Befehl von oben
Führung – und die dazugehörigen Risiken – überlassen. Wie auch immer dies ausging, China hätte noch den Respekt, der einer Supermacht zustand, und den Einfluß auf Amerikas Außenpolitik behalten bis zu dem Moment, wo es die gewünschten Veränderungen bewirkt hätte. Es hatte mit dem Angriff auf den Airbus Amerikaner getötet. Durch seine Machenschaften half es dabei, daß weitere getötet wurden, es half, seinem Land dauerhaften Schaden zuzufügen, und tat das ohne Risiko, überlegte Adler still mit Blick aus dem Fenster, als seine Maschine über Land geriet.
Aber die wußten nicht, daß er diese Dinge wußte, nicht wahr?
Der nächste Angriff würde etwas ernsthafter sein. Die UIR hatte einen großen Vorrat an C-802-Raketen, meinte der Geheimdienst. Hergestellt bei China Precision Machine Import and Export Corporation, waren diese nach Typ und Leistung der französischen Exocet ähnlich, mit Reichweiten von rund 110 Kilometern. Wieder aber lag das Problem bei der Zielerfassung. Es gab einfach zu viele Schiffe im Golf. Um ihren Raketen die richtigen Adressen aufzukleben, mußten die Iraner ihre Jäger so nahe heran führen, daß deren Waffenlenkradar die Abwehrsphäre von COMEDY streifte.
Nun, dachte Kemper, das wollen wir doch erst mal sehen. John Paul Jones beschleunigte auf 32 Knoten und setzte sich nach Norden ab.
Der neue Zerstörer war gestealtht – das Radarecho entsprach einem mittelgroßen Fischerboot – und bestärkte das durch Stillschalten sämtlicher Radare. COMEDY hatte denen einen Blick gewährt. Der nächste würde anders sein. Er rief in Riad an und brüllte ein wenig wegen AWACS-Unterstützung. Die drei Kreuzer Anzio, Normandy und Yorktown hielten Position bei den Frachtschiffen, und es wurde den zivilen Mannschaften der Bob Hopes langsam klar, daß die Kriegsschiffe nicht nur zur Raketenabwehr da waren. Ankommende Vampire müßten durch einen Kreuzer fliegen, um sie zu erreichen. Aber daran ließ sich nichts ändern. Die zivilen Seeleute waren alle auf Station und die Feuerbekämpfungsgerätschaften in den Frachtdecks verteilt. Ihre Diesel gaben alle Dauerleistung her, die die Handbücher gestatteten.
Oben wurde die Frühpatrouille F-16 abgelöst. Waffen waren freigegeben, und bei der zivilen Luftfahrt sickerte langsam durch, daß das Klima über dem Persischen Golf momentan nicht gesund sei. Das machte allen die Aufgabe leichter. Daß sie hier waren, war kein Geheimnis.
Iranisches Radar mußte sie erfaßt haben, aber da war auch nichts zu machen.
»Es scheint, im Persischen Golf gibt es zwei amerikanische Marineverbände«, sagte ihm sein Nachrichtenoffizier. »Es ist möglich, daß Militärtransporte dabei sind.«
»Und?«
»Und zwei unserer Jäger wurden bei Annäherung abgeschossen.«
»Die amerikanischen Schiffe – manche sind Kriegsschiffe neuester Bauart. Die Meldungen erwähnten auch welche, die wie Handelsschiffe aussahen. Wahrscheinlich die Transportschiffe für Panzer aus Diego Garcia …«
»Die Indien aufhalten sollte!«
»Das ist wahrscheinlich korrekt.«
Ich war ein Narr, dieser Frau zu vertrauen! »Versenkt sie!« befahl er im Glauben, sein Wunsch würde wahr.
*
Raman fuhr gern schnell. Die fast freie Interstate, die dunkle Nacht und der starke Dienstwagen ließen ihn dieser Leidenschaft frönen, als er die I-70 Richtung Maryland herabfetzte. Die vielen Laster auf der Straße überraschten ihn. Er hatte nicht gewußt, daß ein so großer Anteil dem Transport von Nahrung und Medikamenten gewidmet war.
Sein rotes, drehendes Warnlicht hieß sie aus seinem Weg bleiben und erlaubte seine Durchfahrt ohne Störung durch die Pennsylvania Staatspolizei.
Er hatte auch Zeit, nachzudenken. Es wäre insgesamt besser gewesen, er hätte vorher gewußt, was alles geschieht. Sicher aber besser für ihn.
Der Überfall auf SANDBOX hatte ihm nicht gefallen. Sie war ein Kind, zu jung, zu unschuldig, ein Feind zu sein – er kannte ihr Gesicht, ihren Namen, ihre Stimme –, und der Schreck darüber hatte ihn kurz irritiert.
Er verstand nicht genau, weshalb man es befohlen hatte … es sei denn, um den Schutzschild noch enger um POTUS zu knüpfen, seine Mission dadurch zu erleichtern. Aber das hätte nicht sein müssen, nicht wirklich.
Amerika war nicht der Irak, und Mahmoud Hadschi verstand das wohl nicht ganz.
Der Angriff mit einer Krankheit war eine andere Sache. Deren Ausbreitung oblag Gottes Wille. Es war unangenehm, aber so war das Leben.
Nur der Glaube an
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