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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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bemutterte die Kinder. Klein Jack bekam ein Tuchabzeichen der Einheit, nachdem er sich angeschnallt hatte. Und damit änderte sich die Stimmung des Tages. Die Marines der VMH-1 hatten eine neue Familie, um die sie sich kümmern konnten, und so ging das Leben für sie weiter.
    Der White-House-Stab war bei der Arbeit, räumte ihre Sachen ein (die der Durlings hatte er den ganzen Morgen lang hinausgetragen) und tauschte einige Möbel aus. Diese Nacht würden die Ryans in dem Haus schlafen, das John Adams als erster bewohnt hatte. Die Kinder, eben Kinder, schauten aus den Fenstern, als der Hubschrauber in den Sinkflug ging. Die Eltern, eben Eltern, sahen einander an.
    Die Dinge änderten sich an diesem Punkt. Einer privaten Beerdigung wäre der Leichenschmaus gefolgt: Die Traurigkeit sollte abgelegt werden, die Trauergemeinde sich erinnern, was für ein prächtiger Kerl Roger war, und dann über das Neue in ihrem Leben reden; wie sich die Kinder in der Schule machten; was die Spielerwechsel den Baseballteams bringen würde. Es war eine Art, nach einem Tag voller Trauer und Streß wieder zur Normalität zu finden. Und genau so war es auch hier, nur in etwas größerem Maße. Der White-House-Fotograf wartete auf dem Südrasen, als der Helikopter landete. Die Stufen gingen runter, und am Fuß stand ein Corporal der Marines. Präsident Ryan stieg als erster aus, wurde salutiert und erwiderte automatisch den Gruß, so eingefleischt war das Training von Quantico, Virginia, mehr als zwanzig Jahre zuvor. Cathy folgte ihm, dann die Kinder. Die Secret-Service-Agenten formierten sich locker zu einem Korridor, der ihnen den Weg wies. Im Westen, zu ihrer Linken, waren TV-Kameras, aber Fragen wurden keine zugerufen – diesmal; auch das würde sich sehr bald ändern. Im White House drinnen führte man die Ryans zu den Fahrstühlen und der raschen Fahrt in den ersten Stock, wo sich die Schlafzimmer befanden. Van Damm wartete dort.
    »Mr. President.«
    »Ziehe ich mich um, Arnie?« fragte Jack und übergab seinen Mantel dem Kammerdiener. Ryan stockte, zwar nur für ein, zwei Sekunden, überrascht, weil die simple Handlung leichtfiel. Er war jetzt Präsident und fing im Kleinen automatisch schon an, auch so zu handeln. Irgendwie war das bemerkenswerter als die Amtsgeschäfte, die er bereits getätigt hatte.
    »Nein. Hier.« Der Stabschef überreichte eine Liste der Gäste, die schon unten im East Room waren. Jack überflog sie. Es waren eher Länder drauf als Personen, viele freundliche, viele bekannte, ein paar vollkommen fremde und ein paar … Selbst als ehemaliger Nationaler Sicherheitsberater wußte er über sie nicht alles Wichtige. Während er las, ging Cathy mit den Kindern ins Bad – oder wollte es. Ein Agent vom Detail mußte sie erst einsammeln helfen. Ryan ging in sein eigenes und überprüfte sein Haar im Spiegel. Er kämmte es selber, ohne Mrs. Abbots Fürsorge, aber unter van Damms prüfendem Blick. Nicht mal hier drin ist man sich sicher, sagte sich der Präsident.
    »Wie lange wird dies sein, Arnie?«
    »Schwer zu sagen, Sir.«
    Ryan sah ihn an. »Wenn wir allein sind, bin ich immer noch Jack, verstanden? Ich bin heimgesucht worden, nicht gesalbt.«
    »Okay, Jack.«
    »Die Kinder auch?«
    »Das bringt die besondere Note … Jack, soweit haben Sie's gut gemacht.«
    »Ist mein Redenschreiber jetzt sauer auf mich?« fragte er, überprüfte wieder den Sitz der Krawatte und verließ das Bad.
    »Ihr Instinkt ist nicht schlecht, aber das nächstemal könnten wir eine solche Rede vorbereiten.«
    Ryan dachte darüber nach und gab van Damm die Liste zurück.
    »Wissen Sie, daß ich jetzt Präsident bin, heißt nicht, daß ich aufgehört habe, ein Mensch zu sein.«
    »Jack, gewöhnen Sie sich dran, okay? Ihnen ist nicht mehr erlaubt, ›bloß ein Mensch‹ zu sein. Okay, Sie hatten wenig Zeit, damit klarzukommen. Aber wenn Sie da runtergehen, sind Sie die Vereinigten Staaten von Amerika, nicht bloß ein Mensch. Das gilt für Sie, für Ihre Frau und in gewissem Maße auch für Ihre Kinder.« Für die Offenbarung erhielt der Stabschef einen giftigen Blick. Arnie ignorierte ihn. Er war ja nur persönlich, nicht dienstlich. »Fertig, Mr. President?«
    Jack nickte, fragte sich, ob Arnie recht hatte oder nicht, und fragte sich, wieso dessen Bemerkung ihn so erbost hatte. Und dann fragte er sich, wie wahr es war. Bei Arnie wußte man nie, woran man war. Er war Lehrer und würde es immer sein, und wie die fähigsten Lehrer tischte

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