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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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dieser Sache, zumal bedauerlicherweise amerikanische Leben bei diesem tragischen Vorfall verloren wurden.«
    Secretary Adler gähnte. »Oh, Verzeihung.«
    »Reisen ist ein Fluch, nicht wahr?« Zhang sprach zum erstenmal.
    »Das kann es wirklich sein«, stimmte Adler zu. »Gestatten Sie mir bitte, mit meiner Regierung Rücksprache zu halten. Ich meine, Ihr Wunsch wird wohlwollend beantwortet.«
    »Vorzüglich«, bemerkte der Außenminister. »Wir streben hier keinen Präzedenzfall an. Ich hoffe, Sie werden verstehen, aber in Anbetracht der besonderen Umstände heißen wir Ihre Hilfe willkommen.«
    »Sie erhalten die Antwort am Morgen«, versprach Adler und stand auf. »Vergeben Sie mir die Verlängerung Ihres Tages.«
    »So ist die Pflicht für uns alle.«
    Scott Adler verabschiedete sich, innerlich damit beschäftigt, was genau für eine Bombe auf ihm gelandet war. Wer das Kartenspiel gewonnen hatte, war ihm unklar, und er wußte, er war sich nicht mal sicher, was gespielt wurde. Seinen Erwartungen hatte es jedenfalls nicht entsprochen. Scheinbar hatte er gewonnen, und zwar leicht. Die Gegner hatten sich entgegenkommender herausgestellt, als er an ihrer Stelle gewesen wäre.
    *
    Mancher nannte es Scheckbuch-Journalismus; er war aber weder neu noch in der Ausführung teuer. Jeder erfahrene Reporter hatte Ansprechpartner, die gegen geringes Entgelt Dinge nachprüften. Es war kaum illegal, von einem Freund einen Gefallen zu erbitten. Die Information unterlag selten irgendwelchen Zugangsbeschränkungen – und war in diesem Fall öffentlich. Nur waren die Büros nicht immer am Sonntag geöffnet.
    Ein mittlerer Angestellter im Innenministerium Marylands fuhr zu seinem Büro in Baltimore und suchte das staubige Aktenlager auf. Er fand den richtigen Schrank und zog eine Akte heraus. Binnen einer Minute waren alle Dokumente kopiert und alles wieder am Platz. Er ging zum Wagen zurück und fuhr nach Hause. Weil er so etwas öfter machte, hatte er ein persönliches Faxgerät daheim, und nach nur zehn Minuten waren die Kopien abgeschickt, in die Küche gebracht und im Müll verschwunden. Dafür würde er 500 Dollar kassieren. Wochenendarbeit wurde extra entlohnt.
    John Plumber las in den Dokumenten, noch ehe die Übertragung zu Ende war. Tatsächlich: ein Ryan, John P. hatte eine Unterabsatz-S-Gesellschaft zu der von Holtzman genannten Zeit gegründet. Führung der Gesellschaft war vier Tage später (ein Wochenende im Weg) übertragen worden auf Zimmer, Carol (unbek.), und diese Gesellschaft besaß ein 7-Eleven im Süden Marylands. Zu den stimmberechtigten Gesellschaftern gehörten auch Zimmer, Laurence, Zimmer, Alisha, und ein weiteres Kind, und die Anteilseigner hatten alle den gleichen Nachnamen. Er erkannte auf den Übertragungsdokumenten Ryans Unterschrift. Die rechtlichen Feinheiten hatte eine Firma in Washington erledigt – eine bedeutende, deren Namen er gut kannte. Mit gewitzten, aber legalen Manövern war sichergestellt worden, daß die Übertragung für die Zimmer-Familie steuerfrei blieb. Darüber hinaus gab es keine weitere. War ja auch nicht nötig.
    Er hatte auch andere Dokumente. Plumber kannte die Chefin für Immatrikulation am MIT und hatte am Vorabend, ebenfalls per Fax, erfahren, daß Studiengebühren und Unterkunft für Peter Zimmer von einer Privatstiftung bezahlt wurden, die Schecks von der gleichen Anwaltskanzlei unterschrieben, die für die Sub-S-Gesellschaft gezeichnet hatte. Er hatte sogar die Zensuraufstellung für den Abgänger. Es stimmte: Er war Informatiker und würde für seine Dissertationszeit am MIT Medienlabor in Cambridge/Boston verbleiben. Abgesehen von mittelmäßigen Noten in Grundlagen der Philologie – auch MIT wollte belesene Absolventen, aber Peter Zimmer hatte wohl nichts für Gedichte übrig – hatte der Junge nur Einser.
    »Also ist's wahr.« Plumber lehnte sich im Drehstuhl zurück und befragte sein Gewissen. »Warum sollte ich Ihnen trauen? Sie sind Reporter«, wiederholte er leise für sich.
    Das Problem mit seinem Berufsstand war eines, über das seine Mitglieder fast nie sprachen, wie auch ein Reicher selten Steuernachlässe bejammert. In den Sechzigern hatte ein Mann namens Sullivan die New York Times wegen Verleumdung verklagt und nachgewiesen, daß die Zeitung nicht einwandfrei kommentiert hatte. Doch die Zeitung hatte argumentiert, und das Gericht zugestimmt, daß ohne bösen Willen die Fehler nicht schuldhaft wären und daß das öffentliche Interesse den Schutz

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