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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ihr ja eigentlich gefiel – sah noch tiefer in die dunklen Augen vor sich. Es war noch viel mehr darin. Cathy ließ ihre Hand los, als das nächste hohe Tier herantrat.
    Die Premierministerin verließ die Reihe und ging auf einen Kellner zu, von dem sie sich ein Glas Saft geben ließ. Es wäre zu augenfällig gewesen, zu tun, was sie eigentlich hätte tun wollen. Das ließ sich bis zum nächsten Tag aufschieben, in New York. Im Augenblick sah sie einen ihrer Kollegen an, Ministerpräsident der Volksrepublik China. Sie hob ihr Glas um etwa einen Zentimeter und nickte, ohne zu lächeln. Ein Lächeln war unnötig. Ihre Augen übermittelten die notwendige Botschaft.
    »Stimmt es, daß man Sie SWORDSMAN nennt?« fragte Prinz Ali bin Sheik mit einem Augenzwinkern.
    »Ja, wegen dem, was ich von Ihnen bekommen habe«, sagte Jack zu ihm. »Danke, daß Sie gekommen sind.«
    »Mein Freund, es besteht doch ein Band zwischen uns.« Seine Königliche Hoheit war nicht direkt ein Staatsoberhaupt, aber wegen der andauernden Krankheit seines Souveräns übernahm Ali immer mehr der königlichen Pflichten. Er war jetzt für Auswärtiges und den Geheimdienst zuständig. Die Beamten von ersterem waren von Whitehall ausgebildet worden und die letzteren vom israelischen Mossad, einer der ironischsten und unbekanntesten Widersprüche in einem Teil der Welt, das für seine verschachtelten Widersprüchlichkeiten bekannt ist. Das befriedigte Ryan im großen und ganzen: Wenn Ali auch viel am Hals hatte, kompetent war er allemal.
    »Sie kennen Cathy noch nicht, oder?«
    Der Prinz schaute sie an. »Nein, aber ich kenne Ihren Kollegen, Dr. Katz. Mein eigener Augenarzt hat bei ihm studiert. In der Tat, Ihr Mann kann sich glücklich schätzen, Dr. Ryan.«
    Und da sollen die Araber gefühllos, humorlos und respektlos gegenüber Frauen sein? fragte sich Cathy. Dieser gewiß nicht. Zärtlich nahm Prinz Ali ihre Hand.
    »Ach, Sie haben Bernie wohl kennengelernt, als er 1994 drüben war.«
    Das Wilmer-Institut hatte das Institut für Augenheilkunde in Riad mit aufgebaut, und Bernie hatte dann fünf Monate dort gelehrt.
    »Er hat einen Cousin von mir nach einem Flugunfall operiert. Der fliegt mittlerweile wieder. Und das da drüben sind Ihre Kinder?«
    »Jawohl, Eure Hoheit.« Diesen Mann heftete ihr Gedächtnis im Ordner ›Gute‹ ab.
    »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich mit ihnen unterhielte?«
    »Aber bitte!« Der Prinz nickte und ging weiter.
    Caroline Ryan, dachte er und machte sich geistige Notizen. Hoch intelligent, äußerst scharfsinnig. Stolz. Ein Vorteil für ihren Mann, wenn er so klug ist, davon Gebrauch zu machen. Wie schade, dachte er, daß seine Kultur die Talente der Frauen brachliegen ließ – doch er war noch nicht König, würde es vielleicht auch nie werden, und selbst wenn, könnte er bei bestem Willen nur begrenzte Veränderungen bewirken.
    Sein Volk hatte noch einen weiten Weg vor sich, doch viele vergaßen, wie atemberaubend weit das Königreich innerhalb von zwei Generationen gekommen war. Jedoch, zwischen ihm und Ryan gab es ein Band und darum auch zwischen Amerika und seinem Königreich. Er ging hinüber zu den Kindern, doch bevor er ankam, sah er schon, was er wollte. Die Kinder waren ein bißchen überwältigt von allem. Die jüngste Tochter amüsierte sich am besten, nippte unter den wachsamen Blick eines Secret-Service-Agenten an einem Getränk, während ein paar Diplomatengattinnen versuchten, mit ihr zu reden. Sie war es gewohnt, daß man in sie vernarrt war. Dem Sohn, etwas älter, war nicht ganz wohl in seiner Haut; normal für einen Burschen seines Alters, nicht mehr ein Kind, aber längst noch kein Mann. Die Älteste, Olivia in seinen Akten, für ihren Vater aber Sally, kam mit dem schwierigsten Alter überhaupt ganz gut zurecht. Was Prinz Ali besonders auffiel, war, daß sie all dies nicht gewohnt waren. Ihre Eltern hatten sie von Jacks Berufsleben völlig ferngehalten. Verwöhnt, wie sie zweifellos waren, hatten sie nicht das gelangweilte, hochnäsige Getue anderer solcher Kinder an sich. Über einen Mann und eine Frau erfuhr man viel mit einem Blick auf ihre Kinder. Da beugte er sich zu Katie hinab. Zunächst war sie wegen seiner ungewöhnlichen Kleidung perplex – nur zwei Stunden zuvor hatte sich Ali vor Erfrierungen gefürchtet –, doch im nächsten Augenblick ließ sie sein warmherziges Lächeln die Hand ausstrecken und nach seinem Bart greifen, während Don Russel wie ein Waschbär einen Meter

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