Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
hatte er schon einen Dienstwagen.
    »Okay«, teilte sie ihm mit, »kommen Sie runter. Vermutlich brauchen wir die Vorausarbeit da oben gar nicht. Ihre ID bringt Sie durch die Straßensperren auf der I-70. So schnell es geht. Hier ist einiges los.«
    »Geben Sie mir vier Stunden.«
    »Sie haben einen Kleiderwechsel mit?«
    »Yeah, warum?«
    »Brauchen Sie. Wir haben hier Dekontaminationsmaßnahmen aufgestellt. Jeder muß sich schrubben, bevor's in den Westflügel geht. Werden Sie sehen, wenn Sie da sind«, sagte ihm die Detail-Chefin.
    »Ist mir recht.«
    *
    Alahad machte gar nichts. Wanzen in seiner Wohnung ließen feststellen, er sah fern und zappte durch die Kanäle nach einem Film, den er noch nicht kannte, und hörte vorm Schlafengehen noch die CNN Headline News. Sonst nichts. Die Lichter waren alle aus, und auch die Infrarot-Kameras konnten nicht durch seine Schlafzimmervorhänge sehen. Die Überwachungsagenten tranken aus Plastikbechern ihren Kaffee und hörten zu, während sie ihre Sorgen über die Epidemie besprachen, wie viele andere in Amerika auch. Die Medien widmeten der Story fast die gesamte Sendezeit. Es drehte sich aber auch alles um die Ebola-Krise. Wissenschaftsberichte erklärten das Virus und wie es sich verbreitete – eigentlich vielleicht verbreitete; da gab es diverse Meinungen – und die Agenten verfolgten in ihren Kopfhörern den neuesten Beitrag über Alahads Fernseher.
    Es gab juristische Analysen der Entscheidung für Edward Kealty, aber absolut keine Begeisterung dafür, das Reiseverbot aufzuheben. Berichte zeigten Maschinen in Flughäfen, Busse in Terminals, Züge in Bahnhöfen und viele leere Straßen. Sie zeigten Leute in Hotels und wie sie zurechtkamen, wie man OP-Masken wiederverwenden konnte, und bestätigten, daß diese Vorsichtsmaßnahme fast uneingeschränkt wirke; die meisten schienen es zu glauben. Als Gegengewicht kamen viele Berichte über Kliniken und jetzt auch Leichensäcke. Berichte über die Verbrennung der Leichen wurden nach Absprache gesendet, ohne Flammen zu zeigen. Die Rohdaten waren entsetzlich genug, auch ohne Abbildung der Realität. Reporter und medizinische Berater fingen an, über den Mangel an Daten zur Fallzahl laut nachzudenken – das war für viele alarmierend –, aber sahen Hinweise darauf, daß Klinikressourcen zur Behandlung der Ebola-Fälle nicht erweitert wurden – das beruhigte einige. Extreme Propheten des Weltuntergangs verbreiteten weiter ihr Kredo, aber andere sagten, daß die Daten dagegensprachen und daß sich die Lage zu stabilisieren schien; sie fügten aber stets hinzu, daß es viel zu früh für konkrete Aussagen wäre.
    Allmählich war die Rede davon, daß manche Staaten ganz von Ebola frei wären und ebenfalls viele Gebiete in den betroffenen Staaten.
    Und schließlich traten einige auf, die behaupteten, die Epidemie sei gewiß kein Naturereignis. Darüber gab es aber keine öffentliche Meinung. Die Leute kamen zuwenig ins Gespräch, um sich fundierte Meinungen anzueignen, aber mit dem wachsenden Vertrauen darauf, daß die Welt nicht zu Ende ging, kam die große Frage: Wie hatte all das begonnen?
    Secretary of State Scott Adler war wieder in seiner Maschine, Kurs westlich zur Volksrepublik. Auch hier hatte er Zugang zu allen Neuigkeiten. Diese erzeugten Wut, aber auch eine perverse Art Zufriedenheit. Es war Zhang, der seine Regierung in diese Richtung trieb. Das war jetzt recht sicher, nachdem sie erfahren hatten, daß Indien beteiligt war – schon wieder –, diesmal geködert vom Iran und von China.
    Die Frage war jetzt, ob die Premierministerin ihren Partnern mitteilen würde, daß sie ausgestiegen sei. Wohl nicht, dachte Adler. Die hatte sich wieder selbst ausmanövriert. Es gelang ihr anscheinend im Stillstand.
    Aber die Wut kehrte immer wieder. Sein Land war angegriffen worden, von einem, den man ihm erst vor Tagen vorgestellt hatte. Diplomatie hatte versagt. Er hatte es nicht geschafft, einen Konflikt zu verhindern – und war das nicht sein Job? Schlimmer noch: Er und sein Land waren getäuscht worden. China hatte ihn und eine lebenswichtige Marinestreitkraft an den falschen Fleck gelockt. Die PRC spielte jetzt eine selbst zubereitete Krise aus mit dem Zweck, amerikanischen Interessen zu schaden, und wahrscheinlich zur Umgestaltung der Welt nach eigenem Entwurf. Die gingen es geschickt an. China hatte nicht direkt irgend jemandem irgend etwas angetan, abgesehen von einigen Flugpassagieren, sondern hatte anderen die

Weitere Kostenlose Bücher