneutral, leichter für Kleine, gerecht für Große, und meine Leute reißen sich ein Bein aus, um bei der Verwaltung einzusparen. Herrgott, Jack, hab' ich mich da getäuscht!«
»Was meinen Sie?« Sie bogen um die Ecke zum Oval Office.
»Ich hab' gedacht, ich wär' der einzige, der Geld für Steuererklärungen verschleudert. Das machen alle. Es ist eine Riesenindustrie. Da werden eine Menge Leute ihre Arbeit verlieren.«
»Soll ich darüber glücklich sein?«
»Sie werden alle wieder ehrliche Arbeit finden, außer vielleicht die Anwälte. Und wir sparen den Steuerzahlern ein paar Milliarden Dollar, wenn wir ihnen ein Steuerformular geben, das sie mit Grundschulrechnen ausfüllen können. Mr. President, die Regierung besteht doch nicht mehr darauf, daß die Leute sich Peitschen für Einspänner kaufen, oder?«
Ryan ließ Arnie hereinrufen. Er würde ein bißchen politische Anleitung bei der komplizierten Materie in George' Vorhaben brauchen.
»Ja, Admiral?«
»Sie haben um einen Bericht über die Eisenhower-Gruppe gebeten«, sagte Jackson, der zur großen Wandkarte ging und schnell noch auf einen Zettel blickte. »Sie ist genau hier, kommt schnell voran.« Dann meldete sich sein Piepser in der Hosentasche. Er holte ihn heraus und prüfte die Nummer. Seine Augenbrauen gingen hoch. »Sir, gestatten Sie …«
»Na klar«, sagte Minister Bretano. Jackson nahm das Telefon in der anderen Ecke des Zimmers und wählte fünf Ziffern. »Jackson hier … oh? Wo sind sie? Dann sollten wir das mal rausfinden, Kommandant. Richtig.« Er legte wieder auf. »Das war die Leitstelle. Das Aufklärungsbüro meldet, daß die indische Marine vermißt wird – das heißt, ihre zwei Flugzeugträger.«
»Was heißt das, Admiral?«
Robby schritt wieder zur Karte und fuhr mit der Hand über die blaue Stelle westlich des indischen Subkontinents. »Vor sechsunddreißig Stunden haben wir das letztemal nachgesehen. Nehmen wir mal drei Sunden, um auszulaufen und sich zu formieren … zwanzig Knoten mal dreiunddreißig ergibt sechshundertsechzig Seemeilen … etwa auf halbem Weg zwischen ihrem Heimathafen und dem Horn von Afrika.« Er drehte sich um. »Herr Minister, an den Piers fehlen zwei Flugzeugträger, neun Begleitschiffe und eine Nachschubgruppe. Wenn sie Tanker dabeihaben, bedeutet das, daß sie eine Weile draußen bleiben wollen. Der Nachrichtendienst hatte nichts, womit er uns hätte vorwarnen können.«
Wie üblich, fügte er nicht hinzu.
»Wo sind sie genau?«
»Das ist ja der Punkt. Wir wissen's nicht. Wir haben auf Diego Garcia einige P-3-Orion-Flieger stationiert. Ein paar werden zur Suche starten.
Wir können auch einige Satelliten hernehmen. Wir müssen dem Außenministerium Bescheid geben. Vielleicht kann die Botschaft was
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