Befehl von oben
noch umbringen, wenn er mich die ganze Zeit so exponiert. »John, der Minister hatte wichtige Konsultationen. Das ist alles, was ich zu diesem Punkt sagen werde.«
»Er war doch im Mittleren Osten, nicht wahr?«
»Nächste Frage?«
»Sir, das Pentagon hat angekündigt, daß der Flugzeugträger Eisenhower in Richtung Südchinesisches Meer fährt. Haben Sie das angeordnet?«
»Ja, habe ich. Wir sind der Meinung, daß die Lage unsere genaue Aufmerksamkeit erfordert. Wir haben in dieser Region vitale Interessen. Ich weise darauf hin, daß wir in diesem Disput nicht Partei ergreifen, aber wir werden unsere eigenen Interessen verfolgen.«
»Wird die Verlegung des Flugzeugträgers die Lage abkühlen oder aufheizen?«
»Es ist doch klar, daß wir die Dinge nicht zu verschlimmern, sondern zu verbessern versuchen. Es liegt im Interesse beider Parteien, innezuhalten und nachzudenken. Es sind Menschen dabei umgekommen«, erinnerte sie der Präsident. »Manche waren Amerikaner. Das erklärt unser direktes Interesse in dieser Frage. Es geht um die Wahrung amerikanischer Interessen und den Schutz der Leben unserer Bürger. Die Seestreitkräfte auf dem Weg in die Region werden beobachten und Routineoperationen durchführen. Mehr nicht.«
Zhang Han San blickte auf die Uhr und sagte sich, daß dies eine feine Art war, seinen Arbeitstag zu beenden – der Anblick des amerikanischen Präsidenten, der genau das tat, was er von ihm wollte. Nun hatte China seine Verpflichtungen gegenüber diesem Barbaren Daryaei erfüllt. Der Indische Ozean war zum erstenmal seit zwanzig Jahren frei von größeren amerikanischen Flottenverbänden. Der amerikanische Außenminister würde in etwa zwei Stunden Washington verlassen. Weitere achtzehn Stunden, und dann konnten Platitüden ausgetauscht werden. Er würde sehen, welche Zugeständnisse er Amerika und diesem taiwanesischen Marionettenstaat abringen konnte. Bei den Problemen, die anderswo auf Amerika zukamen …
Adler war in seinem Büro. Sein Gepäck befand sich schon im Dienstwagen, der ihn zum White House bringen würde, wo er nach einem Händedruck vom Präsidenten und einer kurzen Abschiedserklärung, die so mild wie Hafermehl ausfallen dürfte, den Hubschrauber nach Andrews besteigen würde. Der etwas dramatischere Abflug würde sich im Fernsehen gut machen, seine Mission wichtig erscheinen lassen und ein paar mehr Falten in seine Kleidung bringen – aber die Air-Force-Leute hatten ein Bügeleisen an Bord.
»Was ist uns bekannt?« fragte sein Stellvertreter Rutledge.
»Die Rakete ist von der PRC abgeschossen worden. Das geht aus den Radarbändern der Navy eindeutig hervor. Keine Ahnung, warum, aber Admiral Jackson hat überzeugend begründet, es sei kein Versehen gewesen.«
»Wie war's in Teheran?« wollte ein anderer Staatssekretär wissen.
»Zweifelhaft. Ich werde das auf dem Flug aufschreiben und es hierher faxen.« Adler war auch in Zeitdruck und hatte über das Treffen mit Daryaei noch nicht genügend nachdenken können.
»Wir brauchen das, wenn unsere Sondereinschätzungsgruppe etwas auf die Beine stellen soll«, betonte Rutledge. Er wollte gerade dieses Dokument. Damit konnte Ed Kealty beweisen, daß Ryan wieder seine alten Tricks vollführte, den Geheimagenten markierte und sogar Scott Adler dazu einspannte. Irgendwo da lag der Schlüssel für die Zerstörung von Ryans politischer Legitimität. Er hatte gute Deckung und konterte ganz schön, sicher aufgrund von Arnie van Damms Training, aber sein Ausrutscher über die Chinapolitik gestern hatte das ganze Gebäude erschüttert. Wie viele Leute im Außenministerium wünschte er, Taiwan möge einfach verschwinden und es Amerika ermöglichen, zur Tagesordnung überzugehen und normale Beziehungen mit der neuesten Großmacht der Welt zu pflegen.
»Eins nach dem anderen, Cliff.«
Die Sitzung befaßte sich wieder mit China. Es wurde einhellig beschlossen, daß das Problem mit der UIR in den nächsten paar Tagen auf Sparflamme gestellt werden sollte.
»Irgendein Wechsel in unserer Chinapolitik?« fragte Rutledge.
Adler schüttelte den Kopf. »Nein, der Präsident hat nur versucht, sich aus der Sache herauszureden – und, yeah, ich weiß, er hätte die Republik China nicht China nennen sollen, aber vielleicht hat das Peking ein bißchen hellhörig werden lassen, und das mißfällt mir nicht im geringsten.
Sie müssen lernen, daß sie Amerikaner nicht einfach umbringen können. Hier ist eine Grenze überschritten, Leute.
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