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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Politik dieser Region gegenüber keine Änderungen gegeben.« Doch Adler verwendete bewußt ›Änderungen‹ und ›hat gegeben‹ statt ›gibt‹. Manchmal glaubte er, mit der Formulierung von Versicherungsverträgen ein Vermögen verdienen zu können.
    »Solche Fehler in der Linguistik können auch als etwas anderes als Fehler angesehen werden«, erwiderte der Außenminister.
    »Habe ich unsere Position in dieser Sache nicht klargemacht? Sie werden sich doch erinnern, daß er zu einem höchst unangenehmen Vorfall, in dem amerikanische Leben verloren wurden, befragt wurde. Auf der Suche nach passenden Worten wählte er solche aus, die in unserer Sprache das eine, in Ihrer das andere bedeuten.« Das ging ja viel besser als vermutet.
    »Auch chinesische Leben gingen da verloren.«
    Zhang hörte intensiv zu, äußerte aber nichts. Nach westlicher Auffassung wäre der ein Helfer, technischer Assistent, der seinem Minister bei Fragen des Rechts oder der Interpretation beizustehen hätte. Hier war eher das Gegenteil der Fall. Wenn Zhang das war, was der Amerikaner dachte, und schlau genug, zu vermuten, daß der Amerikaner dies argwöhnte – warum war er dann hier zugegen? »Ja, und viele andere, großer Trauer. Ich hoffe, Sie werden verstehen, daß unser Präsident solches sehr ernst nimmt.«
    »So ist es, und ich habe leider noch nicht gesagt, daß wir den Anschlag auf seine Tochter mit Abscheu betrachten. Sicher werden Sie Präsident Ryan unser tiefes Mitgefühl für diesen unmenschlichen Akt und unsere Freude über ihre Unversehrtheit übermitteln.«
    »Ich danke Ihnen an seiner Stelle und werde Ihre guten Wünsche weitergeben.« Zum zweitenmal war ihm der Außenminister schon ausgewichen. Hier war eine Lücke. Er dachte daran, daß seine Gesprächspartner sich für scharfsinniger als alle anderen hielten. »Der Präsident ist ein Mann der Gefühle«, gab Adler zu. »Es ist ein amerikanischer Wesenszug. Außerdem bewegt ihn seine Pflicht sehr stark, die Leben all unserer Bürger zu schützen.«
    »Dann sollten Sie mit den Rebellen auf Taiwan sprechen. Wir glauben, die haben die Linienmaschine zerstört.«
    »Aber warum so etwas tun?« fragte Adler, den wirklich überraschenden Teil ignorierend. War das ein Ausrutscher? Mit Taiwan reden. Die PRC bat ihn darum?
    »Um diesen Vorfall zu verschlimmern. Um mit den persönlichen Gefühlen Ihres Präsidenten zu spielen. Um die wahren Angelegenheiten zwischen der Volksrepublik und unserer eigensinnigen Provinz zu verschleiern.«
    »Meinen Sie das wirklich?«
    »Ja, gewiß«, versicherte ihm der Außenminister. »Wir wünschen keine Feindseligkeiten. Solche Dinge gehen so verschwenderisch mit Menschen und Mitteln um, und wir haben wichtigere Angelegenheiten in unseren Land. Die Taiwan-Frage wird im Lauf der Dinge entschieden. Solange Amerika sich nicht einmischt«, fügte er hinzu.
    »Wie bereits gesagt, Herr Minister, haben wir in unserer Politik keine Änderungen durchgeführt. Wir wünschen lediglich die Wiederherstellung von Frieden und Stabilität«, sagte Adler.
    »Dann sind wir uns einig.«
    »Sie werden nicht gegen unsere Marinemanöver protestieren?«
    Der Außenminister seufzte. »Auf See ist die unschuldige Passage für alle frei. Uns steht es nicht zu, den Vereinigten Staaten von Amerika zu befehlen, wie es auch Ihnen nicht zusteht, der Volksrepublik Befehle zu erteilen. Die Bewegung Ihrer Streitkräfte bewirkt den Eindruck, Sie wollten lokale Ereignisse beeinflussen, und wir werden dazu pro forma Stellung beziehen. Doch im Interesse des Friedens«, fuhr er fort, geduldig und müde zugleich im Ton, »werden wir nicht zu stark protestieren, besonders wenn damit die Rebellen ermutigt werden, ihre törichten Provokationen zu unterlassen.«
    »Es wäre nützlich zu erfahren, ob Sie Ihre Seemanöver bald sistieren.
    Das wäre eine sehr günstige Geste.«
    »Die Frühjahrsmanöver werden fortgeführt. Sie bedrohen keinen, wie Ihre gesteigerte Marinepräsenz deutlich machen wird. Wir bitten Sie nicht, unser Wort zu akzeptieren. Lassen Sie unsere Taten sprechen.
    Es wäre gut, wenn auch unsere rebellischen Vettern ihre Aktivitäten einschränkten. Vielleicht könnten Sie diesbezüglich mit ihnen reden?«
    Zweimal schon? Dann war das vorhin kein Versprecher.
    »Wenn Sie es wünschen, ja, dann setze ich gerne meine Stimme und die meines Landes für die Suche nach Frieden ein.«
    »Wir schätzen die Gefälligkeit der USA sehr und trauen Ihnen als ehrlichem Vermittler in

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