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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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der Interessen einzelner überstieg. Leute strengten gelegentlich trotzdem Verfahren gegen die Medien an. Manchmal gewannen sie auch. Etwa so oft, wie die Mannschaft von irgendeinem Kaff die von Penn State unterbuttern konnte.
    Der Rechtsspruch war notwendig, dachte Plumber. Der erste Verfassungszusatz garantierte die Freiheit der Presse, weil die Presse Amerikas erster, in mancher Hinsicht einziger Garant für die Freiheit war. Menschen logen immer. Besonders die in der Regierung, und es war Aufgabe der Medien, die Tatsachen herauszufinden – und sie der Bevölkerung zugänglich zu machen, damit sie jeweils die eigene Wahl treffen konnte.
    Aber der Jagdschein, den der Supreme Court ausgestellt hatte, hatte einen Haken. Die Medien konnten Menschen zerstören. Reporter genossen einen Freibrief wie einstmals Könige: Praktisch gesehen stand sein Berufszweig über dem Gesetz. Praktisch gesehen brachte sein Berufsstand auch viel Mühe auf, so zu bleiben. Fehler einzugestehen war nicht nur ein juristischer Fauxpas, der viel kosten konnte. Er würde auch das Vertrauen erschüttern, den das Publikum ihrem Beruf entgegenbrachte. Und so gaben sie nie ohne Zwang Fehler zu, und wenn doch, dann fast nie mit der Bedeutung, die den ursprünglichen, fehlerhaften Behauptungen eingeräumt worden war. Es gab Ausnahmen, aber jeder konnte sie an den eigenen Fingern abzählen.
    Plumbers Berufsstand hatte sich geändert. Es gab zuviel Arroganz, zuwenig Erkenntnis darüber, daß ihnen die Bevölkerung nicht mehr traute – und das verletzte Plumber. Er hielt sich für vertrauenswürdig. Er hielt sich für einen beruflichen Nachkommen von Ed Morrow, dessen Stimme jeder Amerikaner zu vertrauen gelernt hatte. So sollte es ja auch sein. War es aber nicht, weil der Berufsstand nicht von außen kontrolliert werden konnte, und vor einer wirksamen Kontrolle von innen her nicht wieder vertrauenswürdig werden konnte. Reporter riefen den Zorn Gottes über jeden anderen Berufsstand hernieder – Ärzte, Anwälte, Politiker – wegen Verfehlung bei professioneller Verantwortung. Selbst aber ließen sie sich nicht von außen belangen, und nur zu selten von ihresgleichen.
    Plumber bedachte seine Lage. Er konnte sich jederzeit zur Ruhe setzen. Columbia University hatte ihn oft genug gebeten, Dozent für Journalismus zu werden … und für Ethik, wegen seiner vertrauenswürdigen, seiner vernünftigen, seiner ehrlichen Stimme. Eine alte Stimme, sagte er sich – vielleicht die letzte Stimme?
    Im Endeffekt aber ging es um eines Mannes Gewissen. Er mußte irgendeiner Sache treu sein. Wenn er seinem Beruf treu sein wollte, mußte er dessen Fundament treu sein. Die Wahrheit sagen, und laß die Chips fallen, wo sie möchten. Er griff zum Telefon.
    »Holtzman«, antwortete der Reporter, da es seine Geschäftsleitung zu Hause war.
    »Plumber. Ich hab's gecheckt. Scheint, daß du recht hast.«
    »Gut. Was jetzt, John?«
    »Ich muß es selbst machen. Du bekommst Exklusivrechte am Druck.«
    »Das ist großzügig, John. Danke«, stimmte Bob zu.
    »Mögen tu ich Ryan als Präsidenten trotzdem nicht«, fügte Plumber hinzu; defensiv; sinnvoll. Ging ja nicht, dies aus Gefälligkeit zu tun.
    »Du weißt, daß es darum gar nicht geht. Deshalb hab' ich mit dir darüber gesprochen. Wann?« fragte Bob Holtzman.
    »Morgen nacht. Live.«
    »Wie war's, wir setzen uns mal hin und arbeitend aus. Dies wird was Großes für die Post. Möchtest du im Titel den Nebenautor?«
    »Könnte ja sein, daß ich morgen 'ne andere Stelle suchen muß«, bemerkte Plumber mit reuigem Lacher. »Okay, machen wir's so.«
    *
    »Also, was bedeutet das?« fragte Jack.
    »Es ärgert sie nichts, was wir tun. Fast, als ob sie den Träger dort haben wollen. Sie haben gebeten, daß ich nach Taipeh fahre.«
    »Direkt?« Der Präsident war sehr überrascht. Direkte Flüge würden der ROC-Regierung eine Rechtmäßigkeit einräumen wie nie zuvor. Ein amerikanischer Außenminister würde zwischen den Staaten hin- und herpendeln, was auf Ministerialebene nur zwischen Hauptstädten souveräner Länder geschah.
    »Yeah, hat mich auch etwas überrascht«, sagte Adler auf dem verschlüsselten Kanal. »Als nächstes, der Hund, der nicht bellte: nur ein halbherziger Protest zu Ihrem ›zwei Chinas‹-Fehltritt bei der Pressekonferenz, und der üble Drachenkopf-Handel ist nie aufgekommen. Sie verhalten sich recht zahm für Menschen, die mehr als hundert Passagiere getötet haben.«
    »Ihre Marineübung?«
    »Wird

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