Befehl von oben
Sie's in die Wege«, trug Ryan ihr auf.
»Ja, Sir.« Andrea Price zog sich aus dem Raum zurück.
Koga beobachtete diese Übung und erfuhr etwas Neues. Ryan war ein Mann, der Entscheidungen treffen und Anweisungen geben konnte, ganz ohne theatralisches Getue.
Die Autos standen noch am Westeingang, und es ging nur darum, sich Mäntel anzuziehen und einzusteigen. Insgesamt vier Suburbans machten eine Kehrtwendung auf dem Parkplatz und fuhren erst südlich, dann nach Osten, zum Hill. Diesmal fuhr der Konvoi ohne Sirenen und Warnlichter, sondern hielt sich an die Verkehrsregeln – fast. Die leeren Straßen erlaubten es, Ampeln zu mißachten, und sie konnten bald nach links in die Capitol Street einbiegen, noch einmal nach links zum Gebäude hin. Jetzt waren weniger Lichter zu sehen. Die Treppen waren von Schutt geräumt, so daß es ein leichtes war, hinaufzusteigen, nachdem die Autos geparkt waren und die Secret-Service-Agenten Posten bezogen hatten. Ryan geleitete Koga hinauf, und unversehens standen beide da und schauten hinab in die jetzt leere Höhlung, die einst der Plenarsaal gewesen war.
Der japanische Premierminister stand erst ganz aufrecht. Er klatschte einmal laut in die Hände, um die Aufmerksamkeit der Geister zu erregen, die seinem Glauben gemäß noch hier waren. Dann verbeugte er sich förmlich und sprach seine Gebete für sie. Ergriffen tat es ihm Ryan nach. Fernsehkameras gab es nicht, die den Augenblick festhielten – das heißt, es standen schon noch welche da, aber die Abendnachrichten waren vorüber, und sie waren abgeschaltet, die Mannschaften saßen in den Ü-Wagen, tranken Kaffee und ahnten nicht, was hundert Meter entfernt geschah. Es dauerte ohnehin nur ein, zwei Minuten. Als es vorüber war, wurde eine amerikanische Hand ausgestreckt, und eine japanische ergriff sie, und zwei Augenpaare gelangten zum Einvernehmen, das Minister und Verträge so nie hätten erzielen können, und im rauhen Februarwind wurde zwischen den beiden Ländern endgültig und vollständig Frieden geschlossen. In zehn Fuß Entfernung stand Andrea Price und war froh, daß der Fotograf des White House mitgekommen war, und die Tränen, die sie wegzwinkerte, rührten nicht vom Wind her.
Dann geleitete sie die beiden Männer wieder die Treppe hinab.
*
»Warum haben die so stark überreagiert?« fragte die Premierministerin und nippte ihren Sherry.
»Nun, wie Sie wissen, bin ich nicht voll instruiert«, erwiderte der Prince of Wales, zunächst einmal erläuternd, denn er sprach nicht direkt für die Regierung Ihrer Majestät. »Ihr Flottenmanöver hatte aber den Anschein einer Drohgebärde.«
»Sri Lanka muß mit den Tamilen zu einer Einigung kommen. Sie haben einen bedauerlichen Widerwillen an den Tag gelegt, in substantielle Verhandlungen einzutreten, und wir haben versucht, sie zu beeinflussen. Immerhin haben wir Soldaten dort als Friedenstruppe und möchten keinesfalls, daß sie zu Geiseln der allgemeinen Lage werden.«
»Ganz recht, aber warum ziehen Sie Ihre Friedenstruppe nicht zurück, wie es die dortige Regierung verlangt?«
Die indische Premierministerin seufzte erschöpft – auch für sie war es ein langer Flug gewesen, und unter den Umständen war etwas Verdrossenheit gestattet. »Königliche Hoheit, ziehen wir unsere Truppe zurück und die Situation eskaliert wieder einmal, bekommen wir mit unseren eigenen tamilischen Einwohnern Schwierigkeiten. Es ist wirklich eine äußerst unglückliche Lage. Wir versuchten, in einer nahezu ausweglosen politischen Lage zu helfen, ganz auf unsere eigenen Kosten, doch dann sieht sich die Regierung von Sri Lanka außerstande, notwendige Maßnahmen zu ergreifen, um eine Peinlichkeit meinem Land gegenüber und die fortdauernde Rebellion in ihrem eigenen zu verhindern. Daraufhin mischt sich Amerika ohne echten Grund ein und stützt damit die Unnachgiebigkeit der Srilanker.«
»Wann wird deren Premierminister eintreffen?« fragte der Prinz.
»Wir hatten angeboten, gemeinsam herüberzufliegen, um unterwegs die Lage diskutieren zu können, doch er hat bedauerlicherweise abgelehnt. Morgen, denke ich. Wenn seine Maschine keine Fehlfunktion entwickelt«, fügte sie hinzu. Die Fluggesellschaft des Landes hatte verschiedene technischen Problemen, vom anhaltenden Sicherheitsrisiko ganz abgesehen.
»Wenn Sie wünschen, könnte der Botschafter wohl eine ungestörte Begegnung arrangieren.«
»Vielleicht wäre das nicht ganz zwecklos«, räumte die Premierministerin ein. »Ich
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