Befehl von oben
erwiderte Präsident Ryan. »Zu jeder anderen Zeit würden andere dabeisein, die uns beobachten und abschätzen und versuchen würden, unsere Lippen zu lesen.« Er schenkte seinem Gast und sich Kaffee ein.
»Hai, die Presse in Tokio ist in den letzten Tagen viel aufdringlicher geworden.« Koga hob seine Tasse, hielt aber inne. »Wem habe ich meine Errettung vor Yamata zu verdanken?«
Jack hob den Blick. »Die Entscheidung wurde hier getroffen. Die beiden Beamten sind in der Nähe, falls Sie sie gern nochmal persönlich sehen möchten.«
»Wenn es sich machen läßt.« Koga nippte an seinem Kaffee. Er hätte zwar lieber Tee gehabt, aber Ryan tat wohl sein Bestes, ein guter Gastgeber zu sein, und schon der gute Wille beeindruckte den Gast. »Vielen Dank, daß Sie mich überhaupt haben kommen lassen, Präsident Ryan.«
»Ich hatte versucht, mit Roger über das Handelsproblem zu sprechen, aber … war aber nicht überzeugend genug. Dann war ich besorgt, daß Goto was anstellt, handelte aber nicht schnell genug, durch die Rußlandreise und so. Das Ganze war ein schwerer Unglücksfall. Ich denke, das sind Kriege immer. Wie auch immer, es ist an uns beiden, diese Wunde zu heilen. Und ich möchte, daß das so schnell wie möglich geschieht.«
»Die Verschwörer befinden sich alle in Gewahrsam. Sie werden wegen Landesverrats vor Gericht gestellt«, versprach Koga.
»Das ist Ihre Angelegenheit«, erwiderte der Präsident. Was aber nicht ganz stimmte. Das japanische Rechtssystem war seltsam, weil die Gerichte häufig gegen die Landesverfassung verstießen, zugunsten von weitgefaßten, aber ungeschriebenen kulturellen Mores, etwas, das für Amerikaner unvorstellbar wäre. Ryan und Amerika erwarteten, daß die Prozeßführung gesetzeskonform sein werde. Koga verstand das vollkommen. Die Aussöhnung zwischen Amerika und Japan hing völlig davon ab und von einer Vielzahl weiterer Einvernehmen, die hier unerwähnt blieben, zumindest auf dieser Ebene. Für seinen Teil hatte Koga bereits sichergestellt, daß die für die einzelnen Prozesse ausgewählten Richter diese Regeln absolut verstanden.
»Ich habe es nie für möglich gehalten, daß so etwas geschehen könnte, und dann Sato, dieser verrückte … Mein Land und mein Volk schämen sich zutiefst dafür. Ich habe so viel zu tun, Mr. Ryan.«
Jack nickte. »Wir beide. Aber es wird getan.« Eine kurze Pause. »Die technischen Fragen können auf Ministerebene behandelt werden. Was uns betrifft, will ich nur sichergehen, daß wir uns verstehen. Ich vertraue auf Ihren guten Willen.«
»Danke, Mr. President.« Koga setzte seine Tasse ab, um den Mann gegenüber genauer zu betrachten. Er war jung für einen solchen Posten, wenngleich nicht der jüngste Präsident. Die Auszeichnung würde wohl in alle Ewigkeit Theodore Roosevelt halten. Auf dem langen Flug von Tokio hierher hatte er einiges über John Patrick Ryan gelesen. Der Mann hatte mehr als einmal von eigener Hand getötet, war dem eigenen Tod und dem seiner Angehörigen entgegengetreten und hatte manch anderes getan, über das seine Geheimdienstberater nur spekulieren konnten.
Für die Spanne weniger Sekunden sein Gesicht erforschend, versuchte Koga zu verstehen, wie so ein Mensch auch Mann des Friedens sein könnte, doch er konnte nichts erkennen, und er fragte sich, ob es im amerikanischen Charakter etwas gäbe, das er nie ganz verstehen würde.
Er sah Intelligenz und Neugier, das eine zu messen und das andere zu ergründen. Er sah Müdigkeit und Traurigkeit. Die letzten Tage mußten die reinste Marter gewesen sein, da war sich Koga sicher. Irgendwo in diesem Gebäude waren wohl die Kinder von Roger und Anne Durling, und auch das war eine schwere Last, die der Mann zu tragen hatte. Plötzlich ging dem Premierminister auf, daß Ryan, wie die meisten Westlichen, nicht viel Geschick im Verbergen der inneren Gedanken hatte.
Doch das stimmte wiederum nicht. Hinter diesen blauen Augen spielten sich noch andere Dinge ab, und die trug er nicht zu Markte. Sie waren in keiner Weise bedrohlich, aber sie waren da. Dieser Ryan war tatsächlich ein Samurai, wie er ein paar Tage zuvor in seinem Büro sagte, aber darunter gab es schwer faßbar noch eine Lage. Koga stellte dies erst mal zurück. So wichtig war es nicht, und er hatte etwas zu fragen.
»Ich habe eine Bitte, wenn es erlaubt ist.«
»Und die wäre, Sir?«
»Mr. President, das ist keine gute Idee«, protestierte Price ein paar Minuten später.
»Gut oder nicht. Leiten
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