Befehl von oben
Serie weißer Rauchspuren kam als unangenehme Überraschung, als die Piloten von den Schirmen aufsahen. Aber zwei lösten ihre C-802 noch gerade rechtzeitig aus.
Vier Sekunden vom Ziel entfernt, erhielten die SM-2-Raketen abschließende Lenkdaten von den SPG-62-Zielbeleuchtungs-Radargeräten. Es war zu plötzlich, zu unerwartet für Ausweichmanöver. Alle vier Jäger wurden in großen Wolken aus Gelb und Schwarz ausgelöscht, hatten aber noch sechs Anti-Schiff-Raketen auf den Weg schicken können.
»Vampir, Vampir! Habe ankommend Raketensucher, Peilung dreifünfnull.«
»Okay, es geht los.« Kemper drehte den Schlüssel einen Klick weiter zu ›Special-Auto‹. Aegis lief jetzt vollautomatisch. An Deck drehten sich die CIWS-Gatlingkanonen nach Steuerbord. Überall auf den vier Kriegsschiffen hörten es die Seeleute und versuchten nicht zu zucken.
Die bewachte Handelsmarine wußte einfach nicht genug, um selbst Angst zu haben.
Oben näherten sich die F-16 der letzten Viererrotte. Sie hatten auch Träger für Anti-Schiff-Waffen, hatten aber am falschen Ort gesucht, wohl nach dem Köderverband, und folgten nun den Aegis-Signalen im Westen, als sich plötzlich der Himmel über ihnen mit Rauchspuren füllte. Sie sprengten auseinander, zwei explodierten. Ein weiterer wurde beschädigt, versuchte nordwestwärts davonzuhinken und bohrte sich mit Motorenausfall in die See. Der vierte zog links kehrt und warf die Außenlast ab. Vier Air Force F-16 hatten in nur vier Minuten sechs feindliche Flieger vernichtet.
Jones erwischte einen der Wellenstreifer, aber die mit Hochgeschwindigkeit kreuzenden Ziele waren kaum anzupeilen. Drei der vier computergestarteten Versuche schlugen fehl. Es blieben noch fünf. Die Kampfsysteme gingen in Reset und sahen sich nach weiteren Zielen um.
Sie hatten den Rauch von der Jones gesehen, aber die erste Warnung, daß etwas schiefgelaufen war, kam, als die drei Kreuzer loslegten.
Im CIC der Anzio entschied sich Kemper, wie der Skipper von O'Bannon zuvor, keine Köderraketen zu starten. Drei Vampire liefen wohl achtern, nur zwei in ihre Richtung. Sein Kreuzer und die Normandy konzentrierten sich auf diese. Die Starts der Abwehrraketen konnte man spüren. Der Rumpf erzitterte, als das erste Paar losging. Die Radaranzeige wurde jetzt sekündlich aufgefrischt. Die ›Vampire‹ waren nur 12 Kilometer entfernt – bei 15 Kilometer pro Minute waren das weniger als fünfzig Sekunden für Erfassung und Zerstörung. Es würde ihnen wie eine Woche vorkommen.
Das Systemprogramm sah die Einnahme einer Feuerleittaktik vor, die den Umständen entsprach. Im Moment war das Schuß-Schuß-Guck. Feuere eine Rakete, eine weitere und sieh nach, ob das Ziel das erste Paar überlebt hatte, bevor ein weiterer Versuch gestartet wurde.
Sein Ziel wurde von der ersten SM-2 gesprengt, die zweite SAM zerstörte sich selbst. Die erste Rakete der Normandy ging daneben, aber die zweite streifte die C-802, die ins Wasser mit einer Explosion purzelte.
Yorktown hatte einen Vor- und einen Nachteil. Ihr älteres System erlaubte Starts in direkter Zielrichtung, ohne den Raketen eine frühe Wende zum Ziel aufzuzwingen. Aber sie konnte nicht so rasch wiederholen. Sie hatte drei Ziele und fünfzig Sekunden für deren Zerstörung. Die erste C-802 fiel in acht Kilometer Entfernung nach doppeltem Treffer. Das zweite Ziel war jetzt in Abschußhöhe, drei Meter über dem ruhigen Wasser. Eine SM-2 verfehlte es hoch und explodierte harmlos dahinter. Die folgende ging auch daneben. Der nächste Start aus der Bugrampe löschte sie aus, fünf Kilometer vor dem Schiff, füllte aber die Luft mit Fragmenten, die das nächste Paar verwirrten. Beide explodierten in den Fetzen eines zerstörten Ziels. Die letzte C-802 passierte die Wolke aus Gischt und Splittern, direkt auf den Kreuzer zu. Die Yorktown schaffte noch zwei Starts, aber eine defekte Rakete lenkte sich gar nicht, und die andere verfehlte das Ziel. Dann drehten sich die CIWS auf den vorderen und achteren Aufbauten, weil der Vampir in ihre Zielsphäre eintrat. Sie eröffneten das Feuer bei 800 Metern, verfehlten, verfehlten nochmals und sprengten die Rakete knapp 200 Meter nach Steuerbord. Der 250 Kilo Sprengkopf deckte den Kreuzer mit Splittern ein, die die SPY-Tafel steuerbords trafen und in die Aufbauten fetzten. Sechs Seemänner starben, zwanzig weitere wurden verwundet.
»Wow«, sagte SecDef Bretano. Das ganze theoretische Zeugs der vergangenen Woche wurde plötzlich
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