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Begegnung im Schatten

Begegnung im Schatten

Titel: Begegnung im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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ich es habe, es vielleicht unrechtmäßig erworben hat? Er wird behaupten, es sei ein Fundstück. Da es sich weder um einen Goldschatz noch um ein Bauwerk aus der Bronzezeit oder sonst woher handelt, muss der Fund da meldepflichtig sein? Wo steht, dass Außerirdisches Staatseigentum ist? Und ich kann noch immer glauben, dass mich ein Spitzbube über den Tisch ziehen will. Sieht das Ganze nicht aus, wie das in Kunstharz eingegossenes Phantasieprodukt eines
überkandidelten Künstlers? Also – Mut, mein Freund, und keine rückgewandten Gedanken!“ Hauser klopfte Ramlundt auf die Schulter und deckte das Tuch über den Quader.
    Sie verließen den Raum; Hauser schloss sorgfältig ab, sprach dabei weiter: „Aber nicht nur er wird uns die nächste Zeit beschäftigen. Sie haben in der Anlage zum Vertrag gelesen, was alles ich mir noch vorgenommen habe. Auch da erwarte ich Ihre volle Unterstützung. Ergebnisse firmieren unter unserer beider Namen, wie vereinbart. Aber im Gegensatz zu Ihnen bleibt mir nicht mehr so viel Zeit.“
    In der Diele bemerkte Hauser noch: „Sie können im Haus, falls es einmal später wird, auch gern übernachten. Ihr kleines Reich ist entsprechend eingerichtet. Also – bis Anfang der Woche. Bis dahin sollten Sie einen Vorschlag haben, wie wir dem Quader beikommen. Sie wissen, Glas ist es nicht. Aber gewiss haben Sie sich mit Ihren ehemaligen Kollegen Gedanken darüber gemacht oder es gibt gar schon Analysenergebnisse…“
    In bester Stimmung fuhr Stephan Ramlundt zurück nach Fraunheim, überzeugt, das große Los gezogen zu haben. Was hatte ihm Kalisch mit auf dem Weg gegeben: „Hoffentlich bereuen Sie Ihren Schritt nicht, Stephan Ramlundt Sie wissen, dass ich Ihre Arbeit sehr geschätzt habe.“ Tja, er war schon arg überrascht, aber seinem Credo treu geblieben: ,Wer von mir weg will, aus welchem Grund auch immer, den werde ich weder unter Druck noch mit gutem Zureden zu halten versuchen. Gäbe er dem nach und bliebe, er würde kaum mehr mit voller Kraft für mich arbeiten.’ Sicher hat er damit Recht. Ein wenig schmerzlich dachte Stephan Ramlundt an die letzte Begegnung mit Sandra zurück. Ein normaler Händedruck, ein fast gleichgültiges „Mach’s gut“, dann doch: „Schade, wir werden einen qualifizierten Anthropologen brauchen. Viel Glück! Pausiere nicht zu lange, sonst verlierst du den Anschluss!“
    ,Wenn ihr wüsstet! Nicht eine Reise nach Äthiopien zu den Murzi-Nomaden ist es, die mich von euch wegfuhrt und die ich als Grund meines Entschlusses angegeben habe, sondern…’ Stephan Ramlundt lächelte und überholte im souveränen Bogen einen Radfahrer.
    Die drei Werktage, die ihm noch blieben, erschienen ihm knapp, für all das, was vor dem Antritt bei Hauser noch zu regeln blieb: Eine kleine Wohnung musste angemietet, verschiedene Ummeldungen getätigt und insbesondere die Fachliteratur und Persönliches von zu Hause, von Muttern, herangeschafft werden. Und einige Stunden musste er der alten Dame schon widmen, die seit Vaters Tod am einzigen Sohn besonders innig hing.
    „Von den uns bekannten Strahlungen dringt, so profan das klingt, nur Licht, mit Ausnahme des infraroten, durch den glasartigen Körper. Das heißt, wir können weder röntgen noch mit Ultraschall oder Gammastrahlen oder…“, Stephan Ramlundt winkte ab. „Er muss einfach aus dem Kasten raus.“
    „Ich möchte nur wissen, wie sie selber mit der Außenwelt kontaktieren. Sie müssen Nahrung zu sich nehmen, irgend etwas steuern. Irgendwie sind ja wohl auch die Exponate in die Schrankfächer gelangt. Er hat ja Hände – oder so etwas Ähnliches. Aber was will er damit anfassen in seinem Kasten!“ Franziska Hauser-Lan war an den Quader getreten, legte die Hände auf die Seitenflächen und schaute intensiv auf das Wesen im Inneren, als wolle sie ihm mit dem Blick das Geheimnis entreißen.
    „Die Lösung, so vermute ich, liegt hier, im unteren Teil des Gehäuses.“ Hauser stieß mit der Fußspitze dagegen. „Wir müssen unsere Denkschemata ablegen. Wer interstellar reist, ist uns im Wissen weit voraus.“
    „Das Zeug ist ziemlich weich“, bemerkte Ramlundt. „Wir haben – dort probiert.“
    „Es wird uns auch nichts anderes übrig bleiben, als zu sägen. Das ist bedauerlich, aber wohl nicht zu ändern.“ Hauser hob die Schultern. „Morgen!“ – Zu viert wollten sie die Sache angehen: Markowitsch war mit zugegen, und Franziska wollte sich das Ereignis auf keinen Fall entgehen lassen.
    Sie schleppten

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