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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sagte sich der Diplomat, als er die Hand ausstreckte.
    »Willkommen, Herr Premierminister.«
    »Danke, Mr. Adler.« Die beiden Männer schritten zum Podium. Adler sagte ein paar ruhig gehaltene Begrüßungsworte – diese Rede, in Foggy Bottom eine Stunde lang ausformuliert, bis sie saß, dauerte für die Außenwelt kaum eine Minute. Dann trat Koga ans Mikrofon.
    »Zuallererst muß ich Ihnen danken, Mr. Adler, und Ihrem Land, daß Sie mir gestattet haben, heute herzukommen. So überraschend die Geste auch ist, begreife ich nun, daß solches in Ihrem weiten und weitherzigen Land Tradition hat. Ich komme heute, um mein Land bei einer traurigen, doch notwendigen Aufgabe zu vertreten. Ich hoffe, es wird eine Mission der Heilung für Ihr Land und für meines. Ich hoffe, daß Ihr Volk und meines in dieser Tragödie eine Brücke zu einer friedlichen Zukunft erkennen.« Koga trat zurück, Adler geleitete ihn den roten Teppich entlang, und die Kapelle spielte ›Kimagajo‹, die kurze japanische Hymne, die tatsächlich ein Engländer komponiert hatte, vor hundert Jahren. Der Premierminister blickte zur Ehrenformation und wollte in den jungen Gesichtern lesen, Haß oder Abscheu entdecken. Er konnte aber nur Unbewegtheit erkennen. Er stieg in den wartenden Wagen, von Adler gefolgt.
    »Wie fühlen Sie sich, Sir?« fragte SecState.
    »Danke, gut. Ich habe während des Fluges geschlafen.«
    »Wenn Sie möchten, können wir auf dem Weg zur Botschaft Präsident Ryan aufsuchen. Der Präsident hat mich beauftragt, Ihnen zu sagen, wenn Sie das lieber nicht möchten, wegen des langen Fluges oder aus anderen Gründen, wäre er keinesfalls beleidigt.« Scott war überrascht, daß Koga nicht einen Augenblick zögerte.
    »Dankbar nehme ich diese Ehre an.«
    Der amtierende Außenminister zog ein Sprechfunkgerät aus der Tasche. »EAGLE an SWORDBASE. Zustimmung.« Adler hatte lächeln müssen, als er vor ein paar Tagen dieses Secret-Service-Funkkürzel erfuhr.
    ›Eagle‹ war das englische Gegenstück seines deutsch-jüdischen Familiennamens.
    »SWORDBASE bestätigt Zustimmung«, krächzte das chiffrierte »EAGLE, Ende.«
    Die Wagenkolonne auf Suitland Parkway ignorierte die Höchstgeschwindigkeit. Unter anderen Umständen hätte sie ein Pressehubschrauber mit laufender Kamera verfolgt, doch im Augenblick war der Luftraum über Washington voll gesperrt. Sogar der National Airport war geschlossen, die Flüge nach Dulles und Baltimore-Washington International verlegt. Koga bemerkt erst jetzt den Fahrer, der Amerikaner war. Der Wagen verließ den Parkway nach rechts und nahm einen Häuserblock weiter die Auffahrt zur I-295, die gleich darauf in I-395 überging, eine holprige Durchgangsstraße über den Anacostia-Fluß direkt ins Zentrum von Washington. Als sie auf der Hauptverkehrsader eintrafen, scherte der gestreckte Lexus, in dem er saß, nach rechts aus. Ein identisches Auto fuhr an seinen Platz, während sich seines mit drei Suburbans vom Secret Service formierte, in einem Manöver, das kaum mehr als fünf Sekunden dauerte. Die leeren Straßen erleichterten die restliche Fahrt, und nach wenigen Minuten bog der Wagen in den West Executive Drive ein.
    »Sie kommen, Sir«, sagte Price, die vom uniformierten Posten am Einfahrtstor benachrichtigt worden war.
    Jack trat hinaus, gerade in dem Augenblick, als das Auto anhielt, nicht sicher, was das Protokoll für diesen Fall vorsah – noch etwas, das er mit Bezug auf seinen neuen Job herauszufinden hatte.
    »Mr. President«, sagte Koga, nachdem er sich aufgerichtet hatte.
    »Herr Premierminister, bitte kommen Sie hier entlang.« Ryan wies mit der Hand hin.
    Koga war noch nie im White House gewesen, und es kam ihm sofort wieder in den Sinn, daß er – wann? vor drei Monaten – hier herübergekommen war, um über Handelsprobleme zu sprechen, die schließlich zu einer militärischen Auseinandersetzung geführt hatten … ein weiteres schändliches Versagen. Dann wurde ihm allmählich Ryans Verhalten klar. Er hatte mal gelesen, daß hier das volle Staatsprotokoll bei der Ankunft nicht unbedingt Wertschätzung zeigte – nun, das wäre ohnehin nicht möglich oder angemessen, sagte sich Koga. Doch Ryan hatte allein an der Tür gestanden, und das mußte etwas bedeuten, sagte sich der japanische Premierminister, während er die Stufen hinaufschritt.
    Eine Minute später befand er sich mit Ryan allein im Oval Office.
    »Vielen Dank«, sagte Koga schlicht und einfach.
    »Wir mußten uns treffen«,

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