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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sogar interessant sein können, wenn die Secret-Service-Agenten nicht ständig zu den Türen hinausgespäht und nach irgendwelcher Gefahr Ausschau gehalten hätten. Ihr wurde langsam klar, daß sie einem an allem den Spaß nehmen konnten.
    »Ich schätze, sie ist unter die Pendler gegangen«, entschied der Reporter.
    Die Kamera war dem VH-60 gefolgt, bis er hinter Bäumen verschwand.
    Endlich was zum Schmunzeln. Alle Fernsehgesellschaften taten dasselbe, wie nach dem Attentat auf John F. Kennedy. Das gesamte normale Programm war gestrichen, während man sich – heute rund um die Uhr, was 1963 nicht der Fall war – genüßlich der Katastrophe und den Nachwirkungen hingab. In Wahrheit ging es um die Goldgrube für die Kabelkanäle, wie diverse Quotenwächter zeigten, aber den Fernsehgesellschaften kam eine gewisse Verantwortlichkeit zu, und dies war verantwortlicher Journalismus.
    »Nun, sie ist ja Ärztin. Man vergißt so leicht, daß trotz der Katastrophe, die über die Regierung hereingebrochen ist, die Leute außerhalb des Beltway ihrer normalen Arbeit nachgehen. Kinder werden geboren.
    Das Leben geht weiter«, dozierte der Kommentator, wie es sein Job war.
    »Und das Land ebenso.« Der Reporter sah direkt in die Kamera, bis auf Werbung umgeschaltet wurde. Die Stimme aus so weiter Ferne hörte er nicht.
    »Für den Augenblick.«
    Um die Kinder kümmerten sich ihre Bodyguards, und die echte Arbeit des Tages begann. Arnie van Damm sah aus wie Hülle. Der knallt gleich an die Wand, stellte Jack fest; die zermürbende Arbeit und der Kummer haben ihn gleich geschafft. Gut und schön, daß vom Präsidenten soviel wie möglich ferngehalten wurde, wußte Ryan, aber doch nicht auf Kosten der Leute, auf die er so sehr angewiesen war.
    »Teil aufsagen, Arnie, dann ab und 'ne Weile hinlegen!«
    »Sie wissen, daß ich das nicht …«
    »Andrea?«
    »Ja, Mr. President?«
    »Wenn wir hier fertig sind, lassen Sie Arnie nach Hause fahren. Vor sechzehn Uhr lassen Sie ihn nicht wieder ins Haus!« Ryan wandte den Blick. »Arnie, Sie werden mir nicht kaputtgehen. Ich brauche Sie zu sehr.«
    Der Stabschef war viel zu müde, um Dankbarkeit zu zeigen. Er übergab einen Ordner. »Hier sind die Pläne für die Trauerfeier, übermorgen.«
    Ryan schlug den Ordner auf. Wer immer den Plan aufgestellt hatte, es war mit viel Geschick und Gefühl geschehen. Vielleicht gab es einen Eventualplan für diesen Fall, eine Frage, die Ryan nie stellen würde. Wie auch immer, jemand hatte gute Arbeit geleistet. Roger und Anne Durling würden im White House feierlich aufgebahrt, da die Rotunde des Capitol nicht zur Verfügung stand, und die Menschen hätten vierundzwanzig Stunden Gelegenheit, ihnen die letzte Ehre zu erweisen, durch den Vordereingang herein und über den Ostflügel wieder hinaus. Am Morgen darauf würden die Durlings mit Leichenwagen zur National Cathedral gefahren, zusammen mit drei Mitgliedern des Kongresses, einem Juden, einem Protestanten und einem Katholiken, zur interkonfessionellen Trauerfeier. Ryan hatte zwei Reden zu halten. Die Texte von beiden befanden sich hinten im Ordner.
    »Wofür ist der da?« Cathy trug einen Schutzhelm mit Anschluß an die Gegensprechanlage. Sie zeigte auf einen anderen Hubschrauber, der etwa fünfzig Meter rechts hinter ihnen flog.
    »Bei uns fliegt immer eine Ersatzmaschine mit, Ma'am. Falls was ausfällt und wir landen müssen«, erklärte der Pilot auf dem Vordersitz, »Sie sollen nicht unnötigerweise zu spät kommen.« Er sagte nicht, daß im anderen Helikopter weitere vier Secret-Service-Agenten waren, mit schwereren Waffen.
    »Wie oft passiert den so etwas, Colonel?«
    »Solange ich dabei bin nicht, Ma'am.« Er sagte auch nicht, daß 1993 ein Black Hawk der Marines in den Potomac abgestürzt war, mit Verlust aller Insassen – das war ja lang her. Aufmerksam suchte der Pilot mit seinen Blicken die Luft ab. Bei VMH-1 wurde die Erinnerung daran wachgehalten, was wie ein versuchter Zusammenstoß über dem Wohnsitz Präsident Reagans in Kalifornien ausgesehen hatte. In Wirklichkeit hatte die Unachtsamkeit eines Privatpiloten ihn etwas vom Kurs abkommen lassen. Nach seinem Gespräch mit dem Secret Service hat der arme Kerl das Fliegen wohl ganz aufgegeben. Sie waren die humorlosesten Menschen, wußte Colonel Hank Goodman aus langer Erfahrung.
    Die Luft war klar und kalt, aber ruhig. Den Steuerknüppel führte er mit den Fingerspitzen, während sie der I-95 nach Nordosten folgten. Baltimore war

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