Begegnung im Schatten
er enthielt ein wohlgeordnetes Gewirr von technischen Einrichtungen, Rohren, Behältern und kompakten Verkleidungen.
„Der oder Teile vom Antrieb. Das Herz des Shuttles“, schwärmte Roman Eiselt ehrfurchtsvoll.
„Und bum, aus war’s“, sagte Stephan Ramlundt Es klang, als sei er schadenfroh.
Dr. Sandra Georgius hatte deutlich das Gefühl, Stephan Ramlundt ging ihr aus dem Weg, seit dem Tag, an dem sie ihn wegen der Magnetentasche zur Rede gestellt hatte. Zunächst suchte sie die Ursache für sein betont zurückhaltendes Getue bei sich. Ließ sie es sich anmerken, dass sie ihn – zumindest, was den Vorfall mit der Tasche betraf – für einen Lügner hielt? Oder sollte er eingeschnappt sein, begriffen haben, dass sie die Grenze gesetzt hatte, dass außer dem Arbeitskontakt zwischen ihnen das Tuch zerschnitten war?
2. Teil
„Nun möchte ich aber doch gern wissen, weshalb ich unlängst niedergeschlagen werden musste! Das hatte ich vergessen zu fragen.“ Stephan Ramlundt trank einen Schluck aus seinem Cognacschwenker, lehnte sich gelöst zurück und verstaute das dickliche Kuvert im Anzug.
Die zwei Männer saßen in der auf historisch getrimmten „Fraunemer Stubb“ des Augustahotels in Fraunheim und hatten sich gerade ob des erfolgreichen Geschäftsabschlusses zugeprostet.
Markus Markowitsch lümmelte auf seinem Stuhl. In seinem leger geschnittenen Anzug vermutete man zu Recht einen kompakten, sogenannten Waschbrettkörper, auf den auch der kräftige Hals hindeutete, der den runden, mit sprödem graumeliertem Haar bedeckten Kopf trug. Kleinen, listigen Augen unter buschigen, blonden Brauen entging scheinbar nichts. Um den Mund hatte sich ein Zug gegraben, der auf manche Menschen überheblich wirken mochte. Jetzt aber schmunzelte er. „Was hätten Sie gemacht? Da kommt man nach einer vagen Information zig Kilometer weit gefahren, schleicht sich voller Risiko – in doppelter Hinsicht, denn noch konnte ich ja nicht ahnen, dass mir der angetrunkene Erich Lange nicht etwas vorgesponnen hatte – an bewaffneten Wächtern vorbei und trifft auf einen, der einem offensichtlich zuvor kommen will… zumal ich in ein nie gekanntes Hochgefühl verfallen war, weil ich feststellen musste, dass dieses Vehikel wahrhaftig existierte. Für einen Journalisten die Jahrhundertsensation und ich dieser Journalist, verstehen Sie? Da kann einem schon etwas aus der Kontrolle geraten. Als Sie dann so dalagen, ich neugierig auf weitere Zusammenhänge, den arg verschlossenen Apparat vor mir, da dachte ich, dass mir eine Bekanntschaft mit meinem Pendant vielleicht nützlich sein könnte – was sich dann ja als eine richtige Annahme herausgestellt hatte.“ Letzteres klang heiter-anzüglich.
Ramlundt lächelte säuerlich.
„Außerdem“, fuhr Markowitsch fort, „hatten Sie diese Magnete dabei, sodass ich annehmen musste, dass Sie weit mehr als ich über dieses Ereignis wussten, Sie offenbar Zugang zum Corpus delicti hatten, ich wieder verschwinden musste, Sie also einen für mich hoffnungslosen Vorsprung hatten. Waren das nicht weitere Gründe für ein Arrangement?“ Markowitsch nickte mit dem Kopf und langte nach seinem Glas.
„Und – wo ist Ihre sensationelle Jahrhundertreportage geblieben?“, fragte Ramlundt spöttisch. „Noch nicht mal jetzt, wo alle Welt davon spricht, habe ich von Ihnen etwas gelesen. Dabei waren Sie doch wirklich nahe dran, näher als die Geiferer jetzt.“
„Tja“, antwortete Markowitsch gedehnt. Er stieß hörbar die Luft aus. „Kurz gesagt, man muss Prioritäten setzen. Der Chefredakteur hatte Schiss. Eine Ente vielleicht. Ich sollte weiter recherchieren. Also suchte ich jemanden in der hiesigen Uni, um überhaupt erst einmal eine Meinung zu erfragen. Dort wurde ich an den richtigen Mann vermittelt. Ein Wort gab das andere. Und so fand ich unseren, sagen wir, Sponsor. Mit meiner Reportage wäre ich zwar groß raus gekommen, aber nach dem jetzigen Rummel wieder der Lokalreporter mit dem Kürzel ,Mark’. Ich hätte einmalig einen Batzen verdient, einmalig, verstehen Sie? Durch unser exzellentes Zusammenspiel, Herr Ramlundt, hat sich für mich vieles verändert, insbesondere auch, was das Einkommen betrifft, wenn Sie ahnen, was ich meine. Na, und Ihr Schade ist es wohl auch nicht.“
„Okay. Und nun sagen Sie mir noch, warum wir uns ausgerechnet hier treffen mussten? Unter den gegebenen Umständen ist mir die Fahrt nicht leicht geworden. Es ist allerhand in Bewegung am Tagebaurand.
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