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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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auch er manchmal Lügen auf als krasse Exempel einer tieferen Wahrheit.
    Don Russel erschien auf dem Korridor, Katie an seiner Hand. Sie hatte eine rote Schleife im Haar, riß sich los und rannte zu ihrer Mutter.
    »Sieh mal, was Onkel Don gemacht hat!« Wenigstens ein Angehöriger des Detail war schon Mitglied der Familie.
    »Sie sollten jetzt vielleicht noch einmal mit allen ins Bad gehen, Mrs. Ryan. Auf der Staatsetage sind keine Toiletten.«
    »Nicht?«
    Russel schüttelte den Kopf. »Nein, Ma'am, die haben sie beim Bau irgendwie vergessen.«
    Caroline Ryan griff sich die beiden Jüngsten und führte sie in mütterlicher Pflichterfüllung ab. Ein paar Minuten später kamen sie wieder.
    »Darf ich sie Ihnen hinuntertragen, Ma'am?« fragte Russel mit großväterlichem Lächeln. »Mit Absatzschuhen ist es auf diesen Stufen ein bißchen heikel. Unten übergebe ich sie wieder.«
    »Sicher.« Man bewegte sich Richtung Treppe, und Andrea Price sprach in ihr Mikrofon.
    »SWORDSMAN und Anhang in Bewegung, von der Wohn- zur Staatsetage.«
    »Roger«, gab ein Agent von unten zurück.
    Sie konnten den Lärm hören, noch ehe sie den letzten Absatz der Marmortreppe passierten. Russel stellte Katie Ryan neben ihrer Mutter auf den Boden. Die Agenten verschwanden, wurden auf seltsame Weise unsichtbar, als die Ryans, die First Family, den East Room betraten.
    »Ladies and Gentlemen«, verkündete ein Mitglied des Stabes, »der Präsident der Vereinigten Staaten, Dr. Ryan, mit Familie.« Köpfe wandten sich ihnen zu. Es gab kurzen Applaus. Sie sahen einigermaßen freundlich aus, dachte Jack, wußte aber, daß es nicht alle waren. Er und Cathy traten etwas nach links und bildeten die Empfangslinie.
    Sie kamen hauptsächlich nacheinander, einige der Staatsoberhäupter mit ihren Gattinnen. Eine Protokollbeamtin, Ryan zur Linken, flüsterte ihm jeden Namen ins Ohr, und er fragte sich, wie sie nur all diese Leute von Angesicht kennen konnte. Die Abfolge war nicht ganz so willkürlich, wie es schein. Botschafter von Ländern, deren Oberhäupter sich gegen die Reise entschieden hatten, hielten sich zurück, standen in kleinen Kollegen-Grüppchen herum und nippten ihre Perrier-mit-'nem-Hauch, aber selbst die verbargen ihre berufsmäßige Neugier nicht und checkten den neuen Präsidenten ab und die Art, wie er die Männer und Frauen begrüßte, die zu ihm hinkamen.
    »Ministerpräsident von Belgien, M. Arnaud«, flüsterte die Protokollbeamtin. Der offizielle Fotograf begann, die offiziellen Begrüßungen abzulichten; zwei TV-Kameras taten dasselbe, aber viel leiser.
    »Ihr Telegramm war sehr liebenswürdig, Herr Ministerpräsident«, sagte Ryan und fragte sich, ob Arnaud es je gelesen hatte – nun, das wohl, aber vermutlich weder aufgesetzt noch abgeschickt.
    »Ihre Rede zu den Kindern war sehr rührend. Ich bin mir sicher, jeder hier denkt genauso«, erwiderte der Ministerpräsident, ergriff Ryans Hand, prüfte ihre Festigkeit, sah ihm direkt und tief in die Augen und war sehr zufrieden mit sich ob der geschickten Unwahrheit seiner Grußbotschaft. Das Telegramm hatte er wirklich durchgelesen und für passend erklärt. Er genoß es jetzt, Ryans Reaktion darauf zu hören.
    Belgien war Bündnispartner, und Arnaud war vom Chef seines militärischen Geheimdienstes gut informiert worden, der auf verschiedenen NATO-Konferenzen mit Ryan zusammengearbeitet hatte und voll Lob war für des Amerikaners Einschätzungen zu den Sowjets – und jetzt den Russen. Eine unbekannte Größe als politischer Führer, war Kernpunkt der Aussage, aber hervorragender Analytiker. Jetzt machte Arnaud, zufällig als erster in der Reihe, seine eigene Einschätzung, durch Handgriff und Ansehen und viele Jahre Erfahrung in solchen Dingen. Dann ging er weiter.
    »Dr. Ryan, ich habe schon so viel von Ihnen gehört.« Er küßte ihre Hand auf sehr anmutige Art. Ihm hatte man nicht gesagt, wie attraktiv die neue First Lady war und wie zierlich ihre Hände. Na ja, sie war ja Chirurgin. Neu im Spiel und ein bißchen verlegen, machte sich aber soweit ganz gut.
    »Danke, Ministerpräsident Arnaud«, erwiderte Cathy, genau informiert von ihrem eigenen Protokollbeamten (der direkt hinter ihr stand), wer dieser Herr war. Der Handkuß, dachte sie sich, war sehr theatralisch … aber nett.
    »Ihre Kinder sind die reinsten Engel.«
    »Wie nett von Ihnen.« Und damit ging er weiter.
    Überall im Raum bewegten sich Kameras, zusammen mit fünfzehn Reportern, denn dies war ja

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