Begegnung im Schatten
aufgestanden waren, hatte sie nicht mehr registriert.
Stephan Ramlundt nickte der Entschreitenden anerkennend hinterher.
„Tolle Frau“, sagte Markowitsch. „Mikrobiologin, frisch geschieden. Sie arbeitet in der hiesigen Niederlassung des texanischen „Institut of Biomanagement“, unterstützt aber ihren Vater bei dessen Hobbytätigkeiten. Das können die zwei sich leisten. Die Frau des Alten muss ein horrendes Vermögen hinterlassen haben. Übernehmen Sie?“ Er wies auf die Gläser auf dem Tisch und die halb leere Kaffeetasse. „Ich geh’ dann auch. Ich denke, wir sehen uns bald im Waldhaus.“
Stephan Ramlundt nickte. Er setzte sich und ließ gedankenversunken den Rest seines Cognacs im Glas kreisen.
– Im Laufe der Zeit hatte sich zwischen den beiden Frauen, Sandra Georgius und Constanze van Haarden, die mit dem Fall seitens der Behörde betraut blieb, eine Art Freundschaft herausgebildet. Man traf sich für die Kontaktgespräche auch außerhalb der Diensträume und unterhielt sich nicht ausschließlich über gestohlene Aliens.
Sie saßen vor den einzigen, kleinen Café des Städtchens Walnow an einem Tisch im Freien. Die Luft ging lau, die Sommersonne hatte sich einen leichten Schleier übergehängt, sodass die van Haarden nicht befürchten musste, ihre bloßen Schultern und die zur Schau gestellte, leger bedeckte Brust unvorteilhaft angesengt zu bekommen. „Zum wiederholten Mal bin ich die Fakten durchgegangen“, sagte sie. „Nur ein kleiner Kreis wusste um die offene Luke, um den Inhalt des Shuttles. Alle haben, ihr alle habt, für die in Frage kommende Zeit ein hieb- und stichfestes Alibi. Es bleibt nur eines: Der Täter hat im Auftrag von einem Wissenden, also einem von euch, den Diebstahl begangen.“
„Das hatten wir schon ausführlich diskutiert“, bemerkte Sandra Georgius lächelnd. „Du drehst dich im Kreis.“
„Letztens, Sandra, hast du mir gebeichtet, dass du und Stephan Ramlundt… und dass er versucht hat, die Beziehung aufzufrischen. Ich habe hin und her überlegt. Könnte da vielleicht ein Motiv…?“
Sandra Georgius schüttelte den Kopf. „Gedacht habe ich an eine solche Möglichkeit auch, und ich würde ihm zutrauen, dass er aus gekränkter Eitelkeit, aus einem Gefühl des Zurückgewiesenseins heraus in der Lage wäre, mir eins auszuwischen. Aber was, um alles in der Welt, ist mir persönlich durch die Klauerei für eine Schaden entstanden? – weder ein ideeller noch materieller. Er hat den Nachteil. Hätten wir noch beide, wäre die Entscheidung der Kommission wahrscheinlich anders ausgefallen. Einer der Behälter wäre bestimmt geöffnet worden. Ramlundt wäre der Erste gewesen, der davon fachlich profitiert hätte.“
Die Kriminalistin hielt ihr Gesicht mit geschlossenen Augen der verschleierten Sonne zugewandt. „Gesetzt den Fall, die Behälter mit den fremden Raumfahrern darin wären käuflich. Welcher Preis könnte da gefordert werden?“ Sie sprach als denke sie laut.
„Ach du Gott! Sie sind natürlich unbezahlbar. Ich könnte mir aber vorstellen, dass einer, der das Kapital hat, etliches springen ließe, Millionen Dollar vielleicht, nur, um ein solch sensationelles Stück zu besitzen. Denk’ an Gemälde, die gestohlen und nicht mehr aufgefunden oder andere, die zu horrenden Preisen ersteigert werden. Und wenn ein besessener Wissenschaftler dahinter steckt, der die Absicht hegt, mit dem Alien zu experimentieren…“
„Einer von derartigen Experten hat von einem von euch eine Information bekommen und gehandelt oder – handeln lassen.“
Unbeeindruckt von der abermaligen versteckten Verdächtigung, die sie natürlich ohnehin nicht erst auffasste, spekulierte Sandra Georgius mit: jemanden von der von dir erstgenannten Gruppe aufzuspüren, ist so gut wie aussichtslos. Bei der zweiten ist es zwar schwierig, könnte aber mit Mühe und viel Aufwand auf eine Spur führen. Es gibt einige Hundert bekannte Einrichtungen auf der Erde, denen man fachlich zutrauen könnte, sich mit unserem Exponat intensiv zu befassen. Die Hälfte, davon dürfte ihres Images wegen den illegalen Weg scheuen. Wenn man die andere Hälfte ausspioniert, observiert…“
„Du weißt,, dass das ausgeschlossen ist. Aber du sagtest ,bekannte’, gibt es auch unbekannte?“
Sandra Georgius lächelte. „Sagen wir, der Öffentlichkeit oder der Fachwelt nicht bekannte. Ja, ich glaube schon, dass es sie gibt. Ab und an taucht mal ein Artikel, ein Hinweis auf irgend ein Ergebnis auf, das man
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